Niederlande feiern 200 Jahre Königreich

Maastricht · Als der königsblaue Bus auf den Markt von Maastricht stoppte, brach Jubel aus. Bläser stimmten die Fanfare an. Die Türen gingen auf und Staatsoberhäupter von vier Länder betraten das Kopfsteinpflaster der über 2000 Jahre alten Stadt.

 Königin Máxima und König Willem-Alexander in Maastricht. Foto: Marcel Van Hoorn

Königin Máxima und König Willem-Alexander in Maastricht. Foto: Marcel Van Hoorn

Foto: DPA

Mit den höchsten Vertretern seiner Nachbarn feierten die Niederlande am Samstag ihren 200. Geburtstag.

200 Jahre Königreich ist den Niederlanden mehr als nur eine Party wert. Bereits zum vierten Mal feiert das Land sein großes Jubiläum. Doch das Fest in Maastricht bekam dank der gekrönten und ungekrönten Häupter extra Glanz.

König Willem-Alexander und Königin Máxima aus den Niederlanden, König Philippe und Königin Mathilde aus Belgien, Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa aus Luxemburg sowie Bundespräsident Joachim Gauck und seine Partnerin Daniela Schadt schritten auf dem roten Läufer zur Ehrentribüne.

Die Feier mit den Nachbarn hatte auch historisch gute Gründe. Als vor gut 200 Jahren Napoleon aus den Niederlanden vertrieben war, zog der Wiener Kongress von 1814 bis 1815 die Grenzen Europas neu und schlug Belgien und Luxemburg dem Königreich der Niederlande zu. Diese Zwangsehe hielt jedoch nur bis 1830. Belgien und Luxemburg wurden eigene Staaten mit eigenen Fürstenhäuser. Deutschland war als großer Nachbar und wichtigster Handelspartner der Niederlande eingeladen.

Unter dem trüben Himmel wollten die Niederlande aber nicht auf die turbulente Geschichte zurückschauen. Unter dem Motto "Hello World" sollte der Blick über die Deiche gehen auf die internationalen Beziehungen in Handel, Politik und Kultur.

Kein Wunder, dass sie dafür Maastricht als Kulisse gewählt hatten. Dort wurde 1992 der Grundlagenvertrag unterzeichnet, der den Euro schuf und die Europäischen Union in ihrer heutigen Form. Das grenzenlose Leben mit den Nachbarn in Deutschland, Luxemburg und Belgien ist für die rund 120 000 Bürger der Stadt so normal wie für die übrigen Niederländer das Kopje Koffie zum Frühstück.

Maastricht hatte sich herausgeputzt und präsentierte seinen ganzen Stolz: Musik und Mode, sehr zum Entzücken der Modefreundinnen Mathilde und Máxima, beide in Kleidern ihres Lieblingsschneiders Nathan aus Brüssel. Überrascht stellten die für ihren Schick bekannten Damen der Stadt allerdings fest, dass Modekönigin Máxima in einem alten Fummel zur Mega-Party gekommen war. "Das trug sie neulich schon am Königstag", rügte die 35-jährige Ester und stöckelte auf ihren Highheels weiter über das Kopfsteinpflaster.

Deutsche und niederländische Models präsentierten inzwischen kunstvolle Roben und bizarren Kopfschmuck auf dem Platz. Die fantasievollen Kreationen sollten die grenzüberschreitenden Flüsse symbolisieren, untermalt von einem überraschenden Musik-Mix von DJs und Klassik.

Im ehrwürdigen Theater Vrijthof würdigte anschließend Bundespräsident Gauck als Festredner die deutsch-niederländische Freundschaft und Europa. Seine warmen Worte des Mitgefühls zum Absturz von Flug MH17 am 17. Juli über der Ostukraine, ergriffen auch König Willem-Alexander. Innig umarmte er den Bundespräsidenten.

Zum Abschied wollte Maastricht die hohen Gäste noch mit Wein und Häppchen verwöhnen. Das gute Leben gehört zur limburgischen Metropole wie die fetten Fritten zum Rest des Landes. "Hier ist das burgundische Leben", sagte stolz der 53-jährige Albert und nippte an seinem Grauburgunder. Doch gerade mal zehn Minuten blieben den gekrönten und ungekrönten Paaren für das "Preuvenemint", das jährliche Open-Air-Fest der feinen Happen und edlen Weine. Großherzog Henri und seine Frau Marie Teresa ließen sich nicht lange bitten und griffen zum Gläschen. Máxima zog Champagner vor.

Leicht enttäuscht waren die Bürger, dass sie die hohen Gäste nur von weitem hinter Absperrgittern oder auf großen Videoschirmen sehen konnten. "Langweilig", murrte der 18-jährige Hans. Doch da dachten die Gäste schon ans Abschiednehmen. Für Gauck und Daniela Schadt gab es noch Küsschen von Máxima und herzliche Worte vom König. "Wir sind doch sehr gute Nachbarn."

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