Fondation Beyeler in Riehen Gerhard Richters Überblicksausstellung zeigt vor allem Serien

RIEHEN/BASEL · Er hat von seinem Schrecken nichts verloren, Gerhard Richters Bilderzyklus "18. Oktober 1977". Die Gemälde, die das Ende der Baader-Meinhof-Gruppe im Deutschen Herbst in Nahaufnahme dokumentieren, sind zurzeit in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel zu sehen.

 Die "Lesende" aus dem Jahr 1994 ist bei der Ausstellung Gerhard Richters in der Fondation Beyeler vertreten. Einzelgemälde wie diese sind großen Werkgruppen wie den abstrakten Bildern gegenübergestellt.

Die "Lesende" aus dem Jahr 1994 ist bei der Ausstellung Gerhard Richters in der Fondation Beyeler vertreten. Einzelgemälde wie diese sind großen Werkgruppen wie den abstrakten Bildern gegenübergestellt.

Foto: Fondation Beyeler

In Richters Überblicksausstellung "Bilder/Serien" gehören jene Gemälde, die die toten RAF-Terroristen in ihren Stammheimer Gefängniszellen zeigen, zu den intensivsten Momenten.

Die am 7. September endende Schau ist sehr gefragt. Aus ganz Europa kommen die Besucher in den Basler Vorort, um die 100 Gemälde des teuersten deutschen Gegenwartskünstlers zu sehen. Der Schweizer Kurator und enge Richter-Freund Hans Ulrich Obrist hat die Ausstellung mit dem Künstler konzipiert.

Das Projekt sollte kein Aufguss der großen Retrospektive zum 80. Geburtstag Richters werden (2012 in Berlin und Paris). Deshalb bilden diesmal Serien den Schwerpunkt. Richter interessierte vor allem deren Zusammenspiel mit der modernen Architektur der Fondation Beyeler.

Darin liegt tatsächlich ein besonderer Reiz, vor allem im Falle der abstrakten, großformatigen "Cage"-Serie. Das nach dem Komponisten John Cage benannte sechsteilige Werk kommt neben den "Rhombus"-Bildern und einer neuen Scheiben-Installation in einer lichtdurchfluteten Halle besonders zur Geltung.

Für den 15-teiligen Zyklus "18. Oktober 1977" und die (bei einem Massaker ermordeten) "Acht Lernschwestern", deren Porträts Richter nach Fotografien abmalte und verwischte, wählte man eher enge Räume. Das steigert die Intensität der Werke und kann - mit Blick auf die Geschichte hinter den Bildern - beklemmend wirken. "18. Oktober" ist als Leihgabe des New Yorker MoMA vertreten, ebenso wie die zwölf "Wald"-Bilder.

Wie Kontrapunkte wirken die einzelnen Gemälde, die den Werkgruppen gegenüber gestellt sind. Da sieht man ein Seestück, scheinbar Unspektakuläres wie "Zaun" oder "Schnee", aber auch Ikonenhaftes wie "Lesende" oder "Betty". Die junge Frau, die dem Betrachter den Rücken zudreht, ist als Werbeträgerin der Ausstellung in Basel überaus präsent.

Auch neuere Arbeiten werden gezeigt, darunter monochrome Grau-Bilder aus diesem Jahr, die an die Serie von 1975 anknüpfen; auch diese hängt in Riehen. Die im Digitaldruck hergestellten Strip-Bilder (2013) fordern Betrachter mit ihren unzählbaren horizontalen Farbstreifen besonders heraus.

Sie können als Weiterentwicklung der abstrakten Werke angesehen werden, ebenso wie die "Flow"-Bilder (Lack hinter Glas, 2013). Letztere sind zwischen Herrentoilette und Souvenierkisten leider ungünstig platziert. Man hätte gerade diesen Bildern einen würdigeren Platz gewünscht. Zeigen sie doch, wie frisch und wagemutig der 82-jährige Künstler Neues ausprobiert. Alterswerk? Keine Spur!

Wenn die Ausstellung in Riehen endet, steht bereits die nächste im deutschsprachigen Raum an. Ab 14. September zeigt Richter in der Galerie Mike Karstens in Münster "Projekte 2004 bis 2014".

Info

Gerhard Richter - Bilder/Serien: Fondation Beyeler, Riehen/Basel, bis 7. September; "Projekte 2004-2014: Galerie: Mike Karstens, Münster, Hafenweg 28, 14. September bis 31. Oktober.

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