Alfred Biolek Fernsehmann wird 80 Jahre alt

BONN · Er hat am laufenden Band Fernsehgeschichte geschrieben. Und das nicht nur mit der legendären gleichnamigen TV-Show, die er Mitte der 1970er Jahre für Rudi Carrell produzierte. Auch als Mann vor der Kamera hat er Meilensteine gesetzt in der TV-Unterhaltung.

Mittlerweile ist es deutlich ruhiger geworden um ihn, und er selbst hat jüngst gesagt: "Wenn man älter wird, dann werden die Kreise kleiner." Auch an seinem Ehrentag wird es ein eher kleiner Kreis von Freunden sein, mit denen er in Köln feiert: Alfred Biolek wird 80.

Rechtsanwalt hätte er werden sollen, wenn es nach seinem Vater gegangen wäre. Jura hat er auch studiert. Mit Prädikatsexamen und Promotion. Doch bei der Juristerei hält es den in Freistadt im heutigen Tschechien als Sohn eines Anwalts und einer Laienschauspielerin geborenen und später vertriebenen Alfred nicht lange.

Das ZDF braucht zwar 1963 einen Justiziar, doch die Möglichkeiten des Fernsehens reizen die Schaffenskraft des Medienmenschen - ob nun bei "Die Drehscheibe" oder "Tips für Autofahrer". 1970 wird dem großen Unterhalter der Rahmen ZDF zu klein. Als Produzent bei der Bavaria Film in München holt er die Monthy Python, die Großmeister des gehobenen Blödsinns, für zwei eigens für den deutschen Markt geschriebene Flying-Circus-Folgen nach Deutschland.

Eine erste von manchen Pioniertaten des Mannes mit dem Näschen für Talente. Mit dem "Kölner Treff" einmal richtig durchgestartet, macht Biolek 1979 zusammen mit Andreas Lichter die Pro GmbH auf, wird Herr seiner eigenen Ideen. Eine davon wird "Bio's Bahnhof". Mit dieser Unterhaltungsshow setzt der Gastgeber hierzulande noch unbekannte Künstler wie Helen Schneider, Kate Bush oder eine gewisse Anke Engelke auf die Erfolgsschiene.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. "Bei Bio", "Mensch Meier", "Boulevard Bio", "alfredissimo! - Kochen mit Bio": Welches TV-Rezept Biolek auch anrührt, es schmeckt dem Publikum. Mancher empfindet den Talkmaster Biolek als zu schmuseweich, doch sein stets respektvoller Umgang mit den Großen und weniger Großen dieser Welt mündet in meist sehr intime Gespräche. Unterhaltung mit Haltung.

So stilsicher ist vor allem Rosa von Praunheim nicht, als er Bio Ende 1991 in einer insgesamt schwer erträglichen RTL-Show namens "Explosiv - der heiße Stuhl" als homosexuell outet. "Ich habe einen Schlag bekommen, der sehr weh getan hat, aber irgendwie hat dieser Schlag eine Verspanntheit gelöst, die danach weg war", sagte Biolek später dazu.

Geschmerzt haben dürfte ihn auch die Insolvenz seine Produktionsfirma im Mai 2010. Da sind Bios große Fernsehzeiten schon vorbei, und nach einer rauschenden Zeit mit Partys und Promis in Berlin wirft ein Unglück in Köln ihn völlig aus der Bahn: Ein schwerer Treppensturz kostet Biolek fast das Leben. Koma, Reha. Die langjährige Beziehung zu Freund Constantin zerbrochen. Aber da ist Scott Ritchie, ein wesentlich jüngerer Freund aus alten Tagen. Er pflegt Bio und päppelt ihn wieder auf. Scott wird sein zweiter Adoptivsohn. Nach Keith, seinem ersten Lebenspartner aus den USA.

Der Freundeskreis um Alfred Biolek ist kleiner geworden. Geblieben sind die, die wirklich wichtig sind. Biolek treibt es auch nicht mehr so oft aus dem Haus. "Ich habe keine Pläne mehr", sagte er dieser Tage einem dpa-Reporter in Köln. "Wenn man so alt ist wie ich, dann schaut man nicht mehr so weit in die Zukunft."

Das WDR Fernsehen ehrt Alfred Biolek Donnerstagabend ab 22 Uhr mit dem Dokumentarfilm "Mensch, Bio!" von Sandra Maischberger. Anschließend gibt's Höhepunkte seiner TV-Schaffenszeit.

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