Paxlovid, Remdesivir & Co. Die wichtigsten Corona-Medikamente im Überblick

Bonn · Den besten Schutz vor einer Covid-19-Infektion bietet immer noch die Impfung. Mittlerweile sind jedoch diverse Corona-Medikamente zugelassen, die Erkrankten helfen können. Welche das sind und wie sie wirken, erfahren Sie hier.

 Mittlerweile sind mehrere Corona-Medikamente in der EU zugelassen, weitere befinden sich im Zulassungsverfahren. (Symbolbild)

Mittlerweile sind mehrere Corona-Medikamente in der EU zugelassen, weitere befinden sich im Zulassungsverfahren. (Symbolbild)

Foto: DPA

Die Omikron-Variante ist auf dem Vormarsch, immer mehr Menschen stecken sich mit der Mutation des Coronavirus an. Zwar scheinen die Verläufe bei einer Omikron-Infektion ersten Erkenntnissen nach milder zu sein als bei vorherigen Varianten - dennoch erkranken weiterhin Menschen schwer an Covid-19, teilweise sogar Geimpfte. Ärztinnen und Ärzte haben dann die Möglichkeit, auf Medikamente zurückzugreifen, um Symptome zu lindern und das Leben der Erkrankten zu schützen.

Doch welche Medikamente gegen Covid-19 sind überhaupt zugelassen? Welche Corona-Medikamente stecken noch in der Entwicklung? Und wie wirken Remdesivir, Dexamethason, Paclovid & Co.? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Medikamenten gegen Corona.

Welche Corona-Medikamente sind in der EU zugelassen?

Zur Zeit (Stand: 7. Januar) sind sieben Corona-Medikamente in der EU zugelassen, weitere befinden sich im Zulassungsverfahren der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Der Verband forschender Arzneimittelhersteller listet online alle Corona-Medikamente und ihren jeweiligen Zulassungsstatus auf.

Diese Medikamente hat die EMA bereits zugelassen:

  • Remdesivir, zugelassen in der EU seit 03.07.2020

Remdesivir war das erste und lange Zeit auch das einzige Medikament, das in der EU für die Covid-19-Behandlung zugelassen war. Seit Juli 2020 wurde das ursprünglich gegen Ebola entwickelte Medikament zur Behandlung schwerer Corona-Verläufe eingesetzt. Menschen, die an einer von Covid-19 verursachten Lungenentzündung litten, wurde Remdesivir als Infusionslösung verabreicht - so auch dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.

 Mittlerweile gilt Remdesivir als Corona-Medikament als überholt.

Mittlerweile gilt Remdesivir als Corona-Medikament als überholt.

Foto: dpa/Ulrich Perrey

Mittlerweile gilt Remdesivir als Corona-Medikament jedoch als überholt. Die Weltgesundheitsorganisation spricht sich gegen eine Behandlung aus. Der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen veröffentlichte im September 2021 eine Stellungnahme, in der „das Ausmaß des Zusatznutzens allerdings nur als gering eingestuft“ wird. Weiter heißt es: „Für schwerer erkrankte Erwachsene sowie Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren konnte der G-BA keinen Zusatznutzen feststellen.“

  • Dexamethason, zugelassen in Deutschland seit 18.09.2020

Dexamethason kommt bereits seit Jahren bei der Behandlung anderer Krankheiten zum Einsatz. Seit September 2020 ist der Entzündungshemmer in der EU auch für die Behandlungen schwerer Covid-19-Infektionen zugelassen. Dexamethason kann die Sterblichkeit von beatmeten Corona-Patienten um bis zu 35 Prozent senken, schreibt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Das Corona-Medikament kann über den Mund eingenommen oder als Injektion oder Infusion über eine Vene gegeben werden.

 Dexamethason kommt bereits seit längerer Zeit bei der Behandlung anderer Krankheiten zum Einsatz.

Dexamethason kommt bereits seit längerer Zeit bei der Behandlung anderer Krankheiten zum Einsatz.

Foto: dpa-tmn/Oliver Berg
  • Ronapreve, zugelassen in der EU seit 12.11.2021

Die Antikörpertherapie Ronapreve, eine Kombination aus den Wirkstoffen Casirivimab und Imdevimab, wurde schon vor der offiziellen EMA-Zulassung in Deutschland eingesetzt. Bereits im Januar 2021 geriet das Corona-Medikament in die Schlagzeilen, nachdem der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für 400 Millionen Euro 200.000 Dosen Antikörper-Medikamente gekauft hatte. Das Präparat kam anfangs jedoch nur selten zum Einsatz.

Ronapreve soll schon in frühen Stadien einer Corona-Infektion injiziert werden. Empfohlen wird Ronapreve für Menschen ab zwölf Jahren, die ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Eine Studie, die während der Zulassungsphase angefertigt wurde, zeigte, dass nach einer Ronapreve-Behandlung weniger als ein Prozent der Corona-Infizierten stationär behandelt werden mussten. In einer Vergleichsgruppe waren es mehr als drei Prozent der Erkrankten.

  • Regkirona, zugelassen in der EU seit 12.11.2021

Zeitgleich mit Ronapreve hat die EMA Mitte November eine weitere Antikörper-Therapie zur Behandlung von Corona-Infektionen zugelassen: Regkirona vom südkoreanischen Pharmaunternehmen Celltrion ist ein Antikörperpräparat, das bei erwachsenen Risikopatienten zum Einsatz kommt, die keine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen. Eine Regkirona-Injektion sollte möglichst früh verabreicht werden, spätestens sieben Tage nach Auftreten der ersten Symptome.

 Eine Studie zeigte, dass nach der Behandlung mit dem Corona-Medikament Regkirona nur drei Prozent der Infizierten auf der Intensivstation landete. In einer Vergleichsgruppe, in der statt Regkirona ein Placebo verabreicht worden war, waren es elf Prozent.

  • Tocilizumab, zugelassen in der EU seit 07.12.2021

Tocilizumab ist bereits seit 2009 zur Behandlung von Rheuma zugelassen. Seit Dezember 2021 darf das Medikament auch zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe eingesetzt wer­den.

Bei Tocilizumab handelt es sich um sogenannte monoklonale Antikörper, die die Rezeptoren für den entzündungsfördernden Immunbotenstoff Interleukin-6 (IL-6) blockieren. Das Corona-Medikament wird Patientinnen und Patienten verabreicht, die bereits auf zusätzlichen Sauerstoff oder eine mechanische Beatmung angewiesen sind. Die Deutsche Apotheker-Zeitung erklärt, dass durch Tocilizumab die „Signalkaskade der Entzündungsreaktion unterdrückt“ werden kann.

  • Sotrovimab, zugelassen in der EU seit 12.12.2021

Das Corona-Medikament Sotrovimab setzt in seiner Wirkweise ebenso wie Tocilizumab auf monoklonale Antikörper. Durch eine Behandlung mit Sotrovimab kann die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle unter Corona-Infizierten mit Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf deutlich verringert werden. Nach der Behandlung mit Sotrovimab, das auch unter dem Namen Xevudy bekannt ist, wurden laut einer Studie nur ein Prozent der Infizierten innerhalb von 29 Tagen länger als 24 Stunden in ein Krankenhaus eingewiesen. In der Vergleichsgruppe, in der die Probanden ein Placebo erhileten, lag der Wert bei sechs Prozent, zwei von ihnen starben.

  • Anakinra, zugelassen in der EU seit 20.12.2021

Anakinra ist bereits seit 2002 auf dem Markt und wurde bislang unter anderem zur Behandlung von Rheuma-Erkraknkungen eingesetzt. Anders als Corona-Medikamente, die nur in früheren Krankheitsstadien zum Einsatz kommen, wenn die Virusvermehrung noch eine Rolle spielt, wird Anakinra in einem späteren Stadium verabreicht - vor allem dann, wenn überschießende Immun- und Entzündungsreaktionen im Vordergrund stehen. Eine Gabe in einem frühen Erkrankungsstadium ist aus pathophysiologischer Sicht nicht sinnvoll und würde den Zustand des Patienten wahrscheinlich eher verschlechtern als bessern.

Nach Angaben der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA soll Anakinra Entzündungen, die mit einer Covid-19-Infektion in Zusammenhang stehen, reduzieren und so die Schädigung der unteren Atemwege verringern. Schwere Atemweginsuffizienzen sollen dadurch verhindert werden.

Auf welche Corona-Medikamente setzt Deutschland weitere Hoffnungen?

  • Molnupiravir

Bei Covid-19-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen soll Molnupiravir das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen senken. Molnupiravir, das den Wirkstoff Lagevrio enthältist, befindet sich seit November im Zulassungsverfahren der EMA. Ärztinnen und Ärzte in Deutschland können das Corona-Medikament jedoch bereits seit dem 3. Januar 2022 verordnen - zunächst auch ohne EU-Zulassung: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat eine nationale Erlaubnis ausgesprochen. In Großbritannien ist das als Kapsel verabreichte Corona-Medikament bereits zugelassen.

Kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit hat der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen Liefervertrag für das Covid-Medikament Molnupiravir mit dem US-Pharmaproduzenten Merck geschlossen: Deutschland soll in den kommenden Monaten 80.000 Einheiten des Medikaments erhalten.

  • Paxlovid (Nirmatrelvir und Ritonavir)

Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor wenigen Tagen verkündete, soll in Deutschland mit dem Corona-Medikament Paxlovid möglichst noch im Januar ein weiteres Mittel zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe eingesetzt werden können. Die deutsche Regierung hat eine Million Packungen Paxlovid bestellt. Die deutsche Notfallzulassung soll noch vor der EMA-Zulassung erfolgen. Im Dezember hat das Corona-Medikament bereits die Notfallzulassung in den USA erhalten.

 Nach Angaben des Herstellers soll Paxlovid die Wahrscheinlichkeit eines schweren Corona-Verlaufs um 89 Prozent verringern.

Nach Angaben des Herstellers soll Paxlovid die Wahrscheinlichkeit eines schweren Corona-Verlaufs um 89 Prozent verringern.

Foto: dpa/-

Nach Angaben des Herstellers Pfizer soll Paxlovid die Wahrscheinlichkeit eines schweren Corona-Verlaufs um 89 Prozent verringern. Das Mittel soll insbesondere für die Behandlung ungeimpfter Risikopatienten geeignet sein.

Dieses Corona-Medikament machte noch von sich reden

  • Ivermectin

In sozialen Medien geistern Erzählungen über das vermeintliche Wundermittel Ivermectin gegen Covid-19 schon länger herum. Doch das Parasitenmedikament Ivermectin, das vorrangig Pferden und Kühen mit Wurmbefall verabreicht wird, kann eine Corona-Infektion weder verhindern noch einen schweren Verlauf vorbeugen oder die Heilung beschleunigen. Das Bundesgesundheitsministerium warnt, dass Iveremctin „keine Evidenz für Wirksamkeit gegen Covid-19“ habe. Laut Robert Koch-Institut besteht bei unkontrollierter Anwendung von Ivermectin das Risiko einer schweren Vergiftung.

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