Smoothies Metzger bringt Fleisch-Drinks weltweit in Vertrieb

Temmels · Nach Hühnchen und Rind aus der Flasche wird es künftig auch Lamm und Fisch zum Trinken geben. Und: Die Fleisch-Drinks sollen auch in anderen Kontinenten verkauft werden. Der Erfinder von der Mosel hat die Lizenz zum Abfüllen an eine internationale Firma verkauft.

 Ein Werbeplakat neben der Metzgerei zeigt die Metzger Philipp Klassen (l) und Peter Klassen mit ihren Fleischgetränken.

Ein Werbeplakat neben der Metzgerei zeigt die Metzger Philipp Klassen (l) und Peter Klassen mit ihren Fleischgetränken.

Foto: dpa

Am Anfang war es nur eine Idee. Doch dann stellte Metzgermeister Peter Klassen fest, dass man Fleisch tatsächlich auch trinken kann. Anfang des Jahres startete der 56-Jährige in Temmels (Kreis Trier-Saarburg) eine Produktion von Fleisch-Drinks: „Es läuft super“, sagte der 56-Jährige. Sein Hühnchen und Rind aus der Flasche hat es deutschlandweit bereits in rund 250 Geschäfte geschafft. Zudem gibt es reichlich Bestellungen übers Internet plus Verkäufe im eigenen Laden im Moselort Temmels. Zielgruppe: Menschen, die unterwegs sind - wie Handwerker, Lkw-Fahrer aber auch Sportler.

Doch mehr als eine halbe Million Flaschen im Jahr kann Klassen von der Trink-Mahlzeit, die er unter dem Namen Pete & Phil's anbietet, nicht produzieren. „Ich will ja auch der Metzger vor Ort bleiben.“ Daher hat er nun die Lizenz zur Produktion und zum Verkauf seiner Fleischdrinks an eine neu gegründete internationale Firma verkauft, die die „Smoothies“ weltweit im ganz großen Stil vertreiben will.

„Wir sehen ein Riesenpotenzial“, sagte der Geschäftsführer der Nutrition Secure Solutions (NSS) mit Hauptsitz in Baar in der Schweiz, Martin Brodmann. Vor allem im Gesundheitswesen: Als flüssige Fertignahrung in Krankenhäusern und in Altersheimen für Menschen mit Kau- und Schluckbeschwerden. Und im militärischen Bereich als Nahrung für Soldaten oder nach Katastrophen für notleidende Menschen. „Es ist eine Fertignahrung, die keine Infrastruktur braucht. Wir brauchen kein Wasser, keinen Strom, um sie zuzubereiten“, sagte der Kanadier. Und sie sei ungekühlt ein Jahr lang haltbar.

NSS plane derzeit den Bau einer eigenen Produktionsstätte nahe Bamberg in Bayern. Baubeginn sei Anfang 2019, abgefüllt werden solle ab Herbst nächsten Jahres. Und zwar dann sieben Millionen Liter pro Jahr, sagte Brodmann. Die Bamberger Stätte sei der Prototyp für weitere Produktionen, die rund um die Globus entstehen sollten: „Unser Ziel ist es, weltweit die nächsten drei bis fünf Jahren mindestens zehn Produktionsstätten zu haben.“

Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Bonn hält Smoothie für sinnvoll

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn kann solch ein Getränk „grundsätzlich durchaus sinnvoll sein“. Wenn es eben mal schnell gehen müsse - oder für Menschen, die nicht mehr so gut kauen könnten. Fleisch und Wurst seien „gute Proteinlieferanten“. Die Ernährungsberater empfehlen einen „Genuss in Maßen“: 300 bis 600 Gramm Fleisch- und Wurstwaren pro Woche seien ausreichend. Fleisch enthalte auch unerwünschte Begleitstoffe wie Fett und Cholesterin.

Brodmann berichtete, es gebe Interesse von Vertriebspartnern, hinter denen Investoren stünden. Gerade habe man Vorverträge über drei mögliche Produktionen im asiatischen Raum geschlossen. Das Produkt, das auch weiterhin unter dem Namen Pete & Phil's verkauft werden soll, werde es künftig auch in anderen Versionen geben: „Wir testen gerade Lamm, wir denken auch an Fisch.“

Auch erste Kundenkontakte liefen schon: In Deutschland sei man bereits in Verhandlungen mit rund 50 Krankenhäusern. Und in Kanada spreche man mit der Hilfsorganisation Rotes Kreuz über die Verwendung des Produktes bei Einsätzen, sagte Brodmann, der im kanadischen Halifax wohnt. Das Produkt könne es künftig auch in Beuteln geben.

Wie hoch die Summe war, die NSS Metzgermeister Klassen für den weltweiten Generalvertrieb bezahlt hat, wollte der Geschäftsführer nicht sagen. Nach der vertraglichen Regelung bekommt Klassen pro Flasche, die NSS verkauft, ein bisschen Geld. Und er darf weiterhin für den Handel in der Form, wie er es jetzt tut, produzieren.

„Ich bin mega stolz“, sagte der Metzger. „Der Markenname wird in Amerika wie in der Türkei oder in Deutschland verwendet.“ Der Name geht auf ihn und seinen Sohn Philipp Klassen zurück. Zusammen mit Koch Stefan Kimmel haben sie die Drinks in langen Testserien am Kessel entwickelt. Ob man damals damit gerechnet habe, dass die fleischigen Drinks mit Gemüse so einschlagen? „Wenn ich ehrlich bin, ja“, sagte Kimmel. „Die Leute kamen von Anfang an auf uns zu. Wir haben noch nie gefragt, können wir euch Flaschen liefern?“

„Aber“, räumte Metzger Klassen ein, „das Produkt polarisiert auch weiterhin: Es wird immer Befürworter geben, aber genauso viele Gegner, die die Vorstellung, Fleisch zu trinken, abstoßend finden.“

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