Monarchie in Großbritannien Prinz Philip nimmt Abschied

Bonn · 96 Jahre alt ist der Ehemann von Königin Elizabeth II. mittlerweile. Nun will er kürzer treten. Am Mittwoch absolviert er seinen letzten offiziellen Termin, eine Militärparade.

 In offizieller Mission: Prinz Philip, Herzog von Edinburg.

In offizieller Mission: Prinz Philip, Herzog von Edinburg.

Foto: dpa

Er wird uns fehlen. Auch wenn wir ihn selten genug gesehen haben. Und wenn, dann meist in der zweiten Reihe. Aber auch von dort aus lässt sich die Welt dem Ungebildeten erklären: „Wenn es vier Beine hat und kein Stuhl ist, wenn es zwei Flügel hat und fliegt, aber kein Flugzeug ist, und wenn es schwimmt und kein U-Boot ist, werden es die Kantonesen essen“, ließ Prinz Philip 1986 über die chinesische Küche verlauten. Weltmann, der er als geborener Prinz von Griechenland und Dänemark und Herzog von Edinburgh ist. Als der Mann, der seit nahezu 70 Jahren als Prinzgemahl an der Seite von Elizabeth II. steht. Unverrückbar, unverfälscht, unnachahmlich.

Parade als letzter Auftritt

Vor allem, was seine Fähigkeit anbelangt, dem Humor nachtschwarze Seiten abzugewinnen und wohl mit einer gewissen Freude am Anarchischen britische Protokollbeamte an den Rand des Herzinfarkts zu treiben. Aber damit wird nun wohl Schluss sein: Mittlerweile 96 Jahre alt, blickt Prinz Philip seinem letzten offiziellen Termin entgegen: Am Mittwoch wird er vor dem Buckingham-Palast eine Militärparade der Royal Marines zum Abschluss einer Spendenaktion abnehmen. Keine schlechte Wahl für den Abschied von den öffentlichen Pflichten, stand der Prinz doch einst in Diensten der Marine, bis seine Frau Königin und er damit an ihrer Seite unabkömmlich wurde.

Seither stand er in Diensten protokollarischer Pflichten, die er – mit tiefen Wurzeln im deutschen Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg – zuvor ja nicht trainiert hatte und dann mit wechselnder Ernsthaftigkeit erfüllte. Bei 22 219 offiziellen Terminen seit 1952 entwickelte sich Prinz Philip laut Selbsteinschätzung zum „erfahrensten Gedenktafel-Enthüller der Welt“, ließ aber gelegentlich einen Hauch von Überdruss erkennen. Weshalb er sich bereits 1969 in Kanada auch die etwas laxe Formulierung gönnte: „Ich erkläre das Ding für eröffnet – was immer es auch ist.“

Der Musterprinz

Immerhin hat er nie die Übersicht verloren, wo er sich während seiner 637 offiziellen Auslandsreisen gerade aufhielt, und nicht jede seiner 5496 offiziellen Reden schmückte einer seiner gefürchteten Sprüche. Diplomatie erwies sich nicht als Philips ausgeprägteste Eigenschaft, weshalb er – seit 1947 britischer Staatsbürger – hier und da Klartext sprach: „Britische Frauen können nicht kochen“, erklärte er 1966 unumwunden. Die Frauen mögen das schockierend gefunden haben, verziehen ihm aber; denn als Ehemann verhielt sich der Prinz stets mustergültig: keine Skandale, unerschütterliche Loyalität, eiserne Disziplin, wenn es um die Firma, das Königshaus, ging.

Nun wird Prinz Philip sich auch aus der zweiten Reihe zurückziehen. Die Enkel stehen bereits erkennbar stärker in der royalen Pflicht – und sie machen sich, wie Prinz William und Herzogin Kate jüngst in Deutschland demonstrierten, gut. Da kann man sich entspannt der Pflege einer nicht mehr ganz so unangreifbaren Konstitution widmen, sich schon einmal ein zweites Tässchen Tee zum Frühstück gönnen – und vielleicht auch darauf freuen, „von Zeit zu Zeit“ noch einmal ins royale Rampenlicht zu treten. Seine Fans weltweit werden es ihm danken.

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