Unschöne Zwischenfälle im Nachbarland Frankreich will härter gegen Hooligans vorgehen

Paris · Immer häufiger eskaliert in den Fußballstadien die Gewalt. Der Verband will dieser Entwicklung nun entschieden gegensteuern.

 Fußball-Ultras beim Abbrennen von Pyrotechnik. (Symbolbild)

Fußball-Ultras beim Abbrennen von Pyrotechnik. (Symbolbild)

Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

In Frankreich herrscht sehr schlechte Stimmung. Seit einem Jahr gehen die sogenannten Gelbwesten gegen die soziale Ungerechtigkeit auf die Straße und nun hält auch noch ein Streik gegen die geplante Rentenreform das Land seit rund zwei Wochen im Würgegriff. Die ständig stattfindenden Demonstrationen werden immer häufiger von brutaler Gewalt begleitet, was offenbar den Aggressionspegel auch bei Sportveranstaltungen spürbar ansteigen lässt.

In diesen Tagen kam es zu mehreren unschönen Zwischenfällen, die nach Ansicht von Beobachtern eine neue Qualität der Gewalt in den Stadien darstellen. Für Aufsehen sorgte am Wochenende ein Zwischenfall in Toulouse, wo einige Randalierer versuchten, die Tribüne des Club-Präsidiums zu stürmen.

Grund der Wut war ein mit 0:1 Toren verlorenes Match gegen Reims, womit sich der südfranzösische Verein in der ersten Liga nun auf einem Abstiegsplatz befindet. Antoine Kombouaré, seit wenigen Monaten Trainer in Toulouse, erklärte danach, dass er die Fans verstehen könne, „aber es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden sollten“.

In Lyon kommt es zu Tumulten

Auch in Lyon kam es zu Tumulten mit Fans, als diese nach dem Champions-League-Spiel ihrer Mannschaft Olympique gegen den Bundesligisten RB Leipzig (Ergebnis: 2:2) den Platz stürmten. Der Grund: sie forderten auf einem Transparent den Rauswurf des brasilianischen Verteidigers Marcelo. Dabei kam es zu einem Handgemenge, als der Spieler Memphis Depay aus Lyon den Rowdies das Banner entreißen wollte. Als daraufhin noch mehr Anhänger aus Lyon den Platz stürmten und die Situation zu eskalieren drohte, scharten sich die übrigen Olympique-Profis um den niederländischen Stürmer und verhinderten damit mögliche Handgreiflichkeiten. Auslöser für den Tumult war eine heftige Auseinandersetzung Marcelos mit einer Fan-Gruppe wenige Tage zuvor am Rand eines Fußballspieles. Die Clubführung reagierte einigermaßen hilflos auf die Situation, erklärte aber nach dem Eklat im eigenen Stadion, dass der Anführer der randalierenden Fans identifiziert und mit Sanktionen belegt worden sei.

Doch nicht nur die höchste Spielklasse scheint ein Problem mit der zunehmenden Aggression in den Stadien zu haben. Zu unschönen Szenen kam es dieser Tage in der dritten Fußballliga in Saint-Ouen bei Paris. Die Sportministerin Roxana Maracineanu wollte dort mit einigen Freunden eine Begegnung der Red Star gegen US Quevilly besuchen, als sie plötzlich von mehr als einem Dutzend Fans bedrängt wurde.

Zuerst wurden politische Parolen gegen die Regierung skandiert, dann jedoch flogen plötzlich Schimpfwörter und auf kurzen Videoschnipseln ist zu sehen, wie die Ministerin mit Wasser bespritzt wird. Die Situation drohte zu eskalieren, weshalb sich die Polizei dazu entschloss, die Politikerin aus dem Stadion zu bringen. Sie sei von einer Gruppe Maskierter bedrängt worden, erklärte Roxana Maracineanu nach dem Vorfall und zeigte sich vom Grad der Gewaltbereitschaft der Angreifer schockiert.

Noël Le Graët, Präsident des französischen Fußballverbandes, zeigt sich angesichts der Gewaltbereitschaft auf und am Rand der Plätze besorgt. Das sei nicht hinnehmbar, erklärte der Funktionär in einer offiziellen Stellungnahme. Auf einer Sitzung des Verbandes am Wochenende forderte er die Club-Verantwortlichen auf, härter gegen Störenfriede vorzugehen. „Es ist Zeit, die Dinge wieder in die Hand zu nehmen“, sagt er. Er habe den Eindruck, dass sich die Dinge seit einigen Monaten in die falsche Richtung entwickeln würden und man nicht dagegen unternehme. In den Stadien seinen überall Kameras angebracht, die im Fall von Randale genügend Beweise liefern würde, fuhr Noël Le Graët fort. „Wir müssen den Mut haben, diese Leute anzuzeigen und dafür zu sorgen, dass diese Jungs das Stadion nicht mehr betreten“, lautet sein Fazit.

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