Album von 1991 Ehemaliges „Nevermind“-Baby verklagt Nirvana wegen Kinderpornographie

Los Angeles · Wenige Plattencover sind so bekannt wie der nackte Junge auf dem Nirvana-Album von 1991. Der ist mittlerweile 30 und findet das nicht mehr lustig.

 Die Nirvana-Bandmitglieder bei den MTV Video Music Awards im September 1993.

Die Nirvana-Bandmitglieder bei den MTV Video Music Awards im September 1993.

Foto: AP/Mark J. Terrill

Gut 30 Jahre nach Veröffentlichung des legendären Nirvana-Albums „Nevermind“ soll sich die US-Band wegen des Plattencovers vor Gericht verantworten. Der darauf als vier Monate alter Nackedei abgebildete Spencer Elden habe lebenslange Schäden davon getragen und verlange Schadenersatz wegen Kinderpornografie, hieß es in einer am Dienstag vor einem US-Bundesgericht in Kalifornien eingereichten Klage gegen mehr als ein Dutzend Personen und Institutionen. Jede von ihnen solle mindestens 150 000 Dollar (gut 127 500 Euro) Entschädigung zahlen.

Die Beklagten, unter ihnen die überlebenden Band-Mitglieder Krist Novoselic und Dave Grohl, äußerten sich zunächst nicht. Eldens Anwältin Maggie Mabie sagte der Nachrichtenagentur AP, Nirvana und ihr Musiklabel Geffen Rekords hätten sich 1991 die „anstößige Natur“ des Bildes zunutze gemacht, um auf Kosten ihres Mandanten für ihre Musik zu werben. Der heute 30-Jährige leide unter der Allgegenwart des Plattencovers, auf dem er als Baby hinter einer Dollarnote am Angelhaken her schwimmt. Das Bild stelle ihn wie einen Prostituierten dar. Erst jetzt habe er den Mut gefunden, Klage einzureichen. Die Verantwortlichen verdienten bis heute Geld mit dem Motiv. Bei Neuauflagen von „Nevermind“ müsse das Cover verändert werden. „Er will nicht, dass die ganze Welt sein Geschlechtsteil sieht“, sagte Mabie.

Als das Bild entstand, war Nirvana eine kaum bekannte Grunge-Band, die nicht ahnte, dass „Nevermind“ eine ganze Generation prägen sollte unter anderem mit Titeln wie „Smells Like Teen Spirit“, „Come as You Are“ und „Lithium“. Eldens Vater war mit dem Fotografen Kirk Weddle befreundet, der in einem Bad in Pasadena mehrere Fotos schwimmender Babys aufgenommen hatte.

Elden hat sich wiederholt dazu bekannt, dass er das Baby auf dem Cover ist und mehrfach eigene Versionen des Motivs vorgestellt, auf denen er Kleidung oder wenigstens eine Badehose trägt. Im Laufe der Jahre habe er das Ganze zunehmend negativ gesehen, sagte Elden in Interviews. Es war „cool, aber seltsam, Teil von etwas so Wichtigem zu sein, an das ich mich nicht einmal erinnern kann“, sagte er 2015 der „New York Post“. „Es wäre schön, einen Vierteldollar für jede Person zu bekommen, die meinen Baby-Penis gesehen hat.“

(dpa)
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