Brandanschlag auf Berliner Obdachlosen Ganz unten

Meinung | Bonn · Die sieben jungen Männer, die den Berliner Obdachlosen anzündeten, sind in Haft genommen - gerettet wurde der Mann, weil andere Menschen nicht nur hinguckten, sondern schnell halfen.

 Eine Bank steht am 27.12.2016 in Berlin auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofes Schönleinstraße. In der Nacht zum 25.12.2016 hatten dort Unbekannte versucht, einen auf der Bank schlafenden Obdachlosen anzuzünden. Die Polizei veröffentliche kurz nach der Tat Bilder einer Überwachungskamera. Sie zeigen die mutmaßlichen sieben Täter. Am Abend des 26.12.2016 stellten sich die Gesuchten der Polizei. Foto: Paul Zinken/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Eine Bank steht am 27.12.2016 in Berlin auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofes Schönleinstraße. In der Nacht zum 25.12.2016 hatten dort Unbekannte versucht, einen auf der Bank schlafenden Obdachlosen anzuzünden. Die Polizei veröffentliche kurz nach der Tat Bilder einer Überwachungskamera. Sie zeigen die mutmaßlichen sieben Täter. Am Abend des 26.12.2016 stellten sich die Gesuchten der Polizei. Foto: Paul Zinken/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa

Tina

Der Berliner Obdachlose, der am zweiten Weihnachtstag im Schlaf angezündet wurde, lebt. Die sieben Täter sind festgenommen. Zwei gute Nachrichten, die die schlechte dennoch nicht verdrängen können: Wer eine solche Tat begeht, der ist nicht einfach nur kriminell. Er richtet seine Gewalt, seinen Hass oder – fast schlimmer – seine Gleichgültigkeit gegen diejenigen, die in der gesellschaftlichen Hierarchie ganz unten angekommen sind – da, wo man für alle, die drüber stehen, unsichtbar wird.

Für einige nicht: Sieben Menschen zwischen 15 und 21 Jahren haben versucht, den 37-jährigen Menschen in Flammen aufgehen zu lassen, als wäre er Müll, wertlos, zur Entsorgung freigegeben. Ein paar andere Menschen haben das Gegenteil getan: Auch für sie war der 37-Jährige nicht unsichtbar. Sie haben geholfen, schnell und erfolgreich und aus einem einzigen Grund: um Leben zu retten.

Dass sechs der sieben Täter sich selbst bei der Polizei gestellt haben, dürfte – das muss ganz nüchtern gesagt werden – daran gelegen haben, dass eine Überwachungskamera ihre Gesichter erfasste. Sie sind es, die ganz unten stehen, im tiefsten Schlamm menschlichen Abgrunds. In dem man untergehen, sich aber auch verstecken kann. Diese Sieben wurden herausgezogen, sie wurden von der Technik sichtbar gemacht, so wie der Frauentreter in einer anderen U-Bahnstation, ebenfalls in Berlin, Ende Oktober. Er wurde gefunden, und die Sieben wären ebenso gefunden worden. Weil Kameras immer hingucken – und nicht alle, aber immerhin einige von uns.

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