Internet Merkel stößt auf Neuland

BERLIN · Die Internetgemeinde ist schnell. Und sie ist gnadenlos. In der digitalen Welt von Facebook, Apps und Twitter wird alles gewendet, gezeigt und entblößt, kurz öffentlich gemacht. In Echtzeit. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) also im Jahr 2013 "Neuland" entdeckt wie Christoph Columbus im Jahr 1492, löst das im weltweiten Netz eine Massenreaktion aus.

Merkel sagt an der Seite von US-Präsident Barack Obama: "Das Internet ist für uns alle Neuland." Die Welt von Twitter reagiert sofort mit einem Hashtag (Schlagwort) "#Neuland". Das Internet schreibt Merkel: "Wir bringen dir bei, was ein Shitstorm ist." Das ist böse, weil Merkel mitnichten hinter dem Mond lebt, sondern selbst eine große Nutzerin des Kurznachrichtendienstes SMS auf dem Handy ist und in Wahlkampfzeiten natürlich dienstlich auch den Online-Chat pflegt. Nicht zum Zeitvertreib, sondern für Wählerwerbung.

Die Kanzlerin hat jetzt den Spott. Das Internet als Neuland, noch dazu für alle?! Das ist doch "unhipster", wie man in der Szene so schön sagt. Also total unangesagt. Merkel, bitte kommen! Am besten auf die Höhe der Zeit.

So fällt die anonyme Meute auf ihrer digitalen Überholspur über die Kanzlerin her. Aber was wollte Merkel eigentlich sagen? Doch nur, dass das Internet gemessen an der Geschichte der Menschheit, vielleicht auch seit Beginn der Industrialisierung gewissermaßen "Neuland" sei. Daran ist wenig falsch. Aber in der beschleunigten Welt des Internets, in der sich Ipad-Versionen alle drei Jahre ablösen, ist es eben alt. Aber bitte: Man muss Neuland auch erst einmal entdecken.

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