Kirchenaustritte in NRW Katholische Kirche verliert mehr als 50.000 Mitglieder

Bonn · Schmerzhafte Zahlen für die katholischen Bistümer in NRW: Zehntausende kehren der Kirche den Rücken. Selbst dort wo es gut läuft, ist die Austrittswelle nicht zu stoppen.

Mehr als 50.000 Menschen sind im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Aachen verlor 8105 Mitglieder, Essen 7551, Köln 19.557, Münster 11.859 und Paderborn 10.471. Diese Zahlen wurden am Freitag von der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn veröffentlicht. Deutschlandweit erreichte die Zahl der Austritte ein Rekordniveau.

Austrittswelle auch da, wo es gut lief

In ersten Reaktionen führten Kirchenvertreter die Austrittswelle unter anderem auf die Verwirrung um den Kirchensteuereinzug auf Kapitalvermögen zurück. "Viele Menschen haben hier fälschlicherweise geglaubt, es handele sich um eine Steuer", meinte der Bischof von Münster, Felix Genn. Er warnte jedoch, dass man es sich mit der Erklärung nicht zu einfach machen dürfe: "Wir sollten uns nicht damit abfinden, dass uns viele Menschen den Rücken kehren."

Selbst dort, wo es gut lief, war die Austrittswelle nicht zu stoppen. So verlor allein das größte deutsche Bistum Köln nahezu 20.000 Mitglieder. Dabei hatte dort an der Spitze im vergangenen Jahr ein fast einhellig begrüßter Wechsel von dem konservativen Kardinal Joachim Meisner zu dem populären Rainer Woelki stattgefunden.

Generalvikar Meiering: Menschen haben sich von der Kirche entfernt

Der Kölner Generalvikar Dominik Meiering sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Viele Menschen treten aus, weil sie sich schon seit langem von der Kirche entfernt haben. Sie haben die Religion von ihren Eltern übernommen, aber nie wirklich eine Heimat im Glauben oder einer Gemeinde gefunden." Die Kirche müsse verstärkt auf solche Menschen zugehen: "Überall wo die Menschen eine lebendige Erfahrung von Kirche und Gemeinschaft machen, wo der Glaube für das eigene Leben wichtig wird, da denkt man nicht an Austritt."