Tourismus auf Mallorca Ein Eimer Sangria für 3000 Euro

Palma de Mallorca · Verboten waren öffentliche Saufgelage an den Stränden von Palma de Mallorca bereits. Nur geschah wenig bis nichts. Jetzt sollen drastische Strafen durchgesetzt werden.

 Das war's dann wohl mit dem Eimersaufen: Am Strand von Palma de Mallorca drohen dafür jetzt empfindliche Strafen.

Das war's dann wohl mit dem Eimersaufen: Am Strand von Palma de Mallorca drohen dafür jetzt empfindliche Strafen.

Foto: picture alliance / dpa

Nun soll es ernst werden an Mallorcas Partymeile Playa de Palma, die unter dem Namen Ballermann berühmt geworden ist. Inselregierung und die Stadtverwaltung Palmas kündigten an, nunmehr durchzugreifen. Von jetzt an wollen die Behörden mit noch härteren Strafen gegen alkoholisierte Touristen vorgehen, welche sich am Strand, auf der Promenade oder auf den Straßen danebenbenehmen.

„Wir werden nicht wegsehen und sehr streng sein“, warnte Palmas Bürgermeister José Hila. „Wir wollen keinen Sauftourismus. Wir sind entschlossen, damit aufzuräumen.“ Die Anwohner und die große Masse der zivilisierten Urlauber müssten vor den Exzessen und den damit verbundenen Belästigungen geschützt werden.

Bürgermeister Hila hatte öffentlichkeitswirksam ins Epizentrum des Partytourismus eingeladen: Er stellte seine Saubermann-Kampagne in der Nähe eines jener Biergärten am Strand vor, in dem die Kampftrinker gerne mit langen Strohhalmen und bis zum Umfallen ihre Sangria süffeln.

Innerhalb der gastronomischen Betriebe darf weiterhin nach Belieben und bis zum frühen Morgen getrunken werden, aber außerhalb nicht mehr – dort ist die Party nun zu Ende. 100 zusätzliche Polizisten sollen dafür sorgen, dass die Sittenregeln an der Playa de Palma in dieser Urlaubssaison, in der auf der Insel ein neuer Touristenrekord erwartet wird, eingehalten werden. Wer sich an dieses öffentliche Saufverbot nicht hält, muss mit Hammerstrafen zwischen 1500 und 3000 Euro rechnen. Hila setzt darauf, dass dies abschrecken werde. Auch im vergangenen Sommer waren öffentliche Besäufnisse bereits verboten, doch hatte sich kaum jemand darum geschert. Vielleicht weil die Bußen von damals 200 Euro für jene, die mit einem Sangria-Eimer am Strand oder auf der Promenadenmauer erwischt wurden, nicht schmerzhaft genug waren. Oder weil es zu wenige Polizisten gab, um das Verbot durchzusetzen.

„Wir halten das nicht mehr aus, dieser Sauftourismus ruiniert unsere Gesundheit“, klagte dieser Tage die Anwohnerinitiative des Strandortes S’Arenal, zu dem die Ballermann-Meile gehört. „Hier zu leben, ist die Hölle.“ Und es werde trotz aller politischen Versprechungen, mit Lärm, Müll und Alkoholexzessen im Viertel aufzuräumen, nicht besser, sondern sogar immer schlimmer. „Es kommen immer mehr Leute mit dem Ziel, sich zu besaufen.“ Daran ist freilich auch die Reisebranche nicht ganz unschuldig, die mit dem Partytourismus gute Geschäfte macht. Einer der größten deutschen Reiseveranstalter warb bis vor Kurzem für den „Partyurlaub am Ballermann“ mit der Botschaft: „Feiern, bis der Arzt kommt.“ Die Partymeile locke mit „lauter Musik und vollen Bierkrügen“ und sei das Richtige für alle, „die es so richtig krachen lassen möchten“. Nach scharfem Protest der Inselregierung wurde die Werbung eliminiert.

„Wir wollen das Feiern nicht verbieten“, stellt Biel Barceló, Tourismusminister der Balearischen Inseln, klar. In den Bars, Biergärten und Diskotheken bleibe der Partyspaß unbeschränkt. Nur in der Öffentlichkeit müsse es künftig gesitteter zugehen. Damit sich auch Familien, erholungssuchende Urlauber und Anwohner an der Playa de Palma wohlfühlen könnten. Übrigens, so Barceló, werde niemand bestraft, der friedlich eine Dose Bier am Strand trinke.

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