Infektionszahlen steigen massiv Aus fürs Nachtleben in Niederlanden - weitere Einschränkungen möglich

Den Haag · Seit dem Wochenende liegt das Nachtleben in den Niederlande wieder auf Eis. Für Gaststätten ist um Mitternacht Schluss. Grund sind die enorm gestiegenen Corona-Neuinfektionen. Am Montag lag der Inzidenzwert bei 230.

 Menschen schlendern am Abend an einer Gracht entlang durch den Rotlichtbezirk De Wallen.

Menschen schlendern am Abend an einer Gracht entlang durch den Rotlichtbezirk De Wallen.

Foto: dpa/Koen Van Weel

Wegen einer enorm gestiegenen Zahl an Neuinfektionen haben die Niederlande eine Reihe von Corona-Maßnahmen wieder verschärft. Clubs und Discos müssen von Samstag an erneut schließen. Die Sperrstunde tritt wieder in Kraft, zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens müssen Restaurants und Kneipen schließen. Eine frühere Ausnahme, die den Mindestabstand von 1,5 Meter für die Gastronomie gestrichen hatte, nimmt die Regierung zurück. Live-Programm und laute Musik sind in der Gastronomie auch verboten. Nach nur knapp zwei Wochen bedeutet das wieder das vorläufige Aus fürs Nachtleben.

Auch Festivals und andere Großveranstaltungen ohne feste Sitzplätze, bei denen kein Sicherheitsabstand gehalten werden kann, werden wieder untersagt. „Wir müssen die schnelle Verbreitung des Virus abbremsen“, mahnte der Regierungschef. Rutte mahnte seine Landsleute zur Vorsicht.

Zuletzt waren in den Niederlanden rund 7000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert worden - etwa sieben Mal soviel wie in der Vorwoche. Allein in einer Diskothek in Enschede nahe der deutschen Grenze hatten sich 200 Menschen infiziert, vor allem Jugendliche. Der Zugang war nur mit einem negativen Testergebnis möglich. Offenbar gab es aber viele Fälschungen. Am Montag lag die Sieben-Tage-Inzident bei über 230.

Bisher führte die Zunahme der Infektionen zwar nicht zu mehr Patienten in Krankenhäusern. Die Regierung ist jedoch äußerst besorgt, dass das Land erneut den Status eines Risikogebiets bekommt und Urlaubsreisen nicht mehr möglich sind. Die Niederlande hatten zum 26. Juni fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Das war vielfach als zu schnell und fahrlässig kritisiert worden.

Sorgen vor weiteren Einschränkungen

Die niederländische Regierung ist offenbar besorgt, dass bald Urlaubsreisen aus anderen Ländern nicht mehr möglich sein werden. Aktuell gilt das Nachbarland für Deutschland nicht als Risikogebiet. Das dürfte sich aber bald ändern. Schon ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 stuft das Robert Koch-Institut Länder und Regionen in der Regel als „einfache Risikogebiete“ ein, ab einer Inzidenz von 200 als „Hochinzidenzgebiete“. Für letztere gilt: Wer dort Urlaub macht und nicht geimpft oder genesen ist, muss künftig für mindestens fünf Tage nach der Einreise in Quarantäne . Erst danach kann die Quarantäne aufgehoben werden – für einfache Risikogebiete ist das sofort nach der Einreise möglich. Das RKI aktualisiert die Liste der Risikogebiete mindestens einmal wöchentlich, zuletzt am vergangenen Freitag.

Unwahrscheinlich erscheint es, dass das RKI die Niederlanden als sogenanntes Virusvariantengebiet einstuft. Zwar ist dort die Delta-Variante auf dem Vormarsch. Infektionen seien bereits auch bei vollständig Geimpften und Genesenen festgestellt, heißt es von der niederländischen Regierung. Allerdings ist die Delta-Variante inzwischen auch in Deutschland weit verbreitet – aus diesem Grund hatte das RKI bereits Großbritannien, Portugal und Russland von der Liste der Virusvariantengebiete gestrichen. Sollte sich die Infektionslage in den Niederlanden aber weiterhin verschärfen, könnte das Land bald als Hochinzidenzgebiet gelten.

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(dpa, Viktor Marinov)
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