Netflix-Serie Kostüme aus der Serie „Squid Game“ sind gefragt bei Karnevalisten

Frechen · Die Serie „The Squid Game“ ist alles andere als witzig: Um aus der Schuldenfalle rauszukommen, sind Menschen bereit für ein mörderisches Spiel um eine Siegprämie. Die Kostüme sind ein Hingucker - und werden trotz des düsteren Themas an Karneval wohl viel zu sehen sein.

 Mitarbeiter des Kostümhändlers Deiters posieren in Kostümen aus der Serie "Squid Game" des Streaming-Anbieters Netflix.

Mitarbeiter des Kostümhändlers Deiters posieren in Kostümen aus der Serie "Squid Game" des Streaming-Anbieters Netflix.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Wenn Karnevalisten den Elften Elften und damit den Auftakt der jecken Jahreszeit feiern, wird sich der Einfluss von Streaming-Serien auf die Kostümwahl wohl auch diesmal bemerkbar machen. Die Nachfrage nach Kostümen aus der südkoreanischen Serie „The Squid Game“ sei groß, sagte der Geschäftsführer des Kostümhändlers Deiters, Björn Lindert, der dpa. In der Serie tragen Teilnehmer in einem tödlichen Spiel dunkelgrüne Trainingsanzüge mit Nummern drauf, außerdem gibt es Wächter in roten Overalls mit schwarzen Masken. Der Oberschurke wiederum ist schwarz bekleidet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Netflix & Co. optische Auswirkungen haben auf die jecke Jahreszeit. 2018 zum Beispiel mischten sich auffällig viele Kostümierte unter die Feiernden, die einen roten Anzug und eine Dalí-Maske trugen - so wie die Bankräuber in der spanischen Serie „Haus des Geldes“.

Nachdem die Feierlichkeiten der Session - also Karnevalszeit - 2020/21 wegen Corona ausgefallen sind, sind Veranstaltungen in der am 11.11. um 11 Uhr 11 startenden Session wieder erlaubt. Für Deiters endet damit eine lange Geschäftsflaute: Seit März 2020 waren die Filialen - mit einer kurzen Öffnungsphase im Spätsommer und Frühherbst 2020 - geschlossen. Erst am 1. Oktober machte der Marktführer in der Nischenbranche wieder 29 Filialen auf, etwa in Frechen, Köln und Düsseldorf. Zwei Shops mussten zubleiben, weil sie in der Juli-Flut stark beschädigt worden waren: in Eschweiler und in Leverkusen.

Das Filialgeschäft und der Onlineshop liefen jetzt gut, so der Manager. Es sei zu merken, dass die Kunden große Lust auf Halloween und Karneval hätten und dem grauen Corona-Alltag entfliehen wollten.

In der Corona-Zeit sackte der Geschäftsumsatz von Deiters im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie um 90 Prozent ab. Nur der Online-Shop war immer verfügbar, die Nachfrage war mangels Feiermöglichkeiten aber auch dort schwach. Und wie geht es weiter? „Die Sehnsüchte der Kunden nach Zusammenhalt, Feiern, Party, Musik und Schunkeln sind riesig - und in dem Zusammenhang auch nach Kostümen“, sagt der Geschäftsführer und ist optimistisch für die kommenden Monate.

Ob man aber auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehren könne beim Umsatz, sei derzeit noch unklar. „Nach dem tiefen Tal gehen wir mit einer ordentlichen Portion Demut in die nächsten Monate.“ Es grenze ohnehin an ein Wunder, dass Deiters so eine lange Umsatzflaute habe überstehen können - das zeige auch, wie robust das Unternehmen und wie gut das Geschäftsmodell prinzipiell sei.

Ein Thema findet sich in dem umfangreichen Kostümlager von Deiters übrigens nicht: die Pandemie. Es sei zum Beispiel naheliegend gewesen, das Coronavirus als Kostüm anzubieten, sagt Lindert. „Es wäre sicherlich Umsatzpotenzial da gewesen, aber das wäre geschmacklos und schlichtweg daneben gewesen.“ Also biete man das nicht an. Die meisten Menschen wären wohl ohnehin nicht begeistert gewesen, so eine makabre Virus-Verkleidung zu sehen. „Corona hat unser Leben genug beeinträchtigt, da will man das nicht auch noch als Kostüm beim Karnevalsfeiern sehen.“

Deiters hat nach eigenen Angaben 280 festangestellte Mitarbeiter, von denen die allermeisten anderthalb Jahre in Kurzarbeit waren. Vor Corona kamen rund 400 Saisonkräfte hinzu, nun sind es 200. Neben Karneval sind zwar auch Verkleidungsanlässe wie Halloween oder Mottopartys wichtig für die Firma, die auch Läden fernab der Karnevalshochburgen im Rheinland hat - etwa in Stuttgart, Berlin oder Frankfurt. Das nichtnärrische Geschäft macht aber normalerweise nicht mal ein Drittel des Deiters-Jahresumsatzes aus.

Die Firma aus Frechen ist Marktführer in der kleinen Kostümbranche. Ein Konkurrent mit Filialen ist Karnevalswierts aus Heerlen bei Aachen. Zudem gibt es reine Online-Anbieter, die Verkleidung aus der Serie anbieten. Wer nun kurzentschlossen losziehen und bei Deiters einkaufen will, könnte vorerst aber enttäuscht werden: Die verschiedenen „Squid Game“-Kostüme sind nur teilweise vorrätig, der Rest soll bald kommen, Vorbestellungen sind möglich. Grund für die lückenhafte Verfügbarkeit sind Lieferverzögerungen aus Asien - wie zahlreiche andere Firmen auch machen Engpässe im globalen Frachtverkehr dem rheinischen Kostümhändler zu schaffen.

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(dpa)
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