Mordprozess: Zeugin beschreibt Angeklagten als Antreiber

Paderborn · Tausende Sprachnotizen fand die Mordkommission bei den Ermittlungen zum Horrorhaus von Höxter. Zu hören sind Dialoge zwischen den Angeklagten und deren Opfern. Eine Ermittlerin hat sich 7500 Dateien angehört.

 Eine Kerze brennt vor dem Wohnhaus des beschuldigten Ehepaares in Höxter.

Eine Kerze brennt vor dem Wohnhaus des beschuldigten Ehepaares in Höxter.

Foto: Jonas Güttler/Archiv

Im Mordprozess um das sogenannte Horrorhaus von Höxter hat eine Kripobeamtin den Angeklagten Wilfried W. als treibende Kraft beschrieben. "Er war tonangebend, er hat den Alltag bestimmt", sagte die Polizistin am Dienstag als Zeugin vor dem Landgericht Paderborn. Das habe die Auswertung von Sprachnachrichten ergeben. Die Ermittlerin hatte als Mitglied der Mordkommission "Bosseborn" 7500 der über 12 000 gefundenen Sprachnachrichten von Handys und Aufnahmegeräten ausgewertet.

Die Polizeibeamtin beschrieb den heute 47-Jährigen Wilfried W. als hochgradig manipulativ, intrigant und sexistisch gegenüber den Opfern. Wilfried W. und Angelika W. sind wegen Mordes durch Unterlassen angeklagt. Über Jahre hinweg soll das Paar mehrere Frauen in ein Haus nach Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. Bislang beschuldigen sich die beiden gegenseitig, für die Taten verantwortlich zu sein.

Die Ermittler hatten neben den sichergestellten Sprachnachrichten auch überall im Haus verteilte Zettel gefunden. Darauf hatten die Opfer aufschreiben müssen, dass die Angeklagten für Peinigungen und Verletzungen nicht verantwortlich waren. "Ich vermute, dass die Angeklagten mit den Sprachnotizen das gleiche bezwecken wollten. Sie wollten dokumentieren, dass Wilfried W. keinerlei Verantwortung für Misshandlungen hatte", sagte die Polizistin aus.

Mit Sprach- und Textnachrichten aber habe der Angeklagte auch Kontrolle ausgeübt. Permanent habe er Antworten eingefordert, auch Mitten in der Nacht. "Er wollte ständig wissen, was seine Bekanntschaften machten." Seine nicht enden wollenden Vorwürfe und Vorhalte gegenüber den Frauen seien für sie als Ermittlerin nur schwer zu ertragen gewesen, berichtete die Beamtin.

Ein Prozessende ist nach fast einem Jahr noch nicht abzusehen. Das Gericht kündigte an, mit den Beteiligten bis Ende des Jahres weitere Termine abstimmen zu wollen. Bislang waren bis Mitte November Prozesstage festgelegt. Weiter geht es am 2. Oktober.

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