Nachruf auf britischen Schauspieler „James Bond“-Darsteller Roger Moore ist tot

London · Der britische 007-Agent, Roger Moore, spielte „James Bond“ am längsten – und mit am besten. Nun ist er an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Ein Nachruf von unserer Londoner Korrespondentin.

Schwarzer Smoking, weißes Einstecktuch und stets mit Frau an der Seite sowie einer Waffe in der Hand – der Schauspieler Sir Roger Moore ist für etliche Fans der Inbegriff von James Bond, jener legendäre Agent im Dienste Ihrer Majestät. Und das nicht nur, weil der Brite als 007 insgesamt sieben Mal die Welt rettete. Es schien vielmehr so, als habe er sich in der Rolle kaum verstellen müssen.

Roger Moore verkörperte zeit seines Lebens wie kein anderer den perfekten englischen Gentleman. Mit ausgefeilter Höflichkeit und trockenem Humor, zudem gutaussehend und charmant, war er ein Frauenschwarm. Und auch wenn Kritiker häufig ein mangelndes Schauspieltalent bemerkten und meinten, er könne Emotionen lediglich mithilfe seiner Augenbrauen ausdrücken, schätzten Männer seinen Hang zur stilvollen Action, auch abseits der Filmsets. Dabei betrachtete er sich selbst nur als viertbester Bond-Darsteller nach Daniel Craig, Sean Connery und George Lazenby.

Am Dienstag starb Moore nach einem kurzen Kampf gegen eine Krebserkrankung in der Schweiz, wie seine Kinder Deborah, Geoffrey und Christian bekanntgaben. „Wir sind am Boden zerstört. Die Liebe, von der er in seinen letzten Tagen umgeben wurde, war so groß, dass man sie nicht in Worte fassen kann.“ Moore wurde 89 Jahre alt.

1927 in Stockwell im Süden Londons geboren und in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, ließ er sich an der Londoner Royal Academy of Dramatic Art zum Schauspieler ausbilden. Moore begann seine Karriere in den 50er Jahren als Model, bevor er ins Filmgeschäft einstieg. Die ersten Werke blieben kaum in Erinnerung. Erst das Fernsehen brachte ihm die ersten Erfolge, etwa „Ivanhoe“ und „Maverick“.

In seinen ersten Jahren als Schauspieler sei ihm erzählt worden, dass man Persönlichkeit, Talent und Glück zu gleichen Teilen haben müsse, um erfolgreich zu sein, erinnerte er sich einmal in einem Interview mit dem „Guardian“. „Ich bestreite das. Bei mir war es 99 Prozent Glück“, sagte er in aller Bescheidenheit.

Den Durchbruch schaffte er in den 1960er Jahren als Superheld „Simon Templar“ und schon danach wurde er mehrmals für die Rolle als Geheimagent, der seinen Martini geschüttelt und nicht gerührt trinkt, angefragt. Doch nie passte es in seinen Zeitplan. Erst 1973 verkörperte er als Nachfolger von Sean Connery in „Leben und sterben lassen“ zum ersten Mal James Bond, letztmals 1985 in „Im Angesicht des Todes“. Die Mädchen seien immer jünger geworden „und ich wurde zu alt“, begründete er einmal seine Agenten-Rente im Alter von 57 Jahren. Keiner spielte 007 öfter als er und so kam es kaum überraschend, dass er auf der Straße oft als „Mr. Bond“ angesprochen wurde.

Doch er genoss den Ruhm. Und den Luxus, der mit dem Starsein verbunden war. Moore lebte in Monaco, im noblen Schweizer Örtchen Gstaad sowie in Crans Montana.

Nach seinen Erfolgen als Bond zog er sich für einige Jahre aus dem Rampenlicht zurück und selbst als er wieder vor die Kamera zurückkehrte, drehte er nur noch wenige Filme. Vielmehr trat er fast drei Jahrzehnte als Sonderbotschafter des UN-Kinderhilfswerks Unicef auf und reiste im Kampf gegen Kinderarmut in alle Teile dieser Welt. Sein Engagement beruhte auf seiner Freundschaft mit der Schauspielerin Audrey Hepburn, die ebenfalls für das Hilfswerk tätig war. 2003 bekam Moore dafür dann den Ritterschlag von Königin Elizabeth II. – eine Würdigung, die ihm mehr bedeutet habe als jeder Filmpreis, wie er einmal sagte. Zudem setzte sich der Tierschützer in den vergangenen Jahren gegen die Herstellung von Gänsestopfleber ein.

Doch immer wieder musste er aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. 2003 wurde ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt. Moore nannte ihn seinen „wertvollsten Besitz“. Mit seiner vierten Ehefrau, der Schwedin Kristina Tholstrup, lebte Moore, der zwei Autobiografien sowie zwei Bücher über seine Zeit als Bond geschrieben hat, in der Schweiz. Die drei Kinder stammen aus seiner dritten Ehe mit der italienischen Schauspielerin Luisa Mattioli, mit der er von 1969 bis 1996 verheiratet war. „Welch ein Verlust“, schrieb gestern ein bestürzter Fan auf Twitter und sprach offenbar für viele Trauernde, als er ihn als „stylische Ikone meiner Jugend“ bezeichnete. „Seine linke Augenbraue sollte posthum einen Oscar bekommen.“

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