Medienbericht Hoeneß im März vorläufig festgenommen

München · Gegen Steuersünder Uli Hoeneß lag ein Haftbefehl vor, im März wurde der Präsident des FC Bayern nach "SZ"-Informationen vorläufig festgenommen. Hoeneß räumt in der Steuercausa einen "schweren Fehler" ein und will "reinen Tisch" machen.

Die Steueraffäre um Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird immer brisanter. Der Aufsichtsratschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters ist laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch) im März vorläufig festgenommen worden. Gegen Hoeneß lag nach "SZ"-Informationen ein Haftbefehl vor, der außer Vollzug gesetzt wurde. Dies wurde der dpa aus Justizkreisen bestätigt.

Der 61-Jährige hat laut "SZ" eine Kaution in Millionenhöhe hinterlegt. Nach einer Selbstanzeige im Januar hatte die Staatsanwaltschaft München II Ermittlungen gegen Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung aufgenommen. Hoeneß' Anwalt war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen, auch vom FC Bayern gab es keinen Kommentar.

Hoeneß bemüht sich derzeit um Schadensbegrenzung. "Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, den ich versuche, mit der Selbstanzeige zumindest halbwegs wiedergutzumachen", betonte der Unternehmer in der "Sport Bild" (Mittwoch). Negative Folgen für den deutschen Fußball befürchtet unterdessen der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger.

"Da werden wir nun einige Häme zu spüren bekommen", sagte Zwanziger. Die Nachricht von Mario Götzes Königstransfer an die Isar löste die Steuercausa Hoeneß am Dienstag zumindest kurzzeitig als Gesprächsthema Nummer eins vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona ab. Der 61-Jährige meldete sich aber via "Sport Bild" noch einmal zu Wort: "Ich will reinen Tisch machen. Das Gesetz bietet ja diese Möglichkeit."

Am Montag hatte Hoeneß angekündigt, vorerst keine Details zu der brisanten Steuersache nennen zu wollen. "Ich werde einige Wochen ins Land ziehen lassen, ehe ich mich äußere", sagte Hoeneß, der am Dienstagabend in der Münchner Arena beim Königsklassen-Knaller erwartet wurde.

[kein Linktext vorhanden]Am vergangenen Samstag war bekanntgeworden, dass Münchner Staatsanwälte gegen den Fußball-Funktionär und Financial-Fairplay-Verfechter ermitteln. Einzelheiten wollte die Ermittlungsbehörde, die sich nach der Selbstanzeige in den Fall eingeschaltet hatte, aber nicht mitteilen. Hoeneß hatte die brisante Angelegenheit nach eigenen Angaben eigentlich über das von der Bundesregierung aus Union und FDP angepeilte Deutsch-Schweizer Steuerabkommen regeln wollen.

Dieses war im Bundesrat am Widerstand der von SPD und Grünen regierten Bundesländer gescheitert. Danach stellte Hoeneß die Selbstanzeige. Der Steuerfall wird Hoeneß und seinen FC Bayern nun in den wichtigen kommenden Wochen bei der Jagd auf das Triple auf Schritt und Tritt begleiten. Für seine Verfehlung muss der Präsident des Rekordmeisters aber bereits jetzt mit einem riesigen Imageschaden bezahlen.

Allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel ging auf deutliche Distanz zu dem 61-Jährigen. "Viele Menschen sind jetzt enttäuscht von Uli Hoeneß, die Bundeskanzlerin zählt auch zu diesen Menschen", hatte Regierungssprecher Steffen Seibert bereits am Montag gesagt. Die politische Debatte um das Thema Steuerhinterziehung hat durch die Affäre wieder richtig Fahrt aufgenommen. Für die TV-Talkshows ist der Fall Hoeneß eine perfekte Vorlage, in Leitartikeln, in Foren und Blogs wird der Sündenfall des einstigen Vorbilds heftig diskutiert.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bewertete die Affäre am Dienstag als "schwerwiegenden Fall" und betonte: "Es gibt nicht den geringsten Anlass, Steuerflüchtlinge zu schonen." Anders als die Bundeskanzlerin distanzierte sich der CSU-Politiker aber nicht ausdrücklich vom Bayern-Präsidenten. "Ich bewerte nicht den Uli Hoeneß", sagte er. "Ich möchte mir ein Urteil nicht erlauben aufgrund der Faktenlage, die ich nur aus den Medien kenne."

[kein Linktext vorhanden]Die eng mit dem FC Bayern verbandelten Unternehmen und die ansonsten so geschwätzige Fußball-Branche, die für gewöhnlich auf jeden Hoeneß-Vorstoß anspringt, quittierten den spektakulären Fall mit weitgehendem Schweigen. So bleibt viel Raum für Fragen. Ist es der ehrliche Respekt vor dem Menschen Hoeneß und seinem Lebenswerk, der die Mächtigen aus Wirtschaft und Fußball sprachlos macht? Oder doch eher die Angst vor dem Einfluss des Rekordmeisters und die Sorge um künftige Geschäfte?

Zumindest der frühere DFB-Präsident Zwanziger, einer von vielen Hoeneß-Widersachern, formulierte eine über "Schock" und "Privatangelegenheit" hinausreichende Warnung. "Dieser Fall dient nicht gerade unserer Wertschätzung und Glaubwürdigkeit", sagte das Mitglied der FIFA-Exekutive der "Bild"-Zeitung (Dienstag).

Rücktrittsforderungen an Hoeneß gibt es jedoch bislang nur aus der Politik. Groß-Unternehmen wie Audi, die Telekom oder Adidas, alle Partner des FC Bayern und zugleich strengen Compliance-Regeln für ihr Geschäftsgebaren unterworfen, verzichten ebenso auf öffentlichen Druck auf Hoeneß wie die Spitzenfunktionäre von DFB und Bundesliga.

Die Hypovereinsbank nahm zwar einige Werbevideos mit Hoeneß aus dem Internet, versicherte aber eilig, die Werbekampagne sei ohnehin bereits im vergangenen Jahr ausgelaufen. Und Bayern-Vizepräsident Rudolf Schels sagte dem Bayerischen Rundfunk: "Als Club stehen wir unverändert zu Uli Hoeneß und wünschen ihm alles Gute für die Klärung der Angelegenheit."

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