380.000 Euro Jahresgehalt Geschäftsführerin von Behindertenwerkstatt bereichert sich

Duisburg · In der Affäre um die hohen Bezüge der Geschäftsführerin der Duisburger Behindertenwerkstatt zieht der Aufsichtsrat Konsequenzen. Roselyne R. wurde fristlos entlassen.

In einer Sitzung des Kontrollgremiums am Mittwoch wurde der Geschäftsführerin der Werkstatt für Menschen mit Behinderung gGmbH, Roselyne R., mit sofortiger Wirkung gekündigt, wie eine Sprecherin der Stadt Duisburg am Abend mitteilte. Zudem prüfen die Gesellschafter, ob Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden können.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Tatsache, dass die Geschäftsführerin zuletzt ein Jahresgehalt von insgesamt fast 380.000 Euro erhalten hatte. Als sie im Jahr 2009 die Leitungspositionen bei der Behindertenwerkstatt angetreten hatte, lag das Jahreseinkommen zunächst bei knapp 140.000 Euro. In der Folge hatte sie das Gehalt deutlich anheben können.

Den Angaben zufolge wurde die Einkommenserhöhung ohne Kenntnis des Aufsichtsrates umgesetzt. Obwohl die Geschäftsführerin in den vergangenen Jahren fachlich gute Arbeit geleistet habe, sehe sich der Aufsichtsrat angesichts der „massiven Gehaltserhöhungen“ dazu gezwungen, eine fristlose Kündigung auszusprechen. Laut Wirtschaftsprüfern würde ein angemessenes Geschäftsführergehalt dieser Kategorie zwischen 150.000 und 180.000 Euro liegen. Das aktuelle Gehalt von Frau R. sei „inakzeptabel“, hieß es.

Gegenüber den Medien hatte R. ihr Einkommen dagegen als angemessen verteidigt und darauf verwiesen, dass es der Behinderten-Werkstatt wirtschaftlich sehr gut gehe. Als Reaktion auf die Querelen hatte sie angekündigt, im Sommer kommenden Jahres ihren Vertrag beenden zu wollen. Diese Frist sei nötig, um eine „geordnete Übergabe“ mit ihrem Nachfolger gewährleisten zu können.

Die Stadt Duisburg, die einer von drei Gesellschaftern der Behindertenwerkstatt ist, hatte im Vorfeld betont, dass sie nicht über die Höhe des aktuellen Einkommens von R. informiert gewesen sei. Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende und Stadtdirektor Reinhold Spaniel, der das Einkommen mit der Geschäftsführerin ausgehandelt hatte, soll die Stadt über die tatsächlichen Einkünfte von R. im Unklaren gelassen haben. Man habe den ehemaligen Stadtdirektor angeschrieben und ihn darum gebeten, zur Klärung des Sachverhaltes beizutragen, erklärte die Stadtsprecherin.

Die Leitung der Werkstatt wird nun zunächst von zwei Prokuristen übernommen. Zudem soll die Ausschreibung für einen neuen Geschäftsführer den Angaben nach zeitnah erfolgen.

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