Report des des Deutschen Kinderhilfswerkes Giffey plädiert für Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz

Der Kinderreport 2020 des Deutschen Kinderhilfswerkes betont die Bedeutung von Spielen im Freien – gerade auch in Zeiten des Coronavirus. Die Familinministerin Giffey spricht sich für Herabsetzen des Wahlalters bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre aus.

 Aufgrund der Corona-Pandemie und den Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus ist ein Spielplatz abgesperrt.

Aufgrund der Corona-Pandemie und den Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus ist ein Spielplatz abgesperrt.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Franziska Giffey hat wieder eine „B-Woche“. In Corona-Zeiten heißt das: Ihr Sohn, elf Jahre alt, lernt Zuhause. In der Schule ist die andere Hälfte seiner Berliner Klassenkameraden. Jetzt, in diesen Wochen und Monaten von Corona, sind die Bundesfamilienministerin und ihr Ehemann – wie Millionen anderer Eltern im Land auch – als Assistenz-Lehrer gefordert. Giffey begrüßt in Einschätzung der Lage von Kindern und Eltern weitere Corona-Lockerungen – im Namen des Kindeswohls. Denn auch Kindeswohl sei Gesundheitsschutz.

„Es ist natürlich gut, wenn Kinder wieder in ihren gewohnten Alltag kommen“, sagte die SPD-Politikerin bei der Vorstellung des Kinderreports 2020 des Deutschen Kinderhilfswerkes am Montag in Berlin. Kinder und Jugendliche seien – in Etappen – wieder zurück in Kitas, Schulen und ganz wichtig: zurück auf Spielplätzen.

 Das Kinderhilfswerk betont in seinem jüngsten Kinderreport die Bedeutung von „Draußenspielen“, dem Schwerpunktthema des Berichts. Für den Bericht waren im Januar, also deutlich vor Beginn der Corona-Krise, 624 Kinder und Jugendliche sowie 1022 Erwachsene befragt worden, als von der Schließung von Kindergärten, Schulen und Spielplätzen noch keine Rede war. Vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Einschränkungen seien die Ergebnisse des Kinderreports 2020 „als direkter Handlungsauftrag für Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu verstehen, wenn es darum geht das Draußenspiel von Kindern zu erleichtern und zu fördern“, betonte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger.

Giffey wie auch Krüger sprachen sich nachdrücklich dafür aus, Kinderrechte endlich ins Grundgesetz aufzunehmen, wie es sich die Koalition von CDU, CSU und SPD auch explizit für diese Legislaturperiode vorgenommen hat. „Wann, wenn nicht jetzt?“, fragte Giffey, die sich zudem erneut für ein Herabsetzen des Wahlalters bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre aussprach. „Wir werden Kinderrechte im Grundgesetz ausdrücklich verankern. Kinder sind Grundrechtsträger, ihre Rechte haben für uns Verfassungsrang. Wir werden ein Kindergrundrecht schaffen“, heißt es im Familienkapitel des Koalitionsvertrages. Wenn es etwa um die Frage gehe, ob auf öffentlichem Grund und Boden ein Parkplatz oder besser ein Spielplatz entstehen soll, sollte das Wohl von Kindern berücksichtigt werden, so Giffey. Bislang gebe es in Deutschland erst 29 Kommunen, die das Attribut „kinderfreundlich“ hätten. Da sei noch Luft nach oben.

Fehlende Zeit als Grund für den Verzicht auf „Draußenspielen“

Gravierendster Grund für Kinder, nicht draußen zu spielen, ist das Fehlen anderer Kinder zum Spielen, wie 54 Prozent der Befragten angaben. Fehlende Zeit als Grund für den Verzicht auf „Draußenspielen“ nannten 46 Prozent, bei 35 Prozent war es der Straßenverkehr, der zu gefährlich sei. Wiederum 65 Prozent der Erwachsenen gaben „Angst“ als Grund dafür an, dass Kinder und Jugendliche draußen nicht spielten. 56 Prozent der befragten Erwachsenen glauben, „dass es Erwachsene gibt, vor denen Kinder Angst haben“, wie Claudia Neumann vom Deutschen Kinderhilfswerk betonte.

Kinderhilfswerks-Präsident Krüger wiederum verwies darauf, dass oft schon der zu lange Weg vom Wohnhaus der Eltern zum nächsten Spielplatz, Kinder am „Draußenspielen“ hindere, was wiederum fehlende soziale Kontakte bedeute. Dabei sei Spielen für Kinder ein wichtiges Mittel zum sozialen Lernen wie auch, ihre Motorik zu entwickeln. Wie Giffey begrüßte auch Krüger erste Corona-Lockerungen, schließlich seien bislang weder Kindergärten noch Schulen oder Kinderspielplätze als „Hotspots“, also als Brennpunkte der Verbreitung des Corona-Virus, aufgefallen.

Kinder- und Jugendministerin Giffey sagte auf Nachfrage zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Zeiten des Corona-Lockdowns, viele Kinder hätten sich in diesen Wochen „nicht an den Orten aufgehalten, an denen auch das ‚Hellfeld‘ gesehen werden konnte“. Man müsse Kinder nach ihrer Rückkehr in Kitas und Schulen aufmerksam beobachten. Denn: „Wir haben hier schon eine Lage, die problematisch ist.“  Und: „Wir haben aber die Vermutung, dass viel mehr im Dunkelfeld als im Hellfeld passiert.“

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