Covid-Krise in Urlaubsregion Hunderte Deutsche verlassen Portugal wegen Delta-Variante

Lissabon · An den geografischen Extremen Europas spitzt sich die Corona-Krise zu: In Portugal packen Hunderte Urlauber aus Deutschland vorzeitig die Koffer. In Russland zieht das Virus Moskau und den EM-Spielort St. Petersburg in Mitleidenschaft.

Covid-Krise in Urlaubsregion: Hunderte Deutsche verlassen Portugal wegen Delta-Variante
Foto: dpa/Christoph Schmidt

Hunderte Deutsche haben ihren Portugal-Urlaub vorzeitig beendet, um das neue Virusvariantengebiet so schnell wie möglich zu verlassen. Rund 270 Touristen hätten das Angebot angenommen, am Sonntag in den Flieger Richtung Heimat zu steigen, sagte Pascal Zahn vom deutschen Reiseanbieter Olimar in Köln der Deutschen Presse-Agentur. Gut 50 seien bereits am Samstag zurückgeflogen, weitere rund 20 wollten das am Montag tun, bevor um Mitternacht die neue Einstufung des Robert Koch-Instituts (RKI) in Kraft tritt. Wer ab Dienstag aus Portugal kommend in Deutschland einreist, muss sich strengen Quarantäneregeln unterziehen.

Olimar, das auf Portugal spezialisiert ist, habe seinen Gästen gleich nach der am Freitag veröffentlichten Mitteilung des RKI eine rechtzeitige Rückkehr bis Montagabend angeboten, hieß es. „Etwa 20 Prozent unserer Gäste (mehr als 420) wollen aber nach derzeitigem Stand in Portugal bleiben“, sagte Zahn. Man höre von den Gästen, „dass sie nicht verstehen, dass man ganz Portugal so eingestuft“ habe. Als Tourist habe man einen anderen Eindruck. Und Länder wie die Niederlande hätten am Freitag ja nur die besonders schwer getroffene Region um Lissabon als Risikogebiet eingestuft.

Nach Schätzungen des Deutschen Reiseverbandes DRV machen zurzeit etwa 1000 Deutsche in Portugal Urlaub. „Es sind noch nicht so viele, weil Portugal erst seit kurzem wieder leicht zugänglich ist“, sagte DRV-Sprecherin Kerstin Heinen.

Das RKI hatte Portugal wegen der Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante des Virus am Freitagabend zum Virusvariantengebiet erklärt - zunächst für zwei Wochen. Dies bedeutet ein umfangreiches Beförderungsverbot für Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen. Sie dürfen Bundesbürger und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland aber zurückbringen. Für diejenigen, die einreisen dürfen, gilt eine 14-tägige Quarantänepflicht. Sie kann nicht durch einen Test verkürzt werden und gilt auch für vollständig Geimpfte und Genesene.

Olimar bietet allen, die einen gebuchten Portugalurlaub nun nicht mehr antreten wollten, andere Urlaubsorte oder eine Verschiebung der Reise an. Die Lufthansa betonte am Samstag, vorerst seien keine Änderungen bei Flügen von und nach Portugal geplant.

Mit 1604 neuen Corona-Ansteckungen binnen 24 Stunden war am Freitag in Portugal am Freitag nach Nehörden-Angaben der höchste Wert seit Februar registriert worden. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC hat Portugal mit einer 14-Tage Inzidenz von gut 124 den höchsten Wert aller 30 erfassten Länder. Zum Vergleich: Deutschland hat 25. Besorgniserregend ist vor allem die Lage in Lissabon, wo die Delta-Variante bereits mehr als 70 Prozent aller neuen Fälle ausmacht.

Auch in Russland steigen die Corona-Zahlen seit Monatsbeginn rasant. Am Sonntag wurden landesweit mehr als 20 500 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Besonders dramatisch ist die Lage in Europas größter Metropole Moskau. Dort starben demnach 114 Menschen mit dem Virus innerhalb von 24 Stunden - ein neuer Rekord seit Beginn der Pandemie vor über einem Jahr. In Fokus steht zudem die EM-Spielstadt St. Petersburg, wo sich vor dem Viertelfinalspiel am nächsten Freitag die Lage zuspitzt. Dort gab es der Statistik zufolge mehr als 100 Todesfälle binnen eines Tages.

Russland erhöht nun den Impfdruck, um nicht ganz die Kontrolle über die Pandemie zu verlieren. In mehreren Regionen des Riesenreichs gilt eine Impfpflicht für bestimmte Branchen. Präsident Wladimir Putin wies zudem an, dass nun auch Ausländer mit einem russischen Vakzin kostenlos immunisiert werden können. Das war bislang nur Staatsbürgern vorbehalten. In erster Linie sollen damit die vielen Arbeitsmigranten etwa aus Zentralasien geschützt werden.

Trotz verschiedener Verlosungen von Autos und Wohnungen nach einer Corona-Impfung stehen viele Menschen in Russland einer Immunisierung skeptisch gegenüber. Jüngsten Zahlen zufolge haben bislang erst rund 14 Prozent der 146 Millionen Landesbewohner mindestens eine Dosis einer Corona-Impfung erhalten. Der Impfstoff Sputnik V ist schon mehr als zehn Monaten auf dem russischen Markt.

(dpa)
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