Kultfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" Falsches Pferd am Schloss

BONN · Ein paar Takte der zauberhaften Melodie genügen, schon sind Fans des Märchenfilms "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" in Weihnachtsstimmung. Seit der Klassiker 1973 als DDR-CSSR-Koproduktion gedreht wurde, gehört er zum alljährlichen Feiertagsritual.

"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel": Filmmärchen mit Libuse Safrankova und Pavel Travnicek

Foto: WDR/Degeto

Sogar in Norwegen, Spanien und in den Arabischen Emiraten hat der Film seine Fans. Das und weitere Hintergründe verraten Ausstellungen in den Barrandov-Filmstudios in Prag und im Schloss Moritzburg in Sachsen.

15 Sendetermine - zwischen 7.25 Uhr für die jüngsten Fans und 0.45 Uhr für alle, die dem Märchenalter eigentlich entwachsen sind - haben die deutschen Kanäle auch in diesem Jahr während der Weihnachtstage geplant. Warum das so ist? Mit der winterlichen Kulisse eignet sich der Film wunderbar für die kalte Jahreszeit. Dabei rieselte der Schnee nicht immer vom Himmel, er kam gelegentlich auch aus der Trickkiste. Während die Tschechen auf Kunstschnee aus Plastikflocken setzten, warteten die deutschen Techniker mit "Schnee" auf, der auf der Basis von Fischabfällen hergestellt worden war und entsprechend streng roch.

Selbst die Weltpolitik spielt eine Rolle in der Märchengeschichte, in der Aschenbrödel ein wenig an Pippi Langstrumpf erinnert und reitet, auf Bäume klettert und den Prinzen an der Nase herum führt: Der Dramaturg Frantisek Pavlícek arbeitete am Drehbuch mit, wurde aber aus politischen Gründen nicht im Abspann genannt. Vier Jahre später gehörte er neben Vaclav Havel zu den Unterzeichnern der Charta 77. Auch war es selbst zwischen kommunistischen Bruderstaaten nicht einfach, Pferde über die Landesgrenzen zu transportieren. So kommt es, dass unterschiedliche Rösser verwendet wurden und in einer Szene sogar das falsche Pferd vor dem Schloss steht.

Diese und zahlreiche andere Anekdoten verraten die (englischen) Begleittexte in einer Ausstellung der traditionsreichen Filmstudios Barrandov im Süden Prags. Dazu gibt es Kostüme und Filmutensilien zu sehen, zum Beispiel den riesigen Hut der bösen Stiefmutter: 60 Zentimeter breit ist er und mit einer bodenlangen Schleppe versehen - in der Vitrine sieht er noch gewaltiger aus als im Film. Am Ende des Rundgangs, bei dem man auch TV-Helden wie "Pan Tau" und dem Welterfolg "Amadeus" begegnet, schlüpfen die Besucher im Keller selbst in die eine oder andere Verkleidung.

Gedreht wurde 1973 vor allem in den Prager Studios, den DEFA-Filmstudios in Berlin und vor der Kulisse der Moritzburg in Sachsen. In dem Barockschloss mit den vier trutzigen Türmen eröffnete vor kurzem ebenfalls eine komplett überarbeitete Ausstellung über den Aschenbrödel-Film. So hat man unter anderem den Dachboden nachgebaut, in dem Aschenbrödel die Eule Rosalie trifft.

Vor allem einige Kostüme lassen die Herzen der Fans höher schlagen. Zu bewundern ist auch Aschenbrödels Ballkleid, das bei einer vorherigen Ausstellung gestohlen und später anonym zurückgegeben wurde.

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