Western Neu auf DVD: "Feinde - Hostiles" mit Christian Bale

Berlin · New Mexiko, 1892, US-Army: Captain Joseph Blocker, ausgebrannt von all der Gewalt aus zahllosen Indianerkriegen, wird gezwungen, seinen Erzfeind, Cheyenne-Häutpling Yellow Hawk, zu begleiten - zum Sterben nach Montana. Eine Reise beginnt, eine Reise in das Innere zweier Menschen.

 Feinde seit Jahren: Captain Blocker und Chief Yellow Hawk.

Feinde seit Jahren: Captain Blocker und Chief Yellow Hawk.

Foto: Universum Home Entertainment

Joseph Blocker freut sich auf seinen Ruhestand, doch die Army lässt ihn nicht gehen: Yellow Hawk (Wes Studi, "Der mit dem Wolf tanzt", "Avatar"), Häuptling der Cheyenne und in Gefangenschaft an Krebs erkrankt, wird entlassen und darf in seine Heimat Montana reisen. Anordnung des Präsidenten.

Zähneknirschend willigt Captain Blocker (Christian Bale, "Batman - The Dark Knight Rises") ein, denn er hat "einen ganzen Sack voller Gründe", Indianer zu hassen. Blocker und der Häuptling kennen sich aus zahlreichen Kämpfen und Schlachten. Einst massakrierte der Häuptling Freunde Blockers - er wird es nie vergessen.

Und er selbst? Noch zwei Jahre zuvor brachte der Kavallerist Frauen und Kinder beim Massaker vom Wounded Knee River (1890) um - aus Pflichterfüllung: "Ich habe Wilde getötet, und zwar viele, sehr viele, weil das meine verdammte Aufgabe ist."

Regisseur Scott Cooper ("Black Mass") hat mit "Feinde - Hostiles" (Universum Film) ein kleines Epos geschaffen, wenn man das von einem Film sagen kann, der in Dialogszenen aufarbeitet, was Gewalt und Kriege anrichten: die Unterdrückung der indigenen Völker für die Eroberung des amerikanischen Westens, Tod, Leid, Einsamkeit, der amerikanische Traum als das Trauma des Einzelnen.

Cooper, von dem auch das Buch stammt, richtet den Film konsequent auf Christian Bale aus. Der Film lässt dadurch allerdings Chancen liegen, denn der Konflikt der zwei Männer wird mehr aus der Perspektive des Soldaten erzählt, sein Widerpart bekommt zu wenig Raum.

Aber dennoch: Was Christian Bale hier abliefert, wirkt so authentisch, als könnte man das Leid des Captains mit den Händen greifen. Wirklich beeindruckende Landschaftsaufnahmen und eine kongeniale Filmmusik des britischen Komponisten Max Richter schaffen eine beklemmende wie gleichzeitig verdichtete Atmosphäre. Dabei wird die Gewalt nicht ästhetisiert und steht auch nicht im Vordergrund. Sie ist eher ein Trigger der inneren Verfasstheit der Hauptpersonen, sie teilt den Fortgang der Geschichte in Kapitel ein.

Als die Farm von Rosalee Quaid (Rosamund Pike, "James Bond: Stirb an einem anderen Tag") von marodierenden Komantschen überfallen wird, verliert sie ihren Mann, zwei heranwachsende Kinder und ihr Baby. Sie schließt sich der Reisegruppe von Blocker und Yellow Hawk an: Die Komantschen haben nun ein neues Ziel und es werden nicht die letzten Angreifer sein. Der Captain der US-Army und der Indianer, sie müssen aufeinander zugehen, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen.

"Feinde - Hostiles", ist ein Pferde-Roadmovie, eine Reise über die eigenen inneren Grenzen hinweg hin zu mehr Respekt, auch und gerade gegenüber der Andersartigkeit des Anderen. Mit seinem Blick in die Geschichte der USA hält Scott Cooper seinem Heimatland auch einen Spiegel vor.

Lange schien es so, als hätte sich Hollywood vom Western-Genre verabschiedet, als sei die Geschichte des einsamen Helden nicht mehr erzählbar. Nach Clint Eastwoods "Erbarmungslos" (1992) schienen Western nur ironisch gebrochen möglich, wie in Quentin Tarantinos "Django Unchained" (2012) oder in "The Hateful Eight" (2015). Mit "Cowboys & Aliens" (2011) dienten gar Außerirdische als Spannungsfolie für einen Western.

Und doch: Seit dem Remake von "True Grit" (2010) und dem Meisterwerk "The Revenant" (2015) mit Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio wurde die Geschichte von Recht und Unrecht, die des Helden, wieder authentisch, ganz ohne Ironie erzählt. "Feinde - Hostiles" reiht sich hier ein - nahtlos.

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