Umstrittener Liedtext Keine Ermittlungen gegen Naidoo und Kool Savas

Mannheim · Den Musikstars Xavier Naidoo (41) und Kool Savas (37) alias Xavas bleibt nach einem umstrittenen Liedtext ein Ermittlungsverfahren erspart.

 Xavier Naidoo (r) und Kool Savas stehen in der Kritik. Foto: Britta Pedersen

Xavier Naidoo (r) und Kool Savas stehen in der Kritik. Foto: Britta Pedersen

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Bei der Staatsanwaltschaft Mannheim waren Anzeigen gegen "Wo sind sie jetzt?" eingegangen, weil das Stück zu Gewalt aufrufe und schwulenfeindlich sei. Im Text geht es in vulgärer Sprache um pädophile Morde an Kindern. Die Behörde sieht jedoch weder den Vorwurf der Volksverhetzung gerechtfertigt, noch einen Aufruf zur Gewalt. "Zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Begehung von Straftaten" lägen nicht vor, hieß es am Donnerstag.

Zuvor hatten die Musiker die Vorwürfe zurückgewiesen. In einer gemeinsamen Stellungnahme auf der Homepage des Projektes erklärte der Rapper Savas: "Ich möchte klarstellen, dass es nie die Absicht unseres Liedes war, Homosexualität und Pädophilie gleichzusetzen oder zur Gewalt gegen Menschen aufzurufen."

In dem Lied, das als "Hidden Track" auf der CD "Gespaltene Persönlichkeit" versteckt ist - es erscheint also nicht auf der Songliste -, fallen Sätze wie "Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würde ich euch töten." Darin könne man aber keine Aufforderung an Dritte zur Gewalt sehen, argumentierte die Staatsanwaltschaft.

Auch der Satz "Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?", ruft Kritik hervor. Naidoo erklärte, der Ruf gelte natürlich "unseren aktuellen Führern", also den Verantwortlichen in Politik, Medien und bei den Ermittlungsbehörden. "Es ist mir unverständlich, wie man das falsch interpretieren kann."

Dazu kommen vulgäre Passagen, die als schwulenfeindlich kritisiert werden, weil dort angeblich Homosexuelle mit Pädophilen gleichgesetzt werden. Die Staatsanwaltschaft sieht unter Berücksichtigung der Meinungs- und Kunstfreiheit aber keinen Anfangsverdacht auf Volksverhetzung.

Die Jugendorganisation der Partei Die Linke, die Linksjugend Solid, hatte wie auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Anzeige erstattet. LSVD-Geschäftsführer Klaus Jetz sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Eine Entschuldigung ist schön und gut, aber wenn sie sie ehrlich meinen, muss es auch Konsequenzen haben." Die Musiker müssten den Song zurücknehmen, forderte er.

Naidoo, der mit sanften Hits wie "Dieser Weg" Erfolge feierte, verweist in seiner Erklärung zu dem Stück auch darauf, dass er als Kind selbst in die Hände eines Pädophilen geraten sei. Als Achtjähriger sei er vom Gärtner seiner Tante missbraucht worden. "Wenn ich in meinem Leben eines erreichen möchte, dann, dass nie wieder Kinder auf diese furchtbare Weise ums Leben kommen."

Bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Bonn ist bislang noch kein Antrag eingegangen, das Stück auf den Index zu setzen, wie die Vorsitzende der Prüfstelle auf dpa-Anfrage sagte. Das Lied kursiert unter verschiedenen Titeln, da es sich auf der Songliste der CD nicht findet. Während Solid es "Wo sind" nannte, bezeichnet es die Staatsanwaltschaft als "Wo sind sie jetzt?".

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