Reaktion auf Tagesausflügler Eifel-Gemeinde Hellenthal sperrt Wintersportgebiet

Update | Winterberg/Hellenthal · Nach dem Ansturm an Tagesausflüglern haben Winterberg im Sauerland sowie Hellenthal in der Eifel Konsequenzen gezogen. Großer Andrang herrschte auch an der Hohen Acht bei Adenau, die Gemeinde bittet, von einem Rodel-Besuch abzusehen.

 Spaziergänger und Rodelfreunde genießen das Winterwetter am „Weißen Stein“ in der Gemeinde Hellenthal in der Eifel. Von diesem Montag an ist das Wintersportgebiet allerdings gesperrt.

Spaziergänger und Rodelfreunde genießen das Winterwetter am „Weißen Stein“ in der Gemeinde Hellenthal in der Eifel. Von diesem Montag an ist das Wintersportgebiet allerdings gesperrt.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Hellenthal in der Eifel hat aufgrund des großen Andrangs von Ausflüglern in den vergangenen Tagen Konsequenzen gezogen. Von diesem Montag an werden das Wintersportgebiet „Weißer Stein“ und die umliegenden Parkplätze in den Höhenorten gesperrt, teilte die Gemeinde auf ihrer Internetseite mit. Die Entscheidung sei am späten Sonntagabend gefallen. Die Zufahrt zu Parkplätzen an den Ausflugszielen wurde mit Bauzäunen abgesperrt. Alleine auf einem großen Parkplatz hätten am Sonntag etwa 1300 Autos geparkt, sagte ein Sprecher der Stadt am Montag. Erstmals seien Besucher auch auf die Dörfer und Weiler der 8000-Einwohner-Gemeinde nahe der belgischen Grenze ausgewichen. „Die Besucher kamen in Strömen“, sagte der Sprecher. Wiesen und die Seitenränder einer Bundesstraße seien zugeparkt worden. Am Montag seien Mitarbeiter aus der Verwaltung vor Ort, um die Parkverbote durchzusetzen.

Ähnlich ging auch die Polizei in Winterberg vor. Trotz eines Betretungsverbots sind auch am Sonntag wieder viele Tagesausflügler ins verschneite Sauerland gefahren. Die Beamten riegelten daraufhin wichtige Zufahrtsstraßen ab. Es komme jetzt praktisch niemand mehr rein, sagte eine Sprecherin der Stadt. „Wir haben gestern Abend noch ein Betretungsverbot ausgesprochen, aber die Leute sind trotzdem wieder hierhergekommen“, berichtete sie. Die Sperrungen am Sonntag führten den Angaben zufolge teilweise zu einer Verlagerung des Wintersports in angrenzende Gebiete.

Lange Staus hatten sich in den vergangenen Tagen auch auf dem Weg zum Wintersportgebiet Hohe Acht bei Adenau gebildet. Die zuständige Gemeinde Kaltenborn appellierte am Montag über die Internetseite, von einem Besuch des Wintersportgebiets zum Rodeln abzusehen. Grund seien „katastrophale Verkehrsverhältnisse“. Die Lifte seien zudem geschlossen, Skilanglauf nicht möglich.

Viel los war am Sonntag auch am Wintersportgebiet Michelsberg bei Bad Münstereifel. Einige Autofahrer hätten mit ihren Fahrzeugen Zufahrten zugeparkt, teilte die Städtische Kurverwaltung am Montag auf Anfrage mit. Die Polizei sei bereits vor Ort gewesen, um die Lage zu kontrollieren. Laut Angaben der Stadt Bad Münstereifel muss das Ordnungsamt derzeit den Verkehr ordnen und schauen, dass die Autofahrer nur auf den ausgewiesenen Parkplätzen und nicht an der Landstraße oder im Ort selbst parken. „Bei uns verhält es sich noch im Rahmen“, sagte eine Stadtsprecherin zu der Lage vor Ort. Doch: „Mehr als wir jetzt haben, können wir nicht verkraften.“

Appelle von Winterberg

Winterberg hatte in den vergangenen Tagen unter Hinweis auf die Ansteckungsgefahr mit Corona und den Lockdown immer wieder darum gebeten, auf Ski- und Rodelspaß zu verzichten. „Bleibt zuhause!“, hieß die Botschaft. Dies stieß aber nur teilweise auf Gehör. „Trotzdem setzen sich einige in die Autos und fahren trotzdem hier runter“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. „Was diese Menschen bewegt, kann ich nicht sagen. Unser Appell ist nach wie vor: Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für Schnee-Ausflüge, für Menschenansammlungen.“

Polizei und Ordnungsbehörden in Winterberg stellten am Sonntag über 270 Verstöße fest. Demnach wurden zwei Strafanzeigen wegen Körperverletzung erstattet, 150 Verwarngelder wegen Parkverstößen verhängt, außerdem 26 Verwarngelder für Verkehrsverstöße, drei Ordnungswidrigkeitenanzeigen, 63 Platzverweise, sechs Verstöße gegen die Maskenpflicht, 19 Verstöße gegen das Betretungsverbot und fünf Verstöße gegen die Kontaktbeschränkung.

Am Samstag wurden mit insgesamt 280 Verstößen gegen Corona-Regeln bereits ähnlich viele festgestellt. Dazu gehörten allein 176 Verstöße gegen die Maskenpflicht und 94 Verstöße gegen die Kontaktbeschränkung. Dazu kamen zwei Strafanzeigen, weil Einsatzkräfte beleidigt wurden und in einem anderen Fall bespuckt wurden. Eine Sprecherin der Stadt Winterberg sagte, dass die Touristen ihren Müll teilweise einfach liegen ließen und sogar ihre Notdurft auf Privatgrundstücken oder in der freien Natur verrichteten. Öffentliche Toiletten sind wegen des Lockdowns nicht aufgestellt.

Kilometerlange Staus in Deutschlands Schneegebieten

Im Harz bildeten sich am Wochenende ebenfalls kilometerlange Staus. Bei starkem Schneefall blieben Autos auf glatter Fahrbahn liegen oder stellten sich quer. Bereits am Morgen waren die Parkplätze wieder voll. Es sei nicht mehr zu gewährleisten gewesen, die Rettungswege frei zu halten, hieß es von der Stadt Wernigerode. Das Parken entlang mehrerer Straßen sei daher verboten worden. „Schon bei der Anreise in den Oberharz bilden sich kilometerlange Staus, gefolgt von einer nahezu aussichtslosen Parkplatzsuche vor Ort“, hieß es.

Auch in Hessens Mittelgebirgen reagierte die Polizei mit Sperrungen von Zufahrtswegen auf überlastete Straßen und Parkplätze. „Im Großen und Ganzen ist die Lage relativ unter Kontrolle“, hieß es am Sonntag von der Polizei in Königsstein. Tags zuvor hatte ein Sprecher der Polizei die Situation am Großen Feldberg, dem höchsten Gipfel im Taunus, als „chaotisch wie die letzten Tage“ bezeichnet. Am Sonntag waren Verbindungs- und Zufahrtsstraßen dann gesperrt.

Ein Betretungsverbot für Skipisten und Rodelhänge bereitete der nordhessische Wintersportort Willingen am Montag vor. „Wir sehen aufgrund der Erfahrungen keine andere Lösung“, sagte Bürgermeister Thomas Trachte (parteilos) am Montag. Der Landkreis arbeite an einer Verfügung auf Grundlage des Infektionsschutzrechts wegen der Corona-Pandemie. Ordnungsamt und Polizei würden das Verbot dann durchsetzen. Laut Trachte hatte die Gemeinde über die Festtage zunächst gute Erfahrungen mit dem Besucherandrang gemacht. Allerdings seien nach der Schließung der Parkplätze und Pisten des benachbarten Wintersportgebietes Winterberg in Nordrhein-Westfalen Tausende nach Willingen ausgewichen.

In der Rhön zog es viele Menschen zur Wasserkuppe, Hessens höchstem Berg. „Es ist voll“, sagte ein Polizeisprecher in Fulda. Verkehrsteilnehmer hätten Gefahrenbereiche zugeparkt oder sich auf eisglatter Fahrbahn festgefahren, hieß es zur Lage am Hohen Meißner. Bei einem Rettungseinsatz habe ein Notarzt deswegen per Hubschrauber zum Einsatzort gebracht werden müssen.

(dpa/ga)
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