Dreck, Lärm und Ärger Viele NRW-Städte kämpfen mit einem Gänse-Problem
Düsseldorf · Kanadagänse und Nilgänse fühlen sich in den nordrhein-westfälischen Städten zuhause. Das hat allerdings auch eine Kehrseite: Die Kommunen kämpfen mit Dreck und Lärm.
Sie watscheln durch die Parks, legen ihre Eier auf Inseln in Baggerseen und Grünanlagen und lassen sich von Spaziergängern füttern: Kanadagänse und Nilgänse machen es sich in vielen Städten in Nordrhein-Westfalen gemütlich. Doch mit den Gänsen kommen auch Dreck und Lärm in die Städte. Sie hinterlassen ihren Kot in Parks und Liegewiesen, beißen Blumen ab und schnattern lautstark um die Wette. Und es werden immer mehr.
Die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft (NWO) zählt die Gänse seit zehn Jahren jeden Sommer. Das Ergebnis: Pro Jahr wächst der Bestand der Kanadagänse in NRW um rund drei Prozent, der Bestand der Nilgänse steigt jährlich etwa um sieben Prozent. „Diese Zunahme hält weiter an“, sagte Kees Koffijberg, Gänse-Experte der NWO. Städte seien für die Gänse so interessant, weil sie eine perfekte Kombination aus sicheren Brutgebieten auf Inseln in Stadtparks und Nahrung auf den gepflegten Grünstreifen seien.
Das ist auch in Dortmund der Fall. Hier seien vor allem die Kanadagänse auf dem Vormarsch. „Mit der Park- und Wiesenkultur, die sich seit den späten 1980er Jahren in unseren Städten entwickelt hat, haben wir geradezu perfekte Ersatzlebensräume für diese Gänsearten geschaffen“, teilte eine Sprecherin der Stadt mit. „Das Problem äußert sich in einer starken Verschmutzung von Grün- und Parkflächen.“ Die Reinigungen seien mit hohem Aufwand verbunden.
Eier entnehmen kann erfolgreich sein
Auch andere Städte berichten von Problemen mit den Gänsen. „Die einen beklagen sich über die Verkotung der Liegewiesen und Wege sowie über die Lautstärke des Geschnatters, besonders in den Morgenstunden“, heißt es aus Köln. Andere aber empfänden die Anwesenheit der Tiere und besonders die Jungtiere als Bereicherung. In Münster verschmutzen die Tiere vor allem die Ränder der Gewässer, die Stege und die angrenzenden Wiesen, wie die Stadt mitteilte. „Die Population der Wildgänse wird größer, insofern nehmen auch die Verunreinigungen zu.“
Eine einfache Lösung für das Kot-Problem existiert nach Ansicht des Gänse-Experten Koffijberg nicht. „Man muss einfach vor Ort überlegen, wie sich der Konflikt entschärfen lässt“, sagt er. Die Gänse nicht zu füttern, bestimmte Bereiche abzuzäunen oder den Zugang zu Brutinseln zu versperren, seien Optionen. In Essen ist das bei einigen Inseln bereits geschehen. „Dadurch ist es gelungen, insbesondere die Bruttätigkeit im innerstädtischen Bereich zurückzuführen, was letztlich dort auch zu geringeren Tierzahlen geführt hat“, teilte die Stadt mit.
Auch einzelne Eier aus dem Gelege der Gänse zu entnehmen, könne erfolgreich sein, sagte Koffijberg. In Düsseldorf wird das seit 2018 umgesetzt - mit Erfolg, wie es scheint. Verdreifachte sich die Zahl der Kanadagänse in den Parks der Stadt von 2009 bis 2017 noch, konnte der Anstieg 2020 gestoppt werden.
In Köln wird ebenfalls über ein solches Gänsemanagement nachgedacht, in Dortmund sieht man solch ein Vorgehen als die effektivste Methode zum Eindämmen der Population. Vor allem aber das Verhalten der Menschen sei für die Stadt weiterhin ein großes Problem. „Das größte Hindernis der Effektivität der Maßnahmen sind die Menschen, die die Tiere füttern“, schrieb die Stadt. „Deren Verhalten vergrößert das Problem permanent. Hier ist weiterhin noch viel Aufklärungsarbeit notwendig.“
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