Legendärer Modemacher Jean Paul Gaultiers spektakulärer Abschied vom Laufsteg

Paris · Der legendäre Modemacher Jean Paul Gaultier hat im Rahmen der Fashionweek in Paris seine letzte Haute-Couture-Schau gefeiert. Ganz von der Bildfläche verschwinden wird er allerdings nicht.

 Der französische Mode-Designer Jean Paul Gaultier (M.).

Der französische Mode-Designer Jean Paul Gaultier (M.).

Foto: dpa/Francois Mori

Sie ist es! Wie eine Meute hungriger Wölfe stürzen sich die Fotografen auf die schwarze Limousine. Quälend langsam öffnet sich die Tür, Blitzlichtgewitter, Gedränge, Geschrei „Regardez! Look at me!“ – große Enttäuschung. Es ist nicht Madonna! Die Pop-Ikone steigt auch nicht aus dem schwarzen Sarg, der zu Beginn der spektakulären Abschiedsschau des französischen Star-Designers Jean Paul Gaultier im Pariser Théâtre du Châtelet über die Bühne getragen wird. Zwei kegelförmige Brüste herausragen aus ihm heraus – eine Anspielung auf das legendäre Spitz-BH-Korsett, das der Modemacher einst für Madonna entworfen hatte. Beide waren damals auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren. 30 Jahre sind seitdem vergangen und Jean Paul Gaultier hat nun überraschend beschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen – zumindest beim Zirkus um die Haute-Couture-Modenschauen.

Der Abschied in Paris im Rahmen der Fashionweek war ein Spiegel seiner Karriere: bombastisch-glamourös, frenetisch beklatscht von Stars und Sternchen. Zu seinem letzten Defilee am Mittwochabend wurde eine Art Musical aufgeführt, ein gigantisches Spektakel in mehreren Akten, bei dem der 67-Jährige seine berühmtesten Entwürfe der vergangene 50 Jahre Revue passieren ließ. Korsagen waren zu sehen, Matrosen-Looks, Mieder, Strapse und natürlich die legendären blau-weißen Streifen. Viele seiner großen Musen liefen noch einmal über den Catwalk - Amanda Lear , Dita von Teese und auch die US-Popsängerin Beth Ditto und der österreichische Travestie-Künstler Conchita Wurst. Der Soundtrack zur Show stammte von Boy George, der zu Beginn das Lied „Back to Black“ von Amy Winehouse performte und auch das Finale einläutete.

Viele Zuschauer waren nach der Schau den Tränen nahe, sie wussten, dass sie Zeugen vom Ende einer Ära geworden waren. Zusammen mit dem im vergangenen Jahr verstorbenen Karl Lagerfeld gehörte Jean Paul Gaultier zu den letzten großen Modeschöpfern einer längst vergangenen Epoche. Einer Zeit, in der Modedesigner Weltstars waren und mit ihren Kreationen Skandale provozierten.

„Bitte nicht traurig sein“, rief der Designer nach der Show der Menge zu, die ihn mit Standing Ovations bejubelte. „Die Marke Gaultier wird es weiterhin geben, aber ohne mich. Ich mache etwas anderes, eine neue Revue oder neue Projekte, aber auf jeden Fall etwas, das mit Mode zu tun hat, etwas anderes kann ich auch gar nicht.“ In dieser Zeit der schnell wechselnden Moden hinterlässt Jean Paul Gaultier tiefe Spur – und der Büstenhalter von Madonna, witzelte der Modemacher beim Abschied, werde später wohl auf seinem Grabstein verewigt.

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