Essen: Mangelhaft - Schlechte Note für Schulmensen

Mönchengladbach · Fünf Jahre lang haben Wissenschaftler in Schulmensen vor allem in Nordrhein-Westfalen in die Kochtöpfe geguckt. Was sie dort sahen, bewerteten sie glatt mit mangelhaft. Aber auch wenn Eltern den Kochlöffel schwingen, ist nicht alles gut.

 Die Qualität der Schulverpflegung in Deutschland ist laut einer Studie häufig noch mangelhaft.

Die Qualität der Schulverpflegung in Deutschland ist laut einer Studie häufig noch mangelhaft.

Foto: dpa

Ungesund, verkocht, unhygienisch: DieVerpflegung in deutschen Schulmensen ist nach Einschätzung vonWissenschaftlern schlecht. "Es gibt Defizite, die man zum Teil alsgravierend bezeichnen muss", stellte Ernährungswissenschaftler VolkerPeinelt von der Hochschule Niederrhein am Freitag in Mönchengladbachfest.

Bundesweit erfüllten rund 90 Prozent der Schulen dieQualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) angesundes Essen nicht. Grundlage dieser Einschätzung seienErfahrungswerte aus fünf Jahren Forschung, vor allem inNordrhein-Westfalen. Peinelt fordert, die Zertifizierung von Schulenund Zulieferern zur Pflicht zu machen.

Selbst die frisch gekochten Mahlzeiten von Eltern, Lehrern undehrenamtlichen Mitarbeitern seien nicht viel besser, sagte Peinelt."Das geht in der Regel schief." Es fehlten etwa Kenntnisse überHygienestandards. Mängel gebe es vor allem aber bei denBillig-Zulieferern.

Grundsätzlich sei das größte Problem die lange Warmhaltezeit,erklärte Peinelt. Das Essen werde extern gekocht, warm angeliefertund in den Schulen bis zu sechs Stunden lang warm gehalten. Viel zulang, meinte der Ernährungswissenschaftler. Die Vitamine seien nachder Zeit raus, das Essen sei zerkocht und der Geschmack hin. DieSchüler äßen dann nur noch mit Widerwillen.

Bei zunehmendem Ganztagsunterricht müsse die Qualität vonSchulessen ein Thema sein. Peinelt plädierte für einen neuen Ansatz:Essen müsse extern "al dente" gekocht, schnell heruntergekühlt undkurz vor der Verwendung mit einem Dampfverfahren erhitzt werden. "DerGeschmack ist wie frisch gekocht, und es ist hygienisch", sagtePeinelt.

Auch die Vitamine würden auf diese Weise bewahrt. Außerdemsei dieses Verfahren deutlich preiswerter. Umsetzen könnten das abernur hochqualifizierte, professionelle Zulieferer.

Noch sei die Bereitschaft bei Schulmensen, sich in die Töpfegucken zu lassen, gering. Die Wissenschaftler schauten in denvergangenen fünf Jahren bei 200 Schulmensen vor allem in NRW genauerhin - im Rahmen von Studienarbeiten, Projekten und Zertifizierungen.

Bei einem Projekt des Landes hätten sich 100 Schulmensen kostenloszertifizieren lassen können. Kaum eine Mensa aber habe das gewollt.Laut Peinelt sind bundesweit rund 50 Zulieferer zertifiziert.