Kommentar zu Jan Böhmermann Miese Methoden

Satiriker Jan Böhmermann hat zwei Schauspieler als vermeintliche Kandidaten in die RTL-Show "Schwiegertochter gesucht" eingeschleust. Ein Kommentar von GA-Redakteurin Tina Stommel.

 Der Screenshot zeigt Moderator Jan Böhmermann in einer Szene der Sendung "Neo Magazin Royale" vom 12. Mai.

Der Screenshot zeigt Moderator Jan Böhmermann in einer Szene der Sendung "Neo Magazin Royale" vom 12. Mai.

Foto: dpa

Seien wir ehrlich: Dass Vera Int-Veen eine TV-Schmuddeltante ist, die sich für keine Dreistigkeit zu schade ist, wenn es nur der Quote dient, ist ungefähr so überraschend wie Sexismus im „Playboy“. Also Schwamm drüber, könnte man jetzt sagen – oder auch nicht. Sind wir schon soweit, dass wir die Empörung über eine menschenverachtende Show-Produktion als Naivität belächeln, und das war's dann auch? Oder darf, nein: muss man nicht einhaken, von mir aus (wenn es denn kein anderer macht) böhmermännisch draufhauen angesichts der RTL-Methoden?

Natürlich, „Schwiegermutter gesucht“ ist nicht der „Tatort“, da hängt nicht ganz Deutschland vor dem Fernsehgerät, da hat man eine Meinung zu, ohne die Int-Veen-Show jemals sehen zu müssen. Aber es geht ja eben nicht um Quote und Bedeutung, sondern ganz simpel um Volksbelustigung auf Kosten einiger, die sich nicht wehren können. Das ist unredlich – ein schönes altes Wort übrigens, das erinnert an Begriffe wie Moral und Anstand, die hoffentlich noch nicht völlig aus der Mode sind.

Dass es ausgerechnet der soeben erst weit unter der (nicht nur türkischen) Gürtellinie operierende Böhmermann ist, der den „Verafake“ publik macht: geschenkt. Wie gesagt: Der Bote ist egal, die Botschaft ist es. Miese Methoden ins grelle Licht der Öffentlichkeit zu ziehen, diese Aufgabe hat ja nicht Günter Wallraff gepachtet. Und es ist eine Aufgabe, die umso wichtiger wird, je einfacher ein Fake in technischer wie moralischer Hinsicht heute ist.

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