Präsident übernimmt Kommando bei Taifun-Hilfe

Tacloban · Das Elend der im Stich gelassenen Taifun-Opfer hat Präsident Benigno Aquino persönlich auf den Plan gerufen. Der selbst in die Kritik geratene Präsident übernahm am Montag das Kommando über die Organisation der Hilfsaktionen.

Er beschloss nach einem Besuch im Katastrophengebiet, so lange selbst vor Ort zu bleiben, bis Hunderttausende angemessen versorgt sind. Er übernachtete in der verwüsteten Stadt Tacloban und inspizierte am Montag die Hilfsaktivitäten. Aquinos Entscheidung, vor Ort zu bleiben, sei spontan gefallen, hieß es.

Der Präsident konnte seinen Frust kaum verbergen. Was ist schief gelaufen? fragte ihn ein BBC-Reporter. "Fragen sie die Lokalbehörden", antwortete Aquino. Die Lokalbehörden seien immer die ersten Hilfe-Leister, die nationale Regierung könne das nur ergänzen. "Nur wenn dieses Rückrat nicht existiert, wie sollen wir dann etwas ergänzen?" sagte er verärgert. "Da ist etwas auf Behördenseite sehr schief gelaufen."

Brisant ist, dass der Präsident und der Bürgermeister von Tacloban, Alfred Romualdez, rivalisierenden politischen Clans angehören. Romualdez ist ein Neffe der Witwe von Diktator Ferdinand Marcos, Imelda. Aquino ist Sohn des Marcos-Widersachers Benigno Aquino, der bei der Rückkehr 1983 aus dem Exil von Marcos-Schergen am Flughafen erschossen wurde. Romualdez wehrte sich gegen die Vorwürfe: "Das Problem ist wohl die Koordination zwischen der nationalen Regierung hier vor Ort und in Manila", sagte er der BBC.

"Wie verdoppeln unsere Kapazitäten, um diesen Einsatz so lange wie nötig aufrecht zu erhalten", sagte der Chef der Katastrophenbehörde, Eduardo Del Rosario, in Manila. "Geduld, wir bitten alle Menschen um Hilfe, damit niemand hungern muss." Die Wasserversorgung in Tacloban sei bereits wieder hergestellt.

Nach Angaben von Innenminister Mar Roxas sollen so schnell wie möglich Strom und Benzin zur Verfügung stehen, und Banken sollen bald öffnen, damit das Geschäftsleben wieder starten kann. Noch am Montag sollte die Straßenbeleuchtung auf einer zehn Kilometer langen Strecke zwischen Tacloban und Palo wieder eingeschaltet werden. "Wir wollen den Menschen Hoffnung geben", sagte Energieminister Jericho Petilla im Rundfunk.

Die Zahl der Todesopfer durch den Taifun lag am Montag bei 3976. Fast 1 600 Menschen waren vermisst gemeldet. Taifun "Haiyan" war der gewaltigste Taifun, der je Land erreichte. Er war am 8. November quer über den Inselstaat gefegt und hatte meterhohe Sturmfluten ausgelöst, die an einem hunderte Meter breiten Küstenstreifen alles fort rissen. Hunderttausende wurden obdachlos.

Die USA stockten ihre Hilfe für die Taifun-Überlebenden auf den Philippinen auf. Sie stellen weitere zehn Millionen Dollar und damit insgesamt 37 Millionen Dollar (27,4 Millionen Euro) zur Verfügung, wie eine Sprecherin der staatlichen Hilfsorganisation USAid am Montag in Manila erklärte. Saudi-Arabien spendete am Montag zehn Millionen Dollar. Insgesamt erreichten die philippinischen Behörden bis Montag 271 Millionen Dollar, teilte das Außenministerium mit. Deutschland war mit insgesamt 6,5 Millionen Euro dabei.

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