Margaret Thatchers Nachlass "Macht-Kostüme" unterm Hammer

London · Ihre Handtasche war nicht nur eine Handtasche. Sie stand als Symbol für den kompromisslosen Regierungsstil, den Margaret Thatcher als britische Premierministerin pflegte und der sie zur Eisernen Lady werden ließ.

 Für den Meistbietenden: Kleider von Margaret Thatcher stehen in London zur Versteigerung bereit.

Für den Meistbietenden: Kleider von Margaret Thatcher stehen in London zur Versteigerung bereit.

Foto: DPA

Manchmal fuchtelte sie bei Sitzungen wild mit dem Accessoire herum, um ihre unerbittliche Haltung zu unterstreichen oder politischen Gegnern Angst und Schrecken einzujagen. Ehemalige Weggefährten erzählen, wie sie mitunter die Handtasche bei Kabinettssitzungen oder internationalen Treffen einfach nur gut sichtbar auf den Tisch stellte, um Macht zu demonstrieren. "Handbagging" nennen die Briten das Thatcher'sche Verfahren. Die Bezeichnung schaffte es sogar ins Wörterbuch.

Nun kommen drei ihrer berühmten Handtaschen unter den Hammer. Im Londoner Auktionshaus Christie's werden sie zusammen mit mehr als 200 weiteren Stücken aus dem Nachlass von Margaret Thatcher versteigert. Kleider, Schmuck, Accessoires, diverse Geschenke - die Sammlung könnte laut Schätzungen rund eine halbe Million Pfund, umgerechnet etwa 700.000 Euro, einbringen. Denn einige Stücke sind eng mit geschichtsträchtigen Ereignissen verbunden. So können flüssige Bieter jenen beigen Regenmantel ersteigern, den Thatcher auf einer Panzerfahrt bei einer Nato-Truppenübung in Deutschland trug. Es war ein legendärer Auftritt, den viele Briten heute noch mit dem Falklandkrieg zwischen Großbritannien und Argentinien verbinden, der Thatcher stark gemacht hatte.

Der Mantel mitsamt farblich passendem Tuch soll rund 20.000 Pfund kosten. Teurer wird es beim Schmuck. Eine diamantene Halskette könnte mehr als 200.000 Euro in die Kassen von Thatchers Nachfahren spülen. Denn es waren Tochter Carol und ihr Zwillingsbruder Mark, die sich dazu entschieden, sich von der Garderobe ihrer im Jahr 2013 verstorbenen Mutter zu trennen. Sie habe sich immer entsprechend ihrer Rolle als Premierministerin gekleidet, erinnert sich Carol Thatcher in dem eigens produzierten Video, mit dem Christie's die Kleider anpreist. "Ich erinnere mich an ein Mal, als sie sie zu einem internationalen Gipfel reiste und zu mir sagte: Carol, ich muss führend aussehen, ich repräsentiere das Land."

Doch nicht alle sind mit dem Ausverkauf einverstanden. Insbesondere die Konservativen protestierten lautstark, unterstützt von einigen Medien. Sie wollen erreichen, dass die Stücke in öffentlichem Besitz bleiben. Zum Verdruss der Thatcher-Fans hat jedoch sogar das Victoria & Albert-Museum in London abgelehnt.

Aber so leicht wollen sich die Konservativen nicht geschlagen geben. Sie hoffen darauf, dass das Margaret Thatcher Centre, das die größte Sammlung aus dem Nachlass der Eisernen Lady beherbergt, als Meistbietender in Erscheinung tritt. Zeitungen wie die "Daily Mail" oder "The Times" haben zu Spenden aufgerufen, um das Geld zusammenzubekommen. Sie wollen unbedingt vermeiden, dass die Garderobe und historischen Stücke bei der Online-Auktion, die noch bis Mittwoch läuft, sowie bei der Versteigerung am Dienstag in der Londoner Christie's-Zentrale in alle Welt verteilt werden. Immerhin hat Margaret Thatcher in ihren "Macht-Kostümen" Großbritannien geprägt wie kaum ein Regierungschef davor und danach.

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