Kommentar Für wen singt Xavier?
Man stelle sich vor, da geht ein Fernsehsender einfach hin und bestimmt, wer ein ganzes Land bei einem europaweiten Songwettbewerb vertritt – das allein ist eigentlich schon wert, sich lauthals zu empören. Was, vor allem im Netz, auch prompt passierte, als die ARD postulierte, dass zum nächsten Eurovision Song Contest (Mai 2016 in Stockholm) Xavier Naidoo antritt und basta.
Noch empörender aber als die Arroganz des Senders, der maleben das deutsche Publikum als traditionellen Entscheider des landeseigenenESC-Kandidaten aushebelt, finden viele die Entscheidung selbst. Naidoo?Ausgerechnet Naidoo? Der Mann, der sich selbst in diesem Jahr vor sogenannteReichsbürger stellte, sich selbst als solchen bezeichnete und dann noch einendrauf setzte, indem er sagte, Deutschland sei ja gar kein richtiges Land, weiles „immer noch ein besetzt“ sei?
Für diese Bemerkung und diverse andere, ebenso wildeÄußerungen - zum Beispiel die These, der Terroranschlag von 9/11 sei einInsderjob der USA gewesen, wurde Naidoo (ebenfalls erst dieses Jahr) der„Goldene Aluhut“ verliehen. Kein Oscar, wie man sich denken kann: Mit demAluhut werden von die skurrilsten Verschwörungstheorien undPseudowissenschaften des Jahres gekürt.
[kein Linktext vorhanden]Nun kann man richtig Dampf ablassen – übrigens auch über dieSangesqualitäten des prominentesten der Söhne Mannheims, die von der ARD ganzzuvorderst als Entscheidungsgrund genannt werden. Sooo toll ist Naidoo nun auchnicht als Sänger. Und Zeilen wie "Ich bin nur traurig und nicht wütend.Trotzdem würd ich Euch töten“ aus dem Lied „Wo sind“ braucht die Welt nicht undauch nicht der ESC.
Aber wir, das Publikum, dürfen ja zumindest Xaviers Liedbestimmen. Da kommt man doch gleich auf Ideen ... Wie wär's mit „Deutschland,ich - hängandi-hir“ in Anlehnung an Grönemeyer? Ach nein, geht ja gar nicht.Deutschland ist ja gar kein richtiges Land. Dann ist eine alles entscheidendeFrage zu klären: Für welches Land singt Xavier eigentlich?
