Dienstliche Einsatzliste in Berlin Polizisten nutzen Namen von NSU-Terrorist Bönhardt

DRESDEN/BERLIN · Zwei Beamte des SEK Sachsen haben in eine dienstliche Liste den Namen des Rechtsterroristen Uwe Bönhardt, der durch die Morde des NSU Bekanntschaft erlangte, eingetragen.

Zwei Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) Sachsen haben nach Angaben des Landeskriminalamtes in eine dienstliche Liste den Namen des Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt eingetragen. Ihnen sei daraufhin „die Führung der Dienstgeschäfte untersagt“ worden, teilte das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen am Freitag in Dresden mit. Im Rahmen des eingeleiteten Disziplinarverfahrens werde „die Entfernung der Beamten aus dem Dienst angestrebt“.

Die Polizisten hatten den falschen Namen in eine Liste für ein Zutritts- und Berechtigungsdokument eingetragen. Von ihrem Einsatz in Berlin seien sie daraufhin „unverzüglich abgezogen“ worden, hieß es. SEK-Beamte verwenden den Angaben zufolge bei Großeinsätzen regelmäßig Aliasnamen, die beispielsweise in Ausweise und Zugangsberechtigungen für gesperrte Gebiete eingetragen werden. Ihre Klarnamen sollen dadurch geschützt werden.

„Bereits die Eintragung des Namens eines Täters der NSU-Morde in eine Liste mit dienstlichen Angaben und im Rahmen eines dienstlichen Anlasses ist abscheulich und stellt für die Opfer und deren Angehörige eine Missachtung höchsten Maßes dar“, erklärte der sächsische LKA-Präsident Petric Kleine. Dafür wolle er sich „ausdrücklich bei den Betroffenen entschuldigen“.

Der rechtsextremistischen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) um Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe werden zehn Morde zwischen 2000 und 2007 zugeschrieben. In einem der größten Strafprozesse in der Geschichte Nachkriegsdeutschlands wurde die Hauptangeklagte Beate Zschäpe, einzige Überlebende des Trios, im Juli zu lebenslanger Haft verurteilt.

Das Verhalten der sächsischen Beamten sei „vollständig inakzeptabel, im höchsten Maße verantwortungslos und an 'Dummheit' kaum zu überbieten“, erklärte Kleine. Dass damit das Ansehen der gesamten sächsischen Polizei nachhaltig geschädigt werde könnte, sei „nicht hinnehmbar“, sagte der LKA-Präsident.

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