Prozess Noch viele Fragezeichen im Mordprozess "Lolita Brieger"

Trier · Vor 30 Jahren wurde Lolita Brieger in der Eifel getötet. Seit zwei Monaten steht ihr Ex-Freund als mutmaßlicher Mörder in Trier vor Gericht. Ob er verurteilt wird, ist noch völlig offen.

Der Angeklagte im Mordprozess "Lolita Brieger" starrt auf sein Hände. Seit zwei Monaten schon. Er sagt kein Wort, er zeigt keine Reaktion, während das Landgericht Trier auf der Suche nach Schuld und Sühne ist.

Für ein mutmaßliches Verbrechen, das 30 Jahre zurückliegt: Laut Anklage hat der 51-jährige Landwirt aus Scheid (Kreis Vulkaneifel) 1982 seine Ex-Freundin Lolita Brieger mit einem Draht erdrosselt und ihre Leiche auf der früheren Mülldeponie im nordrhein-westfälischen Frauenkron verscharrt.

Zu Prozessbeginn Anfang März war die Hoffnung groß, dass der Fall "Lolita Brieger" nach so langer Zeit restlos aufgeklärt wird. Noch sind es voraussichtlich zwei Prozesstage, bis die Beweisaufnahme geschlossen wird - und vieles ist noch offen. "Es fällt auf, dass die Zeugen nur sehr spärlich Informationen geben.

Das könnte zum einen daran liegen, dass das alles so lange her ist. Aber auch daran, dass niemand schmutzige Wäsche waschen will", sagt Staatsanwalt Eric Samel. Der Bauer soll seine von ihm schwangere Ex-Freundin ermordet haben, weil sie vom sozialen Stand her nicht zu seiner reichen Familie passte - und sein Vater dagegen war.

Die Frage aller Fragen im Prozess ist, ob dem 51-Jährigen Mord nachgewiesen werden kann. Alle anderen möglichen Straftaten sind verjährt. "Es bleibt abzuwarten, was die Kammer entscheidet", sagt Samel. Er stützt die Anklage unter anderem auf Kleidungsstücke von Brieger, die im Oktober 2011 auf der Ex-Müllhalde mit ihren sterblichen Überresten geborgen wurden.

An Pullover und Bluse fanden sich mehrere Drahtreste - die der Ankläger als Überreste einer Schlinge wertet, mit der Brieger einst in einem Schuppen von hinten erdrosselt worden sein soll - was etwa für das Mordmerkmal Heimtücke sprechen könnte.

Das sieht der Verteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Heinz Neuhaus, anders. "Man hat vier bis fünf einzelne Drahtstücke gefunden. Man muss sich aber die Frage stellen: Haben diese eine Schlinge gebildet?", sagt er. Er habe da "erhebliche Bedenken". Für ihn seien die Mordmerkmale nicht erfüllt. Die Verteidigung sei der Auffassung, dass der Landwirt nicht der Täter sei. "Eine Verurteilung im Sinne der Anklage erscheint bisher fraglich", sagt er.

Da ist aber noch der Hauptbelastungszeuge, der dem Angeklagten damals bei der Beseitigung der Leiche geholfen haben will - und der die Polizei vergangenen Herbst zur Mülldeponie von Frauenkron geführt hatte. "Seine Aussage ist absolut glaubhaft", meint Rechtsanwalt Hans-Josef Ewertz als Vertreter der Nebenklage. "Dass er (der Angeklagte) der Täter ist, daran gibt es keinen Zweifel." Es werde aber immer noch schwierig, ihm Mord nachzuweisen, sagt er.

Verteidiger Neuhaus hält den Hauptbelastungszeugen dagegen für nicht glaubwürdig. "Die Aussage ist nicht mit Leben erfüllt. Es ist für mich völlig lebensfremd, dass man nicht nachfragt, was passiert ist, wenn ein Freund fragt, ob man ihm bei der Beseitigung einer Leiche helfen kann." Gisela Peter (59), eine Schwester von Lolita Brieger, hat jeden Prozesstag vor dem Schwurgericht in Trier verfolgt.

"Ich kann nur abschließen, wenn das hier vorbei ist. Ich hoffe, dass er für das, was er getan hat, betraft wird", sagt sie. Wie es ihrer Mutter gehe? "Sie ist am Ende." Sie sei froh, wenn der Prozess vorbei sei, fügt Nebenkläger Ewertz hinzu. Wenn der Angeklagte freigesprochen werde, wäre das für sie "die Katastrophe".

Eines scheint sich für den Angeklagten abzuzeichnen: "Er kann nach dem Prozess nicht mehr in Scheid wohnen", sagt Ewertz. "Am besten würde er auswandern", sagt Peter. Und auch Verteidiger Neuhaus räumt ein: "Er wird eine schwere Zukunft vor sich haben." Die Plädoyers sind frühestens für den 23. Mai geplant.

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