Schellack sorgt bei Ferrero für Glanz Warum „Kinder Schoko-Bons“ nicht vegetarisch sind

Bonn · In der Lebensmittelindustrie kommen tierische Produkte zum Einsatz. Deshalb sind zum Beispiel „Kinder Schoko-Bons“ nicht vegetarisch. Warum Läuse für ihren Glanz verantwortlich sind und sie dafür sogar ihr Leben lassen.

 Die Kinder „Schoko Bons“ von Ferrero sind mit Schellack überzogen. Dieses tierische Harz wird von Läusen gewonnen.

Die Kinder „Schoko Bons“ von Ferrero sind mit Schellack überzogen. Dieses tierische Harz wird von Läusen gewonnen.

Foto: dpa/Laurie Dieffembacq

Sie schmecken süß, enthalten Schokolade und sind einzeln verpackt. Damit die „Kinder Schoko-Bons“ des Ferrero-Konzerns in der Hand nicht schmelzen, sind sie zusätzlich mit einer besonderen Zutat überzogen. Es handelt sich um Schellack, der von winzigen weiblichen Läusen ausgeschieden wird. Während der Süßigkeiten-Konzern auf seinen Produktseiten von einem Harz natürlicher Herkunft schreibt, ist vielen Verbrauchern der genaue tierische Ursprung nur selten bekannt.

Das tierische Harz kommt bei Ferrero zum Einsatz, um die Bonbons vor dem schnellen Schmelzen zu bewahren und der Schokolade mehr Glanz zu verleihen, wie das Unternehmen mitteilt. In der Lebensmittelindustrie gilt die Substanz offiziell als Zusatzstoff und wird mit der Kennung E904 ausgewiesen. Die tierische Laus-Herkunft bleibt bei Ferrero unklar. Dort heißt es lediglich, das Produkt werde „nach der Ernte abgeschliffen, gesiebt, gereinigt und in Pulverform gebracht.“ Die Laus wird nicht erwähnt.

So wird Schellack hergestellt

Die Firma Stroever Schellack Bremen vertreibt seit 1893 den raren Stoff und benennt auf ihrer Webseite auch klar die Laus als tierischen Urheber für den Schellack. Und so entsteht der späterere Zusatzstoff für Backwaren, Kaugummis oder eben Schokobons: Weibliche Läuse saugen zunächst den Harz aus Bäumen in warmen indischen Regionen, fermentieren den Saft und bilden hieraus eine kristalline Kruste. In diesem gepanzerten Schild legen die nur 0,5 Millimeter kleinen Insekten ihre Eier ab. Sie selbst sterben in der Umhüllung, während der Nachwuchs Monate später aus dem Kristallpanzer schlüpft.

Landarbeiter und Arbeiterinnen ernten die verkrusteten Harzteile und sortieren sie nach verschiedenen Brauntönen. Die Ausbeute ist gering. Etwa 300.000 Läuse sorgen für ein Kilogramm Rohstoff. Der wiederum muss nach der Ernte zusätzlich an der Luft getrocknet werden, bevor er auf lokalen Märkten verkauft und im Anschluss seinen Weg nach Deutschland findet.

Die Bremer Firma verkauft den in Indien gewonnenen Rohstoff aufbereitet nach eigenen Angaben in 60 Ländern in der Welt und an große Konzerne - auch aus dem Lebensmittelbereich. Überzeugte Veganer müssen beim Naschen der kleinen „Schoko-Bons“ ohnehin verzichten, denn die Bonbons enthalten Milchpulver. Vegetarier müssen den tierischen Schellack berücksichtigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Schnell und richtig reagiert
Kommentar zu sexuellen Übergriffen auf Kessenicher Herbstmarkt Schnell und richtig reagiert
Aus dem Ressort