Neues zur Sexaffäre im Weißen Haus Monica Lewinsky spricht im Rahmen der #MeToo-Debatte

Washington · 20 Jahre nach ihrer Liaison mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton meldet sich die 44-Jährige zu Wort. Aus der Praktikantin ist eine selbstbewusste Frau geworden, und die sieht heute auch im Lichte der #MeToo-Debatte manches anders.

 Meldet sich 20 Jahre nach dem Clinton- Skandal wieder zu Wort: Monica Lewinsky.

Meldet sich 20 Jahre nach dem Clinton- Skandal wieder zu Wort: Monica Lewinsky.

Foto: picture alliance / Gorm Kallesst

Monica Lewinsky hätte auf diese Weihnachtsüberraschung gerne verzichtet. Die Frau, mit der Bill Clinton eine außereheliche Affäre hatte, kam an Heiligabend 2017 mit ihren Eltern gerade festlich gestimmt aus einem Restaurant in Manhattan, als sie zum ersten Mal dem Mann unfreiwillig in die Arme lief, der ihr 1998 mit fast 30 Jahren Gefängnis drohte, ihre Familie in Sippenhaft nahm und intimste Details über die 16-monatige Liaison der damaligen Praktikantin im Weißen Haus mit dem Commander-in-Chief der Weltöffentlichkeit zum Fraß vorwarf: Kenneth Starr. Sonderermittler und Schlüsselfigur im (vorläufig) letzten Amtsenthebungsverfahren eines amerikanischen Präsidenten.

Allein die Schilderung dieser Begegnung – der kurze Schock bei Lewinsky, ihre sanfte Kritik am inquisitorischen Furor des vergeblich auf Clintons „Abschuss“ fixiert gewesenen Anklägers, dann Starrs unbeholfenes Armtätscheln und sein „Es war unglücklich“-Herausreden – lohnt die Lektüre der Märzausgabe von „Vanity Fair“.

Zum zweiten Mal nach 2014 macht Monica Lewinsky (44) vor den Lesern des Magazins Privates öffentlich. Man versteht danach besser, warum lebensverändernde Momente der fortlaufenden Neubewertung bedürfen.

Eine solche hatte sich 2017 bereits angekündigt. Je öfter machtbesessene Promi-Männer im Gefolge von Hollywood-„Monster“ Harvey Weinstein zwangsgeoutet wurden, desto häufiger leisteten jene zaghaft Abbitte, die Lewinsky einst als „Schlampe“ verunglimpft hatten.

Bill Clinton habe in „historischem Ausmaß“ eine „Machtkonstellation ausgenutzt, sagte plötzlich die ehemalige Kommunikationschefin der gehörnten Präsidentengattin Hillary Clinton. Kirsten Gillibrand, demokratische Senatorin aus New York, ging noch einen Schritt weiter. Bill Clinton hätte 1998 aus Gründen der politischen Hygiene „zurücktreten müssen“, erklärte sie.

So weit geht Lewinsky nicht. Aber sie nimmt eine Korrektur vor: Dass der Sex mit Clinton „einvernehmlich“ und „nicht erzwungen“ gewesen sei, wie sie vor vier Jahren schrieb, diese Lesart ist für sie „hinfällig“ geworden.

"Er war mein Boss"

Auslöser: die #MeToo-Bewegung. Die Bekenntnisse anderer Frauen hätten – so Lewinsky – ihren Blick dafür geschärft, dass in ihrem Fall der Weg ins Verderben über „unangemessenen Missbrauch von Autorität, gesellschaftlicher Stellung und Privilegien“ führte. „Er war mein Boss“, schreibt sie, „er war der mächtigste Mann auf dem Planeten. Er war 27 Jahre älter; mit genug Erfahrung, um es besser zu wissen.“

Lewinsky, die seither an posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) leidet, beklagt die damals entstandenen „Kollateralschäden“ für das ganze Land: Die „nationale Befähigung zur Gnade, zu Maß und Verhältnismäßigkeit“ hätten gelitten. Wohl wahr.

Während Clinton als honoriger Weltbürger seinen humanitären Geschäften nachgeht, verkroch sie sich. Dann stand sie vor gut fünf Jahren wieder auf. Als begehrte Motivationsrednerin sagt sie dem „Blutsport“ den Kampf an, bei dem im Internet mit Belästigung, Ehrabschneidung und Zurschaustellung Millionen verdient würden. Einzige Währung: Klicks.

Umso bemerkenswerter die Respektsbezeugungen in vielen Foren für die „Würde“, mit der Lewinsky ihren eigenen „Reifungsprozess“ öffentlich vorantreibe. Bill Clinton schweigt auch 20 Jahre danach bisher eisern. „Es tut mir leid, dass du damals so allein warst“, schrieb neulich eine #MeToo-bewegte Frau in einer E-Mail. Für Monica Lewinsky ein lang ersehnter „Endlich!“-Moment. Sie sei, sagt sie, beim Lesen in Tränen ausgebrochen.

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