Gabe von Blutverdünner Opfer in Mordprozess beschuldigt sich plötzlich selbst

Passau · Hat sie ihren Ehemann vergiften wollen, um Zeit für ihren Liebhaber zu haben? Oder hat er sich selbst vergiftet, um sie wieder für sich zu gewinnen? In einem Prozess wegen versuchten Mordes stellen sich unerwartete Fragen.

 Eine Frau aus Waldkirchen (Kreis Freyung-Grafenau) soll versucht haben, ihren Ehemann mit blutverdünnenden Medikamenten zu töten.

Eine Frau aus Waldkirchen (Kreis Freyung-Grafenau) soll versucht haben, ihren Ehemann mit blutverdünnenden Medikamenten zu töten.

Foto: Matthias Balk/Illustration

In einem Prozess wegen versuchten Mordes in Passau hat sich das mutmaßliche Opfer, ein 68 Jahre alter Ehemann, überraschend selbst bezichtigt.

Seine 51 Jahre alte Frau ist vor dem Landgericht angeklagt, weil sie ihren Mann durch heimliche Gabe von Blutverdünner angeblich umbringen wollte. Die Frau bestreitet die Vorwürfe.

Der Mann sah sich die vergangenen Verhandlungstage im Zuschauerraum sitzend an und rief am Montag von dort, dass er die Medikamente selbst eingenommen habe. Später wurde er vom Gericht nochmals als Zeuge offiziell vernommen und blieb bei seiner Aussage. Der Staatsanwalt ließ den 68-Jährigen vorübergehend festnehmen. Wie es mit dem Prozess nun weitergeht, war zunächst unklar. Die Strafkammer hat noch mehrere Verhandlungstage bis 20. Juli eingeplant.

Motiv für die Selbstvergiftung des Mannes soll nach seiner Aussage eine Affäre seiner Frau gewesen sein. Er habe gehofft, dass sie sich wieder ihm zuwende. Die außereheliche Beziehung zu dem Chef der 51-Jährigen nimmt die Staatsanwaltschaft als Motiv für den Mordversuch durch die Frau an. Die Angeklagte sei ihres Ehemannes überdrüssig geworden und habe sich ihrem Geliebten zuwenden wollen.

Die Frau aus Waldkirchen hatte zum Prozessauftakt alle Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen. Sie sitzt seit zehn Monaten in Untersuchungshaft. Das Gericht muss entscheiden, ob sie unschuldig ist oder ob der Ehemann sie mit seiner Selbstbezichtigung nur vor einer Verurteilung schützen wollte. Er hatte bereits zuvor erklärt, dass er an die Unschuld seiner Partnerin glaube.

Die Vergiftung soll durch Reste eines alten Medikaments des Vaters des Ehemannes hervorgerufen worden sein. Die Arznei war noch in dem Haus des Paares. Im Spätsommer 2017 war der Ehemann mehrfach wegen der dadurch ausgelösten Blutungen in Behandlung, teils soll sein Zustand lebensbedrohlich gewesen sein. Nach dem Verdacht einer Ärztin kam es dann zu den Ermittlungen der Kriminalpolizei.

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