Familie aus Köln und Wachtberg Keine Bergung nach Flugzeugabsturz in der Ostsee

Braunschweig · Die Cessna 551, die im September in der Ostsee abgestürzt ist, soll nicht geborgen werden. Der Pilot stammte aus Köln. Er hatte seine Frau und Mitglieder seiner Familie aus Wachtberg in der Unglücksmaschine geflogen.

Eine Cessna wie diese stürzte Anfang September in die Ostsee. An Bord waren der Unternehmer Peter Griesemann und dessen Familie.

Eine Cessna wie diese stürzte Anfang September in die Ostsee. An Bord waren der Unternehmer Peter Griesemann und dessen Familie.

Foto: Markus Schmoll

Anfang September sorgte ein „Geisterflugzeug“, das in die Ostsee stürzte, europaweit für Schlagzeilen. Schnell wurde klar, dass die Cessna vom Kölner Unternehmer Peter Griesemann gesteuert wurde. Mit an Bord waren seine Frau sowie seine Tochter Lisa und deren Freund. Das junge Paar bewirtschaftete erst seit Kurzem den Dreilindenhof in Wachtberg-Niederbachem.

Nun ist klar, dass die abgestürzte Cessna 551 nicht geborgen wird. „Wir haben entschieden, das Luftfahrzeug nicht zu bergen, weil keine neuen Erkenntnisse zu erwarten sind“, sagte ein Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) am Mittwoch der dpa. Die Behörde hatte zuvor einen Zwischenbericht veröffentlicht, in dem es heißt, Druckverlust in der Kabine habe zur Handlungsunfähigkeit der Personen an Bord geführt.

Die Familie war in Jerez in Spanien mit Ziel Köln gestartet. Laut Bericht, der dem GA vorliegt, habe das Flugzeug um 12.57 Uhr abgehoben. Um 13.42 Uhr meldete der Pilot einem Lotsen der Bezirkskontrollstelle der spanischen Flugsicherung Madrid ACC Probleme mit der Klimaanlage und dem Druckausgleich. Gleichzeitig bat er um Genehmigung, die Höhe schnell verlassen zu dürfen. Während des Funkspruches sind laut Bericht „deutliche Hintergrundgeräusche“ zu hören.

Der Lotse stellte noch eine Nachfrage, ebenfalls um 13.42 Uhr – eine Antwort erhielt er nicht. Es gab weitere Anfragen, ehe Madrid ACC die französische Flugsicherung informierte, dass der Kontakt zu der Maschine verloren sei. Der Wachleiter der französischen Flugsicherung alarmierte die Operationszentrale der französischen Luftstreitkräfte.

Um 14.16 Uhr erreichte die Cessna den französischen Luftraum. Gegen 14.22 Uhr konnte ein französisches Jagdflugzeug sich neben das Flugzeug des Kölner Unternehmers setzen. Die beiden Piloten der Alarmrotte gaben an, dass es keinerlei äußerliche Beschädigungen an dem Flugzeug gab und keine Aktivität an Bord festgestellt werden konnte. Fotos, die der BFU vorliegen, zeigen den handlungsunfähigen Piloten auf dem linken Sitz und seine an ihrem Platz im Cockpit hängende, unbenutzte Sauerstoffmaske. Im Verlauf des Irrfluges wurde die Cessna von deutschen, dänischen, schwedischen und einer Alarmrotte der Nato begleitet.

Das Flugzeug sei in nordöstliche Richtung weitergeflogen, bis es vor der Küste Lettlands in die Ostsee stürzte. Westlich der lettischen Hafenstadt Windau fiel es gegen 17.45 Uhr (20.45 Uhr lettische Zeit) ins Meer. Rettungskräfte hatten Überreste der Unglücksmaschine etwa 200 Meter vom ursprünglichen Suchort in einer Tiefe von etwa 60 Metern gefunden. Hoffnung auf Überlebende gab es nicht mehr.

Der Pilot hatte eine Flugerfahrung von etwa 1700 Stunden. Zudem war einer der Fluggäste vor Jahren im Besitz einer Lizenz für Berufspiloten, wie die BFU weiter schrieb. Peter Griesemann war nicht nur Unternehmer, sondern auch ein bekannter Kölner Karnevalist – er war Präsident der Blauen Funken.

Paar hatte große Pläne

Öffentlichkeitswirksam hatte die Familie im Mai 2021 gemeinsam mit der Gemeinde Wachtberg verkündet, dass sie den Dreilindenhof erworben hat. Damals erwarb die Unternehmerfamilie für einen siebenstelligen Betrag über das Auktionshaus Sotheby’s das weitläufige Areal von Baron Édouard de Rothschild. Auf der rund 20 Hektar umfassenden Reitanlage mit 16 Pferde-Einstellplätzen wollten Lisa Griesemann und ihr Lebensgefährte Paul Völlmer ihre Vorstellungen eines Reitstalls verwirklichen.

Der Schwerpunkt des Stalls sollte auf dem Leistungssport liegen. Das Gestüt bietet dafür perfekte Möglichkeiten: So gibt es eine Rennstrecke, einen Reitteich und auch eine Geländestrecke. Für die Zukunft hatte das Paar große Pläne. Das Gestüt sollte um eine 25 Meter lange Führanlage mit einem innenliegenden 20 Meter-Longierzirkel erweitert werden. Ebenso war der Bau von knapp 30 weiteren Boxen geplant, die bereits baurechtlich genehmigt waren. Dazu sollte es ein „gemütliches“ Reiterstübchen geben. Wie mit dem großen Dreilindenhof in Zukunft weiter verfahren wird, ist bislang unklar. Die Internetseite des Betreiberpaares ist nach wie vor online.

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