Mehr Zwischenfälle hierzulande Flughafen London-Gatwick wegen Drohnen lahmgelegt

London · Polizei und Armee versuchen Drohnenflüge über dem Londoner Flughafen Gatwick zu stoppen. Hunderte Flugzeuge müssen am Boden bleiben oder werden umgeleitet. Zehntausende Passagiere sind davon betroffen. Auch in Deutschland stören Drohnen immer häufiger den Luftverkehr.

 In Deutschland hat die Zahl der Zwischenfälle mit Drohnen deutlich zugenommen. Welche Auswirkungen diese haben können, zeigt sich gerade am Flughafen London-Gatwick.

In Deutschland hat die Zahl der Zwischenfälle mit Drohnen deutlich zugenommen. Welche Auswirkungen diese haben können, zeigt sich gerade am Flughafen London-Gatwick.

Foto: Julian Stratenschulte/Symbol

An einem der größten Drehkreuze Europas geht nichts mehr: Drohnen über der Startbahn haben den Londoner Flughafen Gatwick komplett lahmgelegt. Mindestens 70.000 Menschen saßen fest oder wurden umgeleitet.

Behörden rechneten mit einem rund 24-stündigen Stillstand bis Donnerstagabend, vielleicht sogar darüber hinaus.

Die Startbahn des siebtgrößten Airports Europas war am Mittwochabend geschlossen worden. Auch für den Freitag sei mit Störungen zu rechnen, teilte der Flughafen mit. Für Donnerstag waren 115.000 Reisende erwartet worden, für Freitag 126.000. Auch in Deutschland hat die Zahl der Drohnen-Zwischenfälle zuletzt deutlich zugenommen.

Die Störmanöver über Gatwick konnten Einsatzkräfte auch bis Donnerstagnachmittag trotz eines großen Polizeieinsatzes nicht unterbinden. Sogar ein Hubschrauber und Scharfschützen sollen Medienberichten zufolge im Einsatz gewesen sein. Am Donnerstagabend kündigte Verteidigungsminister Gavin Williamson an, die Armee werde mit Spezialgerät dabei helfen, dem Treiben ein Ende zu setzen.

Die Polizei bezeichnete die Störungen als "absichtliche Handlung", gegen die man mit allen verfügbaren Mitteln vorgehe. Bei den Drohnen am Londoner Flughafen handelt es sich der Polizei zufolge nicht um Hobby-Fluggeräte. Sie seien für den professionellen Einsatz bestimmt. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es jedoch nicht.

Bereits am Mittwochabend saßen viele Passagiere stundenlang in ihren startklaren Maschinen fest, während ankommende Flugzeuge zu - teils Hunderte Kilometer entfernten - Flughäfen umgeleitet wurden. In den frühen Morgenstunden war der Betrieb kurzzeitig wieder aufgenommen, dann aber erneut gestoppt worden.

Auch am Himmel der Bundesrepublik hat die Zahl der Zwischenfälle mit Drohnen in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Laut der Deutschen Flugsicherung wurden bis einschließlich November 152 Behinderungen gemeldet, bei denen Verkehrsflieger durch Drohnen behindert wurden, die gefährlich nah an Flughäfen oder auf der Strecke auftauchten. Im bisherigen Rekordjahr 2017 waren es nur 88.

Deutsche Luftverkehrsverbände forderten schärfere Regeln für den Betrieb der unbemannten Flugkörper in Deutschland. "Wir weisen schon seit geraumer Zeit darauf hin, dass wir eine Registrierungspflicht für Drohnen brauchen, damit Verantwortung und Haftung klar zugewiesen werden können", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Matthias von Randow, in Berlin. Das müsse auf europäischer Ebene geregelt werden. Die bislang vorgeschriebene Plakette an der Drohne reiche nicht aus. Der Flughafenverband ADV verlangt zudem, die Drohnen mit einem System auszustatten, das sie wie Flugzeuge elektronisch sichtbar macht.

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