Salon du Chocolat in Paris Ein Besuch im Schokoladen-Paradies

Paris · Der Salon du Chocolat in Paris lockt in diesen Tagen Tausende Besucher an. Es wird aber nicht nur genascht, diskutiert werden auch die neusten Trends bei der Herstellung.

 Salon du Chocolat in Paris.

Salon du Chocolat in Paris.

Foto: Knut Krohn

Das ist das Schlaraffenland! Aus den Brunnen fließt kein Wasser, sondern flüssige Schokolade, am Wegrand stehen Blumen aus Schoko-Bonbons. Einige Schritte weiter sind Kleider zu sehen, hergestellt aus dünnem Marzipan, leckere Pralinen sind zu Bergen gestapelt, ein lebensgroßer Eisbär aus weißer Schokolade steht im Rampenlicht, es riecht nach frischem Kuchen und gerösteten Kakaobohnen.

Paris ist in diesen Tagen das Mekka der Schokoladenliebhaber. Zum 25. Mal findet dort im Messezentrum Porte de Versailles der Salon du Chocolat statt. Die Teilnehmer haben sich zum Jubiläum besondere Mühe gegeben, fünf Tage lang demonstrieren Chocolatiers und Konditormeister aus über 15 Ländern den Besuchern ihre Kunst. Einer der Höhepunkte war bei der Eröffnung eine Modenschau mit kunstvollen Kleidern aus bester Schokolade. Die Models bewegten sich allerdings so vorsichtig, dass die Vermutung aufkommen kann, dass diese Roben für den Alltagsgebraucht nicht tauglich sind – vor allem nicht im Hochsommer.

Das Publikum darf allerdings nicht nur staunen, die Schoko-Fans können auch selbst Hand anlegen und ihre eigenen Pralinen herstellen, zudem wird in verschiedenen Foren viel diskutiert über die Herstellung der süßen Köstlichkeiten und neusten Trends.

„Den Leuten wird immer wichtiger, dass die Schokolade biologisch und fair hergestellt wird“, erzählt eine junge Frau am Stand von Meybol Cacao und verteilt kleine Kostproben an die vorbeiflanierenden Besucher. Die deutsche Firma hat sich auf den Import von sehr hochwertigen Edelkakaosorten aus Peru spezialisiert und macht versucht sich auf diese Weise von der Konkurrenz abzusetzen. Bei der Herstellung werde nicht nur darauf geachtet, dass umweltschonend gearbeitet wird, erklärt die junge Frau weiter, man biete auch den Menschen vor Ort sichere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung.

Ein Gang durch die Halle unterstreicht die Einschätzung der Meybol-Mitarbeiterin. Viele Firmen aus den Herstellerländern sind in Paris zu finden und alle betonen den bewussten Umgang mit der Umwelt und die nachhaltigen Arbeitsbedingungen. Jeder unterstreicht, dass es das Ziel sei, sich von den großen Kakaoanbietern unabhängig zu machen, um auf diese Weise auch den Heimatländern zu einer nachhaltigeren wirtschaftlichen Entwicklung verhelfen wollen.

Schokolade, soweit das Auge reicht

Ein älterer Mann hat sich an einem Stand in einen kleinen Katalog vertieft. „Es ist einfach erstaunlich hier“, sagt Jacques Duret. Sein Anreiseweg war kurz, denn er kommt aus Paris, ist aber zum ersten Mal auf dem Salon du Chocolat und probiert sich schon seit Stunden durch die Schokoladenarten der verschiedenen Länder. „Gerade habe ich gelernt, dass auch in Saudi-Arabien Schokolade hergestellt wird.“ Zudem hätte er vorher nicht vorstellen können, dass die Schokoladen in den verschiedenen Regionen so unterschiedlich schmecken kann. „Jedes Volk scheint da seine eigenen Vorlieben zu haben“, lautet eines seiner Resümees.

Mélanie Bernadet kommt während der fünf Messe-Tage kaum zum Probieren der Köstlichkeiten. Sie steht gut gelaunt am Stand des kleinen Familienbetriebes Délices au Miel inmitten großer Laibe Gewürzbrot, Körben voll mit Honigbonbons und kleinen Bergen von Nougatstücken. „Wir sind eigentlich Imker“, sagt sie, aber im Laufe der Zeit habe sich die Produktpalette etwas ausgedehnt. Ihr Hof befindet sich in Roussas, einer kleinen Gemeinde in Südfrankreich. „Jeden Sommer kommen Gäste aus Paris zu uns, um einzukaufen oder in den Ferienwohnungen den Urlaub zu verbringen“, erzählt Mélanie Bernadet vergnügt, „nun kommen wir eben nach Paris und so können uns unsere Gäste hier besuchen – und sie müssen dafür nicht so weit fahren.“ Der Salon de Chocolat ist für sie aber auch jedes Jahr eine gute Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen. „Man kommt mit den Menschen ins Gespräch, das ist das Schöne an meiner Arbeit“, sagt Mélanie Bernadet und reicht zum Abschied ein Stück pain d’épice über den Tresen.

Nach einem mehrstündigen einseitigen Bombardement der Geschmacksnerven mit Schokolade scheint der menschliche Körper allerdings nach einem gewissen Ausgleich zu streben. Strategisch geschickt liegt direkt am Ausgang des Salon du Chocolat die Filiale einer Burgerkette. Nicht wenige Besucher lenken ihren Schritt auf dem Heimweg noch kurz in Richtung des großen „M“. Die Tüte mit der Schokolade unterm Arm laben sie sich dann im Gehen an einer großen Portion salziger Pommes.

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