Hat es sich bald ausgeflattert? In Deutschland verschwinden die Schmetterlinge

Bonn · Schmetterlinge adé? Die bunten Tiere verschwinden nach und nach. Als Ursache gelten der starke Maisanbau in Monokultur und überdüngte Felder.

Verschwinden in Deutschland die Schmetterlinge? Um diese Frage zu beantworten, wurde im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung ein sogenannter Statusbericht erstellt.

Demnach haben Vorkommen und Häufigkeit der Schmetterlinge in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen. Außerdem gebe es Hinweise, dass die Häufigkeit nachtaktiver Schmetterlinge „um die Hälfte“ und die Anzahl der Arten um „mehr als die Hälfte“ zurückgegangen ist. Bei den Tagfaltern sei seit Mitte der 70er-Jahre die Zahl der WIesenarten um 73 Prozent zurückgegangen.

Nach Ansicht des Bonner Zoologen Prof. Wolfgang Wägele, Direktor des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig, sind die Ursachen für das Verschwinden der Schmetterlingeäußerst komplex: Wägele kritisiert das „Aufräumen der Landschaft“ und die Überdüngung der Wiesen, große Stickstoffmengen aus der Massentierhaltung und aus der Luft gelangten in den Boden, Pestizide und der Siedlungsbau trügen ebenfalls zum Rückgang der Artenvielfalt bei und auch Lampen seien eine tödliche Falle für Nachtfalter.

Der Statusbericht bestätigt Wägele: Der dramatische Rückgang betreffe vor allem die Agrarlandschaft. Doch auch bei den Waldarten und in Städten seien einige, insbesondere große Arten „äußerst selten geworden“.

Von den rund 3700 Schmetterlingsarten in Deutschland sind 190 Tagfalter und 1160 Nachtfalter. Knapp 2350 weitere Arten gehören zu den sogenannten Kleinschmetterlingen. Fast 50 Prozent der besser erforschten Tagfalter stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.

Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut (SDEI) in Müncheberg bei Berlin beobachtet den Rückgang der Schmetterlinge ebenfalls seit längerem, etwa im Moseltal, bei Düsseldorf oder in der Lüneburger Heide: „Wir gehen davon aus, dass bundesweit überall tendenziell dasselbe passiert, allerdings mit regionalen Unterschieden“, sagte er bereits im vergangenem Jahr.

Der Kleine Feuerfalter oder der Schachbrettfalter seien im Inntal bereits verschwunden. Der Statusbericht erscheint am 10. November 2017. „Angesichts der Brisanz des Themas“ habe die Deutsche Wildtier Stiftung entschlossen, AUszüge vorab zu veröffentlichen – der gesetzliche Artenschutz sei mit den bisherigen Mitteln nicht in der Lage, diese Entwicklung aufzuhalten.

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