Feuer unter Kontrolle Griechen finden immer noch Waldbrandopfer

Athen · Mit Löschflugzeugen hat die Feuerwehr die Brände in Griechenland weitgehend unter Kontrolle gebracht. Doch das Drama dauert für die Menschen an. Noch sind nicht alle Opfer identifiziert.

 Weite Teile des Ortes Mati unweit von Athen sind durch die verheerenden Waldbrände zerstört.

Weite Teile des Ortes Mati unweit von Athen sind durch die verheerenden Waldbrände zerstört.

Foto: Antonis Nikolopoulos/AP

In den Waldbrand-Gebieten nahe der griechischen Hauptstadt Athen haben Einsatzkräfte weitere Tote gefunden. Die Zahl der Opfer stieg am Donnerstag auf 83. Dies teilten die Behörden am Donnerstagabend mit.

Unter den Toten seien auch ein Mann aus Irland und ein Belgier, berichtete das Staatsradio (ERT) weiter. Insgesamt entspanne sich die Lage aber. Es gebe keine Feuerfronten mehr, die bewohnte Gebiete bedrohen. Im Raum Athen wurden nach Regenfällen alle Brände gelöscht, berichtete das Staatsradio.

Dutzende Menschen werden noch vermisst. "Wir haben von allen Verwandten der Opfer und Vermissten DNA-Proben genommen und werden in den nächsten Tagen die Identifizierungsergebnisse haben", sagte der Gerichtsmediziner, Ilias Bojiokas, im Fernsehen. Die meisten Leichen sind seinen Worten zufolge "verkohlt". Deswegen sind die DNA-Tests notwendig. Die Polizei geht davon aus, dass erst nach der Identifizierung der Leichen Klarheit über die genaue Zahl der Vermissten herrschen wird.

Die Waldbrandgefahr wurde am Donnerstag nur noch als "niedrig und mittel" eingestuft, teilte der Zivilschutz mit. Löschflugzeuge und Feuerwehrleute aus Italien, Spanien, Zypern und Rumänien verstärkten die griechische Feuerwehr. Zudem regnete es in Teilen Griechenlands am Donnerstag.

Hoch sind die Sachschäden: Nach einer ersten Bilanz haben staatliche Ingenieure 2489 Häuser im Osten Athens überprüft. Davon seien 1218 (knapp 49 Prozent) unbewohnbar. Die Kontrollen werden in den nächsten Tagen fortgesetzt. Tausende Häuser müssen noch begutachtet werden, hieß es seitens der Kommunalbehörden der betroffenen Regionen.

Die Suche nach weiteren Opfern ging am Donnerstag weiter. Soldaten, Feuerwehrleute und Freiwillige Helfer durchsuchten die verbrannten Häuser in den Urlaubsorten im Osten Athens. Eine offizielle Liste der Opfer und ihrer Nationalitäten liegt nicht vor. Deutsche sollen aber nicht unter ihnen sein, hieß es aus diplomatischen Kreisen.

Parallel wird nach den Ursachen der Brandkatastrophe gesucht. Der Bürgermeister von Penteli glaubt, dass eine gerissene Stromleitung in seinem Ort die verheerenden Waldbrände im Osten Athens verursacht habe. "Ich habe eine abgerissene Leitung gesehen. Da hat alles angefangen", sagte Bürgermeister Dimitris Stergiou im griechischen Nachrichtensender 24/7. Aus den gerissenen Kabeln hätten Funken gesprüht. Das habe er schon den Ermittlern der Feuerwehr gesagt. Die Feuerwehr hat bislang keine Ursache für die Brände genannt. Die Justiz hatte bereits am Vortag eine Untersuchung angeordnet.

Die Ermittlungen werden wahrscheinlich mehrere Monate dauern. In Griechenland werden öfter Waldbrände auf die Machenschaften von Bodenspekulanten zurückgeführt. Dafür aber gibt es im aktuellen Fall bislang keine Indizien. Zurzeit wird nämlich in Griechenland wegen der schweren Finanzkrise kaum noch gebaut. Bei einem ähnlich schweren Brand im Jahr 2007 auf der Halbinsel Peloponnes wurde nach zweijährigen Ermittlungen festgestellt, dass eine Einwohnerin beim Kochen versehentlich den Brand auslöste.

Die Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras kündigte am Mittwochabend etliche Hilfen für die Opfer und ihre Familien an. Unter anderem wurden eine einmalige Unterstützung von bis zu 6000 Euro, zwei Sonderrenten für die Rentner und Steuererleichterungen beschlossen. Später soll es auch günstige Kredite für den Wiederaufbau zerstörter Häuser geben. Ein Sonderkonto für Spenden wurden eingerichtet.

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