Aufstieg über Treppen Der Eiffelturm ist für Besucher wieder geöffnet
Paris · Zum ersten Mal seit über drei Monaten kann die Sehenswürdigkeit in Paris wieder besichtigt werden. Dafür braucht es allerdings eine gute Kondition, denn der Aufstieg ist nur über die Treppe erlaubt.
Fast 700 Stufen sind es bis zum großen Wow-Effekt, dann liegt dem staunenden Besucher Paris zu Füßen. Über drei Monate war der Eiffelturm in der Corona-Krise geschlossen, am Donnerstag durften zum ersten Mal wieder Besucher bis zur zweiten Aussichtsplattform in 115 Metern Höhe hinaufsteigen. Das war an dem heißen Sommertag mit über 30 Grad allerdings eine schweißtreibende Angelegenheit. Die Aufzüge, die in normalen Jahren rund sieben Millionen Besucher auf die verschiedenen Etagen befördern, bleiben wegen der strengen Hygiene-Regeln in Frankreich vorläufig noch geschlossen.
Allerdings ist die Anstrengung angesichts der überwältigenden Aussicht schnell vergessen. Vom Eiffelturm aus wird die Schönheit von Paris noch einmal deutlich. Die ungewohnte Vogelperspektive macht die Achse vom Marsfeld hin zum Trocadéro erst wirklich begreifbar, in einiger Entfernung thront die weiße Basilika Sacré-Coeur im gleißenden Sonnenlicht erhaben auf dem Montmartre, im verwirrenden Häusermeer der Île-de-la-Cité erheben sich etwas behäbig die beiden Türme von Notre-Dame und die Seine verschwindet sich träge schlängelnd irgendwo am Horizont.
Selbst die Männer und Frauen des Sicherheitspersonals scheinen diese grandiosen Aussicht vermisst zuhaben und lassen ihren Blick am ersten Tag der Eröffnung immer wieder über die Stadt schweifen. Sébastian Dupré arbeitet seit fast 24 Jahren auf dem Eiffelturm, doch so lange Zeit musste er noch nie pausieren. Die mehr als dreimonatige Schließung des Eiffelturms wegen der Corona-Pandemie sei die längste seit dem Zweiten Weltkrieg. „Wir alle sind glücklich, wieder hier zu sein“, sagt er sichtlich zufrieden und hofft, dass nun wieder ein weiteres, kleines Stück Normalität in das Leben der Stadt Einzug hält.
Erlebnisraum und Brasserie auf dem Eiffelturm
Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis der Alltag am Eiffelturm zurückehrt. Die Zahl der täglichen Besucher ist in den kommenden Monaten begrenzt und wer nach oben will, muss sein ihr Ticket vorab im Internet reservieren. Der Aufstieg erfolgt zudem über eine andere Treppe als der Abstieg, um einen Mindestabstand zwischen den Besuchern sicherzustellen. Das Konzept scheint zu funktionieren. Victoria Klahr, die Sprecherin der Betreibergesellschaft, erklärt, dass für die ersten Tage bereits mehrere Hundert Tickets verkauft worden seien. Vor allem aus Deutschland und Belgien laufe die Nachfrage bereits wieder an. Aber auch viele Einwohner von Paris würden die Gelegenheit nutzen, um ihr Wahrzeichen zu besuchen, bevor wieder die ganz großen Touristenströme wieder einsetzen.
Die Betreiberfirma hat die Zeit der Schließung genutzt, um sich Gedanken über die Zukunft der Sehenswürdigkeit zu machen. „Man muss den Eiffelturm neu erfinden“, sagt Partick Branko Ruivo, Generaldirektor der Betreibergesellschaft. Es genüge nicht mehr, das Bauwerk nur ansehen zu können. Aus diesem Grund wird auf der ersten Etage eine Art Erlebnisraum eingerichtet, in dem mittels interaktiver Bildschirme und Infoboxen die Geschichte begreifbar gemacht wird. Zudem werden dort in Zukunft auch Musikevents stattfinden und eine neue Brasserie soll die Gäste verpflegen.
BAUWERK: Der Eiffelturm wurde für die Weltausstellung gebaut – sie wurde am 6. Mai 1889 eröffnet. Er ist 324 Meter hoch – inklusive der Antenne auf der Spitze des Bauwerks. Auf der ersten Etage befinden sich Besucher in 57 Metern Höhe, auf der zweiten in 115 Metern. Die oberste Aussichtsplattform befindet sich auf 276 Metern Höhe. Die Stahlkonstruktion allein wiegt 7300 Tonnen, insgesamt wiegt das Bauwerk 10.000 Tonnen. Mehr als 18.000 Eisenteile wurden verwendet, rund 2,5 Millionen Nieten halten ihn zusammen.
ANSTRICH: Der Turm wurde seit dem Bau mehrfach komplett neu gestrichen. Die offizielle Farbe „Eiffeltum-Braun“ trägt er seit 1968. Dieser bronzefarbene Anstrich ist von oben nach unten in drei Schattierungen von hell nach dunkel abgestuft – so soll Leichtigkeit vermittelt werden. Zuvor war der Stahlbau auch schon Venedig-Rot und ockerfarben angemalt. Für den Anstrich werden 60 Tonnen Farbe verbraucht. Im Schnitt dauert das 18 Monate und kostet vier Millionen Euro.
LICHT: Am Abend funkelt der Turm zu jeder Stunde. Auch finden doch immer wieder Lichtshows statt. Alle Lichtinstallationen sind urheberrechtlich geschützt. Fotos davon dürfen zwar für den privaten Gebrauch gemacht werden. Wer die Bilder verbreiten will, braucht dafür aber eine Genehmigung.
TERROR: Nach der islamistischen Anschlagsserie, die Frankreich in den vergangenen Jahren erschüttert hat, wurde der Eiffelturm nachgerüstet. Seit 2018 schützen kugelsichere Glaswände den Stahlturm vor Terrorangriffen. Sie sind drei Meter hoch und stehen einmal auf der Seite zur Seine und gegenüber, Richtung Marsfeld. An den Längsseiten sind Metallzäune hinzugekommen. Die neuen Sicherheitsvorkehrungen waren durchaus umstritten, ist der Turm doch auch ein Symbol der Freiheit. Laut Betreiber waren sie aber notwendig.
Der nächste größere Einschnitt ist ebenfalls schon geplant. Der insgesamt 324 Meter hohe Eiffelturm soll bald einen neuen Anstrich erhalten. 60 Tonnen Farbe werden dafür benötigt und die Arbeiten werden fast zwei Jahre dauern. Pünktlich zu den Olympischen Spielen in Paris im Jahr 2024 soll das Wahrzeichen der Stadt dann im neuen Kleid erstrahlen.