Filialen sollen erhalten bleiben Kaufhof baut offenbar bis zu 5000 Jobs ab

MÜNCHEN · Harte Einschnitte bei Kaufhof: Einem Bericht zufolge müssen sich die Mitarbeiter des Warenhauskonzerns darauf einstellen, dass bis zu 5000 Jobs abgebaut werden. Filialschließungen seien allerdings nicht geplant.

Die Mitarbeiter des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Kaufhof müssen sich einem Bericht zufolge auf harte Einschnitte gefasst machen. Bei einem Treffen der Führungskräfte der neuen Warenhausholding von Karstadt und Galeria Kaufhof am Freitag in Essen sagte der Chef des Gemeinschaftsunternehmens, Stephan Fanderl, laut "Süddeutscher Zeitung": "In seinem derzeitigen Zustand ist Galerie Kaufhof langfristig nicht überlebensfähig."

Die Geschäftsführung beschloss demnach ein umfassendes Sanierungsprogramm für Kaufhof, das der Aufsichtsrat bereits am Mittwoch in Grundzügen gebilligt hatte. Auf einer außerordentlich einberufenen Mitarbeiterversammlung wurde am Freitagmorgen die Belegschaft über die bevorstehenden Einschnitte informiert.

Im Zuge der Sanierung werden dem Bericht zufolge voraussichtlich 2600 Vollzeitstellen bei Kaufhofgestrichen - das ist etwa jede fünfte Stelle. Wegen der hohen Teilzeitquote seien damit die Jobs von 4000 bis 5000 Mitarbeitern bedroht, hieß es. Sanierungsbedingte Filialschließungen seien hingegen nicht geplant. An Standorten, an denen Mietverträge auslaufen, seien Schließungen hingegen möglich.

Fanderl kündigte auf der Mitarbeiterversammlung den Angaben zufolge zudem an, dass Kaufhof "umgehend" aus der Tarifbindung aussteigen müsse. Dies sei wegen der wirtschaftlichen Schieflage des Unternehmens "alternativlos". Das bedeute jedoch nicht, dass er Tarifverträge grundsätzlich ablehnen. Vielmehr strebe er eine auf die wirtschaftliche Notsituation von Kaufhof zugeschnittene Tariflösung an, also einen sogenannten Haustarifvertrag.

Kaufhof ist seit Ende November Teil eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem Konkurrenten Karstadt. Das neue Joint Venture gehört zu 49,99 Prozent dem kanadischen Handelskonzern HBC und zu 50,01 Prozent der österreichischen Signa-Holding des Investors René Benko.

Wie die "SZ" unter Berufung auf Unternehmenskreise weiter berichtete, wird der Sitz des neuen Gemeinschaftsunternehmens in Essen sein, der bisherigen Unternehmenszentrale von Karstadt. Dorthin würden alle wesentlichen Führungs- und Verwaltungsfunktionen von Kaufhof verlagert. In der ehemaligen Kaufhof-Zentrale in Köln werde den Plänen zufolge lediglich ein Kompetenz-Center für Digitalisierung, Onlinehandel und das Geschäft mit reduzierter Marken-Bekleidung geschaffen.

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtete hingegen mit Blick auf den künftigen Unternehmenssitz von einer geplanten Aufteilung zwischen Essen und Köln. In Essen sollten die Kernbereiche Einkauf, Verkauf und Marketing gebündelt werden sowie die Geschäftsführung angesiedelt werden. Der Standort Köln solle die führende Rolle im Online-Handel, dem Gastro- und Food-Segment sowie der generellen Digitalisierungsstrategie des Unternehmens einnehmen. Eine Entweder-oder-Lösung für Essen oder Köln sei vom Tisch, berichtete die Zeitung.

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