Zahl in NRW mehr als verdoppelt Geldautomaten-Gangster erbeuteten mehr als 30 Millionen Euro

Düsseldorf · Die Zahl der nächtlichen Explosionen von Geldautomaten hat sich mehr als verdoppelt. Die Gangster erbeuteten seit 2015 schon über 30 Millionen Euro. Nun bittet NRW-Innenminister Herbert Reul die Banken zum Gespräch.

 Die Zahl der gesprengten Geldautomaten in NRW hat sich dieses Jahr mehr als verdoppelt. (Archivfoto)

Die Zahl der gesprengten Geldautomaten in NRW hat sich dieses Jahr mehr als verdoppelt. (Archivfoto)

Foto: dpa/Arnulf Stoffel

Gangster, die in NRW reihenweise Geldautomaten in die Luft jagen, haben in fünf Jahren bereits mehr als 30 Millionen Euro erbeutet. Das hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf Anfrage der SPD-Fraktion mitgeteilt. Seit 2015 hätten die Täter bei hunderten Coups insgesamt 30,6 Millionen Euro gestohlen.

Der Gesamtschaden mitsamt der dabei angerichteten Sachschäden liege noch deutlich höher, könne aber nicht seriös beziffert werden. Seit 2017 seien 80 Verdächtige im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen festgenommen worden.

Die Betreiber der Geldautomaten müssten die Polizei stärker unterstützen. Er werde im kommenden Monat die Repräsentanten
der Banken zu einem Fachgespräch einladen, kündigte der Innenminister an. Ein wirksamerer Schutz der Geldautomaten gegen Angriffe sei möglich und solle auch angestrebt werden.

Reul bestätigte, dass sich die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr bislang mehr als verdoppelt hat. Die Steigerungsquote liege im Zeitraum von Januar bis einschließlich Juli bei 123 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Nach 56 Taten im Vorjahr seien diese im Vergleichszeitraum auf 125 emporgeschnellt.

Als Ergebnis einer Bund-Länder-Projektgruppe sei ein Konzept zur Sicherung der Geldautomaten entwickelt und allen Betreibern zur Verfügung gestellt worden. Es sehe eine Nachrüstung der Geldautomaten und der Räume vor, in denen viele von ihnen stehen. Das Konzept sehe auch einen Abbau von Geldautomaten an ungesicherten Stellen vor.

Dass das Konzept wirke, sei bei den Betreibern zu sehen, die es anwendeten. Viele Betreiber verzichteten allerdings darauf. Man appelliere nun an die Pflicht des Eigentümers, seine Vermögenswerte nicht herrenlos sich selbst oder ausschließlich dem Schutz des Staates zu überlassen.

Schließlich habe die bessere Sicherung der Automaten in den Niederlanden zu einem deutlichen Rückgang der Explosionen geführt - bei gleichzeitigem Anstieg in Nordrhein-Westfalen.

Die Ermittlungskommission „Heat“ des Landeskriminalamts ist überzeugt, dass hinter den Explosionen eine mehrere Hundert Mann starke Gangster-Szene nordafrikanischer Einwanderer aus dem Raum Utrecht und Amsterdam steht.

Die Sprengkommandos zeigen sich seit Jahren unbeeindruckt von Festnahmen, hohen Haftstrafen, tödlichen Unfällen auf der Flucht und missglückten Versuchen. Die Gangster türmen bevorzugt mit hochmotorisierten gestohlenen Autos der Marke Audi und extrem rücksichtslosem Fahrverhalten.

Zwei mutmaßliche Gangster waren im Februar nach einem missglückten Coup in Emmerich auf dem Rückweg in den Niederlanden in den Tod gerast. Ihr Audi fuhr mit bis zu 250 Stundenkilometern vermutlich ohne Licht nachts über eine Autobahn, als ein Lastwagen vor dem Fluchtwagen ausscherte.

In Köln bittet ein Anwohner seit einiger Zeit mit einem Schild am Geldautomaten um Verschonung: „Liebe Kriminelle, bitte sprengen Sie diesen Geldautomaten nicht. Darüber befindet sich mein Schlafzimmer.“

(dpa)
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