„Ihr seid doch Spinner“ Konsequenzen für Mitarbeiter nach Rettungswagen-Durchsage

Düsseldorf · Ein kurzer Spruch mit weitreichenden Folgen: Nachdem ein Düsseldorfer Rettungswagen an einer „Corona-Rebellen“-Kundgebung vorbeifuhr und via Lautsprecher „Ihr seid doch Spinner“ sagte, nimmt das Deutsche Rote Kreuz den Mitarbeiter in die Pflicht.

 In einer ähnlichen Szene fuhr der Rettungswagen an den Demonstranten vorbei. (Symbolbild)

In einer ähnlichen Szene fuhr der Rettungswagen an den Demonstranten vorbei. (Symbolbild)

Foto: dpa/Boris Roessler

Die Durchsage „Ihr seid doch Spinner“ eines Rettungswagens an einer Kundgebung sogenannter „Corona-Rebellen“ hat für den betroffenen Mitarbeiter Konsequenzen: Er erhalte ein Disziplinargespräch mit derzeitig offenem Ergebnis, sagte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Er sei bereits darüber belehrt worden, dass das Handeln des DRK von Neutralität geprägt sei. Im Internet hatte sich gleichzeitig eine Welle der Solidarität für den Mann gebildet.

Ein kurzes Video der Durchsage sorgt seit Donnerstag für Aufsehen im Internet. In der Sequenz ist zu sehen und hören, wie der Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn an der Kundgebung vorbeifährt und aus dem Lautsprecher dann „Ihr seid doch Spinner“ kommt. Laut Düsseldorfer Feuerwehr ist das Video am vergangenen Sonntag entstanden.

Die Feuerwehr hatte die Durchsage kritisiert, den Urheber aber auch in Schutz genommen: „Es kann sich hierbei um eine Reaktion aus einer sehr belastenden Situation heraus gehandelt haben: Die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes erleben die Pandemie nun seit mehr als 12 Monaten hautnah mit“, hieß es in einer Mitteilung. Weitere Maßnahmen habe man der Partnerorganisation überlassen, zu der das Team im Rettungswagen gehörte.

Diese Organisation ist das Deutsche Rote Kreuz. Mit anderen Hilfsdiensten und der Düsseldorfer Feuerwehr betreibt das DRK den Rettungsdienst in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Mit Bezug auf den Mitarbeiter sagte die Sprecherin am Freitag: „Wir haben ihm zudem deutlich gemacht, dass es nicht mit unseren professionellen Ansprüchen vereinbar ist, wenn über die Sprechanlage eines Einsatzfahrzeuges nicht einsatznotwendige Kommentare oder Aussagen, welchen Inhalts auch immer, abgegeben werden.“

Das Handeln des Deutschen Roten Kreuzes sei „durch sein verbandliches Selbstverständnis und hier insbesondere durch seine Grundsätze bestimmt. Einer dieser Grundsätze lautet Neutralität“, betonte die Sprecherin. „Das DRK nimmt keinerlei Stellung zu dem Anliegen der Demonstranten. Die Aussage unseres Mitarbeiters war eine rein persönliche Meinungsäußerung, sie stellt keine Positionierung des DRK dar.“

Im Internet sorgte das Video für Debatten und eine Welle der Solidarität. Der Hashtag #IhrSeidDochSpinner war einer der meist benutzten am Freitag bei Twitter. Während sich die Demonstranten in dem Video über die Durchsage beschweren und es im Netz auch kritische Stimmen gibt, stellte sich ein Großteil der Twitter-User hinter die Besatzung des Rettungswagens. „Volle Solidarität“ forderten viele, oder sogar einen Gehaltsbonus statt negativer Konsequenzen.

(dpa)
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