Angeblicher Missbrauch Koblenzer Kita nach Morddrohungen vorerst geschlossen
Koblenz · Nachdem wegen eines angeblichen Falls von sexuellem Missbrauch in einer Koblenzer Kita im Internet massive Drohungen gegenüber deren Bediensteten verbreitet worden waren, wurde die Kita nun vorsichtshalber geschlossen.
Nach Drohungen in sozialen Medien sowie in E-Mails und Telefonanrufen ist ein katholischer Kindergarten in Koblenz vorübergehend geschlossen worden. Das rheinland-pfälzische Landesjugendamt in Mainz bestätigte am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) einen entsprechenden Bericht der „Rhein-Zeitung“. „Dieser Schritt dient dem Schutz aller Kinder, Eltern und Mitarbeitenden in der Kindertageseinrichtung“, teilte eine Sprecherin mit. „Er war aufgrund der aktuellen Gefahrenlage, die sich durch die Darstellungen und Anschuldigungen im Internet entwickelt hat, notwendig geworden.“
Auf die Maßnahme hätten sich zuvor das Land, das Jugendamt der Stadt Koblenz und die katholische Träger-Gesellschaft geeinigt. Auslöser der Drohungen war die Einstellung eines Ermittlungsverfahrens, das wegen eines angeblichen Falls von schwerem sexuellen Missbrauch in der Einrichtung eingeleitet worden war. Eltern eines vierjährigen Mädchens hatten nach entsprechenden Berichten ihrer Tochter Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Koblenz konnte jedoch keine Hinweise dafür finden, dass die geschilderte Straftat tatsächlich stattgefunden hatte.
Eine noch am angeblichen Tattag im September vorgenommene gynäkologische Untersuchung, DNA-Untersuchungen des Kindes, seiner Kleidung und Labortests auf Rückstände von Betäubungsmitteln hätten keine verdächtigen Ergebnisse erbracht. Ebenso gebe es die von dem Mädchen beschriebenen Räumlichkeiten in dem Kindergarten nicht. Die Beschreibungen der an dem Missbrauch Beteiligten hätten zu niemanden in der Kita Tätigen gepasst.
Die Mutter des Kindes hatte das angebliche Geschehen in einem Video geschildert, das sich in sozialen Netzen verbreitete. Am Mittwoch hatte das Polizeipräsidium Koblenz bereits mit einem eigenen Video auf vielfache Vorwürfe reagiert, der Missbrauch solle vertuscht werden. Nutzer sozialer Netzwerke sollten nur seriösen Quellen vertrauen, heißt es in einem Appell der Polizei. Auch spielten Nationalität, Herkunft oder Religion von Verbrechensopfern grundsätzlich keine Rolle dabei, wie ernsthaft in einer Strafsache ermittelt werde.
Auch die Staatsanwaltschaft berichtete am Donnerstag über Beleidigungen, üble Nachreden, Verleumdungen, Bedrohungen und das Vortäuschen oder Androhen von Straftaten. Es sei nichts bekannt geworden, was eine Wiederaufnahme des Verfahrens rechtfertigen könnte: „Denn sämtliche in den sozialen Medien diskutierten Umstände - die dort oftmals allerdings falsch wiedergegeben werden - waren bereits im Rahmen der Ermittlungen gewürdigt worden“, hatte sie mitgeteilt.