Seltenes Phänomen Jupiter und Saturn kommen sich am Bonner Nachthimmel nah

Bonn/Darmstadt · In diesen Tagen stehen Jupiter und Saturn in einer seltenen Konstellation. Bei der sogenannten Konjunktion kommen sich die beiden Planeten ungewöhnlich nahe. Das Spektakel, das Erinnerungen an die Weihnachtsgeschichte weckt, ist auch in Bonn zu sehen.

 Die große Konjunktion am Sonntagabend über Bonn.

Die große Konjunktion am Sonntagabend über Bonn.

Foto: Peter M. Oden

Er wies Caspar, Melchior und Balthasar den Weg zu Jesus. Der Bibel zufolge fanden die drei Weisen durch den Stern von Bethlehem zu der Krippe des Kindes. Ob es dieses Himmelsphänomen gab oder es nur Symbolik ist, ist unklar. Ein Komet, eine auf der Erde zu sehende Sternenexplosion oder auch eine besondere Konstellation von Planeten: Letzteres gilt zumindest als eine wahrscheinlichere Möglichkeit und ist pünktlich zur Weihnachtszeit in diesem Jahr zu sehen. Am Abendhimmel des 21. Dezembers verschmelzen für unsere Augen die beiden größten Planeten unseres Sonnensystems Jupiter und Saturn.

Bei dieser sogenannten Konjunktion kommen sich die beiden Planeten der Vereinigung der Sternfreunde zufolge von der Erde aus gesehen besonders sehr nahe. Der Grund: Beide sind mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten um die Sonne unterwegs. Der schnellere Jupiter überholt dann den ferneren Saturn. „Das diesjährige Überholmanöver ist etwas Besonderes. Die beiden Planeten werden fast zu einem gemeinsamen Lichtpunkt verschmelzen“, sagt der Vorsitzende der Sternfreunde Sven Melchert.

Spektakel erst wieder im Jahr 2080

Das Überholen komme alle 20 Jahre vor. Doch ein ähnlich enges Aufeinandertreffen wird es erst wieder im Jahr 2080 geben. Und nicht immer kann man das Spektakel auch sehen. Vor 20 Jahren seien die Riesen bei der Konjunktion am Nachthimmel nicht sichtbar gewesen. Und 2080 wird die größte Annäherung erst in der hellen Morgendämmerung geschehen. „Die Konjunktion von Jupiter und Saturn am 21. Dezember 2020 ist die Beste, die uns das Universum für lange Zeit zu bieten hat“, betont Melchert.

Derzeit stünden die beiden Planeten am abendlichen Südwesthimmel. Ein Teleskop ist für eine Beobachtung nicht nötig. Der helle Jupiter stehe dann links unterhalb des Ringplaneten Saturn und mit bloßem Auge werde man beide nicht mehr voneinander trennen können. Mit einem Fernglas könne man dann neben Jupiter auch einige seiner vier großen Monde erkennen. Mit einer mindestens 30-fachen Vergrößerung sei auch das Ringsystem des Saturns zu sehen.

Sichtbarkeit von Wetter abhängig

Das Wetter am Abend des 21. Dezembers wird einem Blick auf das seltene Schauspiel aber in weiten Teilen Deutschlands einen Strich durch die Rechnung machen. „Es sieht nicht so gut aus“, sagt ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. In der Westhälfte werde sich die Wolkendecke verdichten. Nebel und Wolken verhinderten einen Blick auf den Abendhimmel. Regional gebe es aber im Osten und Südosten Chancen. Auch am 22. Dezember, wenn die beiden Planeten noch immer dicht zusammenstehen, spielt das Wetter nicht mit. „Da braucht man sehr viel Glück.“

Ein ähnliches Aufeinandertreffen der beiden Planeten gab es auch um die Zeitenwende. „Das ist aber nur eine der Möglichkeiten“, sagte Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg über die Spekulationen des Sterns von Bethlehem. Auch Jupiter und Venus hätten eine ähnliche Konstellation gehabt. Zwar werde seit dem Mittelalter der Stern oftmals mit Schweif gezeigt, doch ein Komet könne man sehr wahrscheinlich ausschließen. Der galt als Unglücksbringer und das hätte man so sicher nicht aufgeschrieben. Auch eine Supernova, eine Sternenexplosion ist nicht wahrscheinlich. Da hätte man Reste finden müssen. „Die Evangelien sind erst viel später verfasst worden.“ Vielleicht sei das alles auch nur Symbolik.

(dpa)
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