Spaniens früherer König unter Verdacht Juan Carlos soll Schmiergeld angenommen haben

Madrid · Spaniens früherer König lässt das spanische Königshaus schlecht aussehen. Er steht im Verdacht, 100 Millionen Dollar Schmiergeld angenommen zu haben.

 Gute Beziehungen: Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud (rechts) spricht 2018 am Rande eines Formel 1-Rennens in Abr Dhabi mit dem ehemaligen König von Spanien, Juan Carlos.

Gute Beziehungen: Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud (rechts) spricht 2018 am Rande eines Formel 1-Rennens in Abr Dhabi mit dem ehemaligen König von Spanien, Juan Carlos.

Foto: picture alliance/dpa/-

Spaniens früheres Staatsoberhaupt König Juan Carlos befindet sich schon seit sechs Jahren im Ruhestand. Doch seine Amtszeit, in der er zuletzt vor allem mit Seitensprüngen, Elefantenjagden und fragwürdigen Geschäften Schlagzeilen machte, holt ihn immer noch ein. Wie mehrere spanische Medien berichten, ermittelt die Staatsanwaltschaft in Madrid gegen den 82-Jährigen wegen des Verdachts, ein millionenschweres Schmiergeld kassiert zu haben. Auch die Schweizer Behörden wurden diesen Informationen zufolge eingeschaltet, weil Spuren verdächtiger Geldzahlungen auf Genfer Konten entdeckt worden seien.

Die Ermittlungen rollten in beiden Ländern bereits vor zwei Jahren an, nachdem brisante Audio-Bänder von Juan Carlos’ deutscher Ex-Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein in der Öffentlichkeit auftauchten. Diese Aufzeichnungen, die 2015 heimlich von einem spanischen Polizeioffizier gemacht wurden, enthalten Aussagen, die Juan Carlos schwer belasten und den Ermittlern aufschlussreiche Hinweise lieferten.

Schwere Geldwäsche?

Auf den Bändern sprach Sayn-Wittgenstein zum Beispiel davon, dass Juan Carlos für die Einfädelung eines Milliardengeschäfts zwischen der spanischen Industrie und Saudi-Arabien auf die Zahlung einer hohen Kommission bestanden habe. Dabei handelte es sich um den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Medina nach Mekka, die zwischen 2006 und 2008 ausgeschrieben und 2018 fertiggestellt worden war.

Die deutsche Geschäftsfrau deutete zudem an, dass Juan Carlos diese Kommission über Umwege auch erhalten habe. Sie beklagte sich weiterhin darüber, dass Juan Carlos ihren Namen und ihre Bankkonten benutzt habe, um fragwürdige Zahlungen zu verschleiern – und sie sorgte sich, dass diese Praktiken den Tatbestand der Geldwäsche erfüllen könnten. Diese Beschreibung passt zu den Ermittlungsdaten der Schweizer Fahnder. Die Zeitung „Tribune de Genève“ berichtete nun über Einzelheiten: Danach überwies das saudische Finanzministerium im Jahr 2008 rund 100 Millionen Dollar auf ein Genfer Konto. Inhaber sei eine Stiftung in Panama gewesen, als deren einziger Begünstigter Juan Carlos firmiert habe. 2012 habe Juan Carlos einen Großteil des Geldes auf ein Schweizer Konto seiner damaligen „amiga“ Corinna zu Sayn-Wittgenstein verschoben – deklariert als „Schenkung“.

Nach Angaben der „Tribune de Genève“ glaubt der Schweizer Staatsanwalt Yves Bertossa, dass es sich bei diesen 100 Millionen um illegale Gelder gehandelt haben könnte, deren Herkunft via Panama und die Schweiz vor den Behörden verborgen werden sollte. In Genf werde deswegen gegen einen Finanzberater und einen Anwalt ermittelt, welche die Finanzoperation für Juan Carlos eingefädelt haben sollen. Auch liefen Ermittlungen gegen Sayn-Wittgenstein sowie eine beteiligte Bank. Sollte der Staatsanwalt seinen Verdacht bestätigt sehen, könnte es zu einer Anklage wegen „mutmaßlicher schwerer Geldwäsche“ kommen.

Beschränkte Immunität

In Spanien könnte derweil Alt-König Juan Carlos vor Gericht landen. Seit seiner Abdankung im Jahr 2014 genießt er nur noch beschränkte Immunität, welche theoretisch von Spaniens Oberstem Gerichtshof aufgehoben werden kann. Allerdings hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt, dass Spaniens Justiz immer noch ihre schützende Hand über den kränkelnden Ex-Monarchen hält. So wurden zum Beispiel in den vergangenen Jahren zwei Vaterschaftsklagen, die den Herzensbrecher Juan Carlos in Verlegenheit gebracht hatten, vom Obersten Gericht abgeschmettert.

Juan Carlos hatte vor sechs Jahren abdanken müssen, weil die öffentliche Kritik an seiner Amtsführung und seinem ausschweifenden Leben immer größer geworden war. Als einer der größten Tiefpunkte gilt bis heute eine Großwildjagd in Botswana, bei der sich Juan Carlos im Jahr 2012 die Hüfte brach. Durch den Unfall kam heraus, dass damals Corinna zu Sayn-Wittgenstein seine ständige Begleiterin war. Kurz nach dem Unfall trennten sich die Wege der beiden. Das Verhältnis von Juan Carlos und Königin Sofía war zu diesem Zeitpunkt schon zerrüttet – ihre Ehe besteht nur noch auf dem Papier.

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