Haftentlassung für Kindermörder Marc Dutroux hat kaum Chancen

BRÜSSEL · Brüssels ohnehin gespenstischer Justizpalast erschien an diesem Montag noch martialischer: Stacheldraht, hochbewaffnete Spezialeinheiten sicherten das graue Gebäude. Um 14 Uhr wurde Belgiens "meistgehasster Häftling" durch Hintertüren in den Verhandlungssaal 014 gebracht: Marc Dutroux (55), verurteilt wegen sechsfacher Kindesentführung, zig-facher Vergewaltigung und vierfachem Mord.

"Hängt die Pädophilen" stand auf den Plakaten der wenigen Demonstranten, die sich vor dem Haupttor zusammengefunden hatten. "Wir glauben nicht, dass er freikommt, aber bei dieser Justiz kann man ja nicht wissen", sagte Lucille Lamoyer, die mit ein paar anderen Eltern aus der Nähe von Marcinelle angereist war, wo Dutroux in seinem Keller die verschleppten Mädchen wie Vieh hielt.

Derweil nimmt drinnen das juristische Verfahren seinen Lauf. Haftprüfungstermin nennt sich die Begegnung des Häftlings mit seinem Anwalt und einem Vertreter der Staatsanwalt offiziell. "Der Mann darf nie wieder frei sein", heißt es vor den Türen. Über das, was drinnen vorgeht, schweigen sich die Beteiligten aus.

"Kein Kommentar", meint auch Pierre Deutsch nach den zweistündigen Beratungen. Nachdem seine Ex-Ehefrau und Mittäterin Michelle Martin Mitte letzten Jahres in ein Kloster ziehen durfte, beantragte Dutroux für sich ebenfalls die vorzeitige Haftentlassung. Gemäß belgischem Recht ist dies nach einem Drittel der verhängten Strafe möglich.

Die Chancen, dass das Gericht in den kommenden zwei Wochen - solange will man sich beraten - dem Antrag stattgibt, gelten als gering. Immerhin enthält das Urteil von 2004 nicht nur den ausdrücklichen Hinweis "lebenslänglich", sondern auch noch die Verfügung, Dutroux anschließend für zehn Jahre in Sicherungsverwahrung zu nehmen.

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