125 Jahre Schallplatte Faszination Vinyl

Die Schallplatte ist eines der ältesten modernen Speichermedien überhaupt. Viele Generationen hat sie schon überlebt, weitere werden folgen. Im vergangenen Jahr ist sie 125 Jahre alt geworden.

 Schallplatte: Ein haptisches Erlebnis.

Schallplatte: Ein haptisches Erlebnis.

Foto: dpa

Von Emil Berliner erfunden, zunächst aus Zinkblech, dann aus der harzartigen Substanz Schellack hergestellt, machte sie den Musikkonsum für eine breite Bevölkerung (fast) überall möglich, ohne dass man gleich eine Band bestellen musste.

In der Nachkriegszeit trat sie mit dem zunehmendem Wohlstand in der westlichen Welt ihren Siegeszug an, der in den achtziger Jahren sein schleichendes Ende mit der Entwicklung der digitalen CD fand. Waren 1977 allein in den USA noch 344 Millionen Tonträger auf Vinyl verkauft worden, lagen die Verkäufe laut dem Onlineportal "Digital Music News" Anfang der neunziger Jahre nur noch bei rund drei Millionen Exemplaren.

In Deutschland hat diese Entwicklung hin zur CD etwas später eingesetzt: 1991 wurden noch rund 23 Millionen LPs verkauft, 2001 waren es nur noch 300.000. Die wichtigsten Konzerne der Phonoindustrie hatten da schon längst gemeinsam den "Tod der Schallplatte" ausgerufen.

Seit rund fünf Jahren feiert sie ein Comeback. Klassische Plattenläden verbannen immer mehr CDs und machen somit Platz für Vinyl.

Fast alle Neuerscheinungen werden mittlerweile wieder auf Vinyl veröffentlicht, das in Wahrheit PVC (Polyvinylchlorid) ist. Die Bezeichnung Vinyl hat sich nur eingebürgert, weil es cooler klingt.

Knapp 80 Prozent des Gesamtumsatzes der deutschen Musikindustrie wurde 2012 mit physischen Tonträgern erwirtschaftet. 1,4 Prozent entfallen insgesamt auf Vinyl-Veröffentlichungen. Der Umsatz mit den schwarzen Scheiben kletterte gegenüber 2011 um 40 Prozent, rund eine Million Platten wurden verkauft.

"Das Wachstum der letzten Jahre lässt einen nachhaltigen Trend zum Vinyl erkennen", sagt Andreas Leisdon, Pressesprecher des Bundesverbandes Musikindustrie. Seit 2006 hat dieser wachsende Verkaufszahlen in Deutschland registriert. "Vinyl etabliert sich in der Nische. Es gibt immer mehr Händler, sowohl online als auch physisch, die das Format wieder ins Programm nehmen", sagt Leisdon.

Für Benno Salgert von Hifi Linzbach in Bonn hat die Renaissance der Schallplatteviel mit Haptik zu tun. "Die jungen Leute sind von einer digitalen Welt umgeben. Sie sehnen sich nach etwas Greifbarem." Zudem trage die DJ-Kultur, aus der sich die Platte insbesondere durch HipHop und durch die elektronische Musik nie verabschiedet hat, dazu bei, dass so etwas wie ein Kult entstanden ist.

Ein entscheidender Grund für den Aufschwung ist laut Salgert aber auch, dass viele Ältere wieder zu dem Medium ihrer Jugend zurückkehren. "Wenn die beim Aufräumen auf ihren alten Plattenspieler stoßen, ihn anschließen und eine Platte auflegen, fragen sich viele, warum sie überhaupt zur CD gewechselt sind."

Das Aha-Erlebnis ist dabei immer wieder der Klang. "Wenn ich die Augen schließe, habe ich immer das Gefühl, jemand spielt live vor mir", sagt Salgert. Die Klangtiefe und die "Räumlichkeit" nähmen zu. Es entsteht das Gefühl, die Musik würde atmen und nicht in ein enges digitales Korsett aus Einsen und Nullen gepresst sein, das durch einen Laser abgelesen wird, wie es bei einer CD der Fall ist.

Laut Salgert liegt das auch an den Obertönen ab 20 Kilohertz, die nicht mehr abgetastet werden. "Diese Frequenzen sind zwar für das menschliche Ohr nicht hörbar, aber sie verändern den Ton insgesamt."

Durch die analoge Technik, bei der die Nadel des Plattenspielers die Rillen abtastet, in die die Toninformationen gepresst wurden, gehen sie nicht verloren.

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